Es war wieder ein Basketballspiel, das alles zu bieten hatte. Gute Nerven waren gefragt, sowohl bei den Zuschauern als auch bei Trainern und Spielerinnen. Rund 350 Zuschauer, darunter auch einige sehr laustarke und fröhliche Fans aus Herne, hielt es am Ende nicht mehr auf den Sitzen. Mit großem Kampfgeist, einer tollen Defense und dem nötigen Quäntchen Glück bezwangen die AXSE BasCats den Tabellenvierten Herner TC mit 78:72 und nahmen damit erfolgreich Revanche für die unglückliche 73:76-Niederlage im Hinspiel.
Trainer Dennis Czygan hatte sein Team darauf eingeschworen, dass dieses Spiel nur in der Defensive zu gewinnen sei. Und die BasCats hielten sich daran. Erstmals stand Brooke Le Mar in der Startformation, nach den ersten Saisonminuten in Wasserburg feierte sie ihre Heimpremiere. Und was für eine. Mit einem Distanztreffer nach eineinhalb Minuten führte sie sich glänzend ein. Auch in der Folge zeigte die 26-jährige US-Amerikanerin, wie wertvoll sie für das Team werden kann. Sie bringt eine große Energie ins Spiel, hat ein sehr gutes Auge für die Mitspielerinnen und ist auch jederzeit im Wurf gefährlich.
Herne, nur mit acht Spielerinnen angereist, kam mit dem Ruf einer zuletzt überaus wurfstarken Mannschaft. Doch das zeigten die Hernerinnen zunächst nicht. Ihre Wurfquote war schlecht, vor allem Jill Bettonvil, Katlyn Bussey und Isabella Slim vergaben viel, auch Courtney Range hatte zunächst nicht das sichere Händchen. Ganz anders die AXSE BasCats, 29 Punkte nach dem ersten Viertel hatten sie in dieser Saison noch nicht oft. Es waren schöne Anspiele zu sehen, so das von Helena Chatzitheodorou zu Anne Zipser, das einen 7:0-Lauf zum Ende des ersten Viertels einläutete. Michala Palenickova markierte einen Distanztreffer, Sekunden später gelang ihr ein Ballgewinn und ein erfolgreicher Fastbreak.
Nach eineinhalb Minuten des zweiten Viertels markierte Tiffany Jones-Smith mit zwei Freiwürfen die höchste Führung (31:18) der ersten Halbzeit, doch dann kam Herne auf. Loyce Bettonvil gelang der erste Distanztreffer für die Gäste, Range wurde treffsicherer und die sehr starke Italienerin Beatrice Attura verkürzte auf drei Punkte. Ein Freiwurftreffer von Anne Zipser und ein toller Dreier von Helena Chatzitheodorou in letzter Sekunde ergaben jedoch die 40:33-Halbzeitführung.
Auch der Start in die zweite Halbzeit gelang. Jones-Smith, die diesmal unter den Körben unheimlich ackerte und 13 Defensivrebounds pflückte (insgesamt 18), nutzte ein tolles Zuspiel von Brooke Le Mar, verwandelte zwei Freiwürfe zum 46:33, und nach einem Korb von Range verwandelte Geburtstagskind Sara Kranzhöfer – das USC-Eigengewächs wurde 22 Jahre alt – einen Traumpass von Le Mar zum 48:35. Aber Herne entdeckte seine Treffsicherheit wieder. Attura mit einem Dreier und Range verkürzten auf acht Punkte. Doch nun lief es bei Anne Zipser offensiv gut. Zusammen mit Vee Young, die trotz einer Knieverletzung großartig kämpfte und neben 18 Punkten 17 (!) Rebounds holte, erhöhte sie drei Minuten vor Ende des dritten Viertels auf 54:42. Doch defensiv konnte sie gegen Range nichts ausrichten. Immer wieder drehte sich die abgezockte US-Amerikanerin um Zipser herum und machte sechs Punkte in Folge. Ein Alleingang von Le Mar und ein Korb von Young ergaben das 58:50 nach dem dritten Viertel.
Im letzten Viertel wurde es immer dramatischer. Angeführt von Karin Kuijt schien Herne das Blatt wenden zu können, bekam aber auch Foulprobleme. Dennoch, ein Dreier von Attura, ein Korb von Slim und dann ein Korb mit Foul von Range: 70:70. Die Halle wurde zum Hexenkessel, die Herner Fans witterten den Sieg. Es war Gänsehautfeeling pur. Doch die AXSE BasCats behielten die Nerven. Brooke Le Mar verwandelte zwei Freiwürfe zum 74:72, dann stand Sara Kranzhöfer an der Linie. Vier Freiwürfe hatte sie bereites verworfen, doch diesmal traf sie zur Entscheidung:76:72. Den Schlusspunkt setzte Vee Young wiederum mit zwei Freiwürfen. Der Rest war grenzenloser Jubel im ISSW. Und dann bekam Sara Kranzhöfer noch ihr Geburtstagsständchen. Diesen Geburtstag wird sie so schnell nicht vergessen.
Der vierte Saisonsieg ist ein wichtiger Schritt zum Klassenerhalt. Die AXSE BasCats begeisterten diesmal ihre Fans. Sie – und hoffentlich noch ein paar mehr – dürften am 27. Januar gegen den TK Hannover wiederkommen. Es war wahrlich beste Samstagabend-Unterhaltung.
Stenogramm: 5:6 (3.), 13:8 (4.),20:12 (7.), 22:16 (9.), 29:16 (10.), 36:27 (17.), 36:33 (19.), 40:33 (Halbzeit), 48:35 (24.), 54:42 (26.), 54:50 (28.), 58:50 (30.), 62:58 (33.), 66:65 (35.), 70:70 (37.),78:72 (Endstand).
Axse BasCats: Young 18, Le Mar 15/1, Jones 12, Zipser 9, Arthur 8/1, Kranzhöfer 6, Palenickova 5/1, Chatzitheodorou 5/1, Angol, Meusel.
Herner TC: Range 29, Attura 18/2, L. Bettonvil 6/1, Slim 6, Kuijt 5, J. Bettonvil 4, Bussey 2, Karic 2.
Rebounds: 52:35 (BasCats/Herne): Jones-Smith 18, Young 17, Arthur 4.
Turnover: 18:8
Wurfquote aus dem Feld: 46:50%
Dreierquote: 36:16%
Freiwurfquote: 69:64%
Stimmen zum Spiel:
Trainer Dennis Czygan: „Dieses Team darf man nie abschreiben. Schon am Donnerstagabend war Wasserburg aus den Köpfen. Das war heute eine tolle Reaktion und ein sehr wichtiger Sieg. Brooke Le Mar hat von Anfang an gezeigt, dass sie da ist. Sie hat eine hohe Basketball-Intelligenz. (Ein ganz großer Dank an die Sporthopaedie um Dr. Markus Weber und Karafit & Physio im VITALIS, an Christos und Gabriele Karavassilis, die über Monate alles gegeben haben, um Brooke wieder fit zu bekommen. Erst die gelungene Operation, dann die erfolgreiche Reha). Die Mannschaft hat dafür gesorgt, dass Herne für die Würfe hart arbeiten musste. Diesmal haben wir uns nicht auf die Offense verlassen, sondern sind in der Verteidigung aggressiv geblieben. Ich war auch beim 70:70-Ausgleich noch zuversichtlich und habe gedacht, nein, heute kippt es nicht wie im Hinspiel. Die Mannschaft hat hart für den Sieg gearbeitet.“
Brooke Le Mar: „Es fühlt sich großartig an, wieder auf dem Spielfeld zu sein. Es waren lange vier Monate. Mein Team hat mir sehr geholfen. Wir wussten, dass Herne einen Lauf haben kann, aber wir haben sehr gut als Team zusammengespielt. Die letzten Sekunden waren natürlich sehr aufregend. Wir können jedes Team schlagen, wir müssen uns nur auf uns und den nächsten Gegner fokussieren.“
Sara Kranzhöfer: „Für einen kurzen Moment war das Spiel auf der Kippe, aber wir haben dagegen gehalten und am Ende den Dreh geschafft. In der Verteidigung waren wir sehr aggressiv. Der Mittwoch in Wasserburg war frustrierend, aber heute waren wir da. Das muss man erstmal in nur zwei Tagen schaffen.“
Michael Rappe
Tolles Heimdebüt für Aufbauspielerin Brooke Le Mar.
Foto: Tom Eisele