Saison 1962/1963

4. Platz der Oberliga Südwest

Aufgebot:
Phil Day (ab 12/1962), Volker Heindel, Werner Lamade (bis 11/1962), Fritz Neumann, Gerd Pflaumer, Oskar Roth (Spielertrainer), Harald Ströming, Rassem Yahya, Manfred Ziegler

Die Vereine der Oberliga Südwest:
TSG Darmstadt, BC Darmstadt, GW Frankfurt, Eintracht Frankfurt, MTV Gießen, TB Heidelberg, TV 46 Heidelberg, USC Heidelberg, RW Koblenz, TV Kirchheimbolanden, BBC Linz, TV 1870 Mainz

In die Saison 62/63 ging der Deutsche Meister mit einem Kader, der den Eindruck erwecken konnte, er wolle nun nach sechs ununterbrochenen Titeln den frustrierten Rivalen freiwillig das Feld überlassen. Bereits die Abgänge von Klaus Weinand (Spfr. Neukölln), Horst Stein und Ludwig Gundacker (beide KuSG Leimen) wogen schwer. Zudem aber stand auch Hannes Neumann wegen eines Studienaufenthalts in den USA die gesamte Saison über nicht zur Verfügung. Überdies schied im November 1962 der 20-fache Nationalspieler Werner Lamade aus dem Kader, da er berufsbedingt nach Berlin umzog, wo er sich wie bereits zuvor Klaus Weinand den Spfr. Neukölln anschloss. Obwohl Harald Ströming vom HTV kam und dann ab Dezember 1962 der Amerikaner Phil Day beim USC spielte, hatte das Team gegenüber dem Vorjahr deutlich an Klasse, Länge und Tiefe eingebüßt.

Dagegen hatte sich der Lokalrivale HTV mit den beiden Amerikanern Ziolkowski und Wollberg beträchtlich verstärkt. Mit ihnen und dem bisherigen Spielerstamm hoffte Trainerin Maria Biller wieder vorne mitmischen zu können. Ein weiterer sehr ambitionierter Verein trat in der Oberliga Südwest nun mit dem MTV Gießen auf den Plan. Der Aufsteiger war mit Klaus Jungnickel, Bernd Röder sowie den beiden starken Amerikanern Butler und Combs sehr gut besetzt und sollte sich für den USC zum großen Südwestrivalen entwickeln.
So war beim amtierenden Meister nicht nur eine Titelverteidigung völlig unrealistisch. Vielmehr stand zu befürchten, dass er sogar Mühe haben würde, in der Liga vorne mitzuspielen.
Die Saisonentwicklung solle diese Befürchtungen bestätigen!

Beide Spiele des USC gegen den HTV gingen an die Klingenteichler. Dagegen blieben die Akademiker gegen den anderen Lokalrivalen TBH in beiden Spielen siegreich. Beim MTV Gießen bezog der USC eine klare Niederlage, im Heimspiel errang er ein Unentschieden.
In der Lokalpresse wurde seinerzeit kolportiert, der USC habe gegen Saisonende absichtlich Spiele abgegeben, um hinter dem TV Kirchheimbolanden nur den 4. Tabellenplatz zu erreichen, so den wenig aussichtsreichen Spielen um die deutsche Meisterschaft zu entgehen und damit die Saison abzuschließen. Auffallend war schon, dass die „Akademiker“ in den letzten vier Begegnungen patzten und so den 3-Punkte-Vorsprung vor dem TVK noch einbüßten. Dabei trat der USC jeweils nur mit einem Rumpfteam an, z. B. bei BBC Linz mit lediglich sechs Spielern, darunter mit Volker Heindel und Manfred Ziegler nur zwei Akteuren der 1. Mannschaft.

Spielergebnisse des USC in der OL-Hauptrunde

USC – RW Koblenz 69:41 (34:20) – Lamade 23, Ziegler 14, Roth 13
BC Darmstadt – USC 42:56
TSG Darmstadt – USC 51:71 (36:44) – Yahya 28, Lamade, Ziegler je 14
TV Kirchheimbolanden – USC 67:63 (33:33) – Ziegler 17, Lamade 13, Yahya 12
USC – Eintracht Frankfurt 71:45 (40:20) – Yahya 30, Lamade 17
MTV Gießen – USC 78:63 – MTV: Jungnickel 29, Butler, Combs 16; USC: Yahya 34
TBH – USC 49:78 (21:32) – Yahya 37, Lamade 17
USC – HTV 64:73 (29:32) – USC: Yahya 22, Ziegler 20; HTV: Ziolkowski 19, Wollberg 12
USC – TV Mainz 53:46 – Ziegler 19, Yahya 15, Heindel 10
USC – BBC Linz 58:46 (26:16)
GW Frankfurt – USC 52:52 (27:30) – Yahya 22, Day 10
USC – TV Kirchheimbolanden 55:50 (26:16) – Yahya 28, Ziegler 14 (ohne F. Neumann, Pflaumer und Day)
USC – TSG Darmstadt 65:62 (36:27) – Yahya 33
USC – TBH 62:44 (36:27) – USC: Ziegler 20, Yahya 13; TBH: Riebel 15, Fuchs 11
USC – MTV Gießen 80:80 (46:43) – USC: Yahya 28, F. Neumann 17, Ziegler 16; MTV: Jungnickel 41, Combs 19
HTV – USC 96:87
USC – GW Frankfurt 73:55 – Yahya 16, Day 15, Ströming 13
TV Mainz – USC 74:73 – Yahya 32, Day 14
BBC Linz – USC 59:56 – Heindel 18, Leciejewski 14
Eintracht Frankfurt – USC 39:32
RW Koblenz – USC 69:53

Der HTV musste in der OL Südwest mit 76:78 beim BBC Linz lediglich eine Niederlage hinnehmen. Dagegen hielt er den starken Aufsteiger MTV Gießen in beiden Begegnungen auf Distanz. Im Heimspiel ließ er den Hessen keine Chance und siegte spektakulär mit 106:70 (Biller 37, Ziolkowski 20, Wollberg 18 – Jungnickel 34, Butler 28). Auch in Gießen zogen die Turner nach hohem Rückstand (33:55/30. Minute) ihr gefürchtetes Tempospiel auf und blieben noch mit 67:66 erfolgreich (Röder 24, Butler 21, Combs 15 – Biller 29, Ziolkowski 17). Gegen den Lokalrivalen TBH siegte der HTV mit 56:55 und 95:71. Der Turnerbund wiederum konnte immerhin u. a. den MTV Gießen im Heimspiel mit 63:50 bezwingen und belegte in der Abschlusstabelle einen Mittelplatz.
So konnten die Klingenteichler nach jahrelanger USC-Dominanz den Rivalen endlich wieder einmal überflügeln und wurden mit 42:2 Punkten überlegen Südwestmeister. Es folgten MTV Gießen mit 33:11, TV Kirchheimbolanden mit 29:15 und der USC mit 26:18 Punkten.

Auf dem Weg zur Deutschen Meisterschaft kam für die HTV-Herren jedoch bereits in der Zwischenrunde das Aus. Gegen den Westzweiten SSV Hagen siegten sie zwar im Heimspiel mit 60:54, unterlagen aber auswärts mit 66:90 und mussten damit den Westfalen im direkten Vergleich den Vortritt lassen. Deutscher Meister wurde wenig überraschend Alemannia Aachen, das sich damit erstmals in den Annalen verewigte. Der Westmeister schlug im Endspiel die mit den ehemaligen USC-Spielern Werner Lamade und Klaus Weinand enorm verstärkten Neuköllner Sportfreunde mit 59:49.

In der Damen-Oberliga Südwest spielten seinerzeit:
Eintracht Frankfurt, GW Frankfurt, TV Groß-Gerau, TV Heidelberg, USC Heidelberg, KuSG Leimen, USC Mainz, TV Offenbach
Die HTV-Damen holten sich ungeschlagen die Südwestmeisterschaft, während der USC den letzten Tabellenplatz einnahm und damit abstieg.
In der Qualifikation zur Deutschen Meisterschaft setzte sich der HTV in Hin- und Rückspiel zunächst gegen den ASC Berlin mit 49:26 und 43:36 durch. In der Vorschlussrunde warf er den Nordmeister VfL Lichtenrade Berlin mit ebenfalls zwei Siegen (49:39 und 47:40) aus dem Rennen. Auch im Endspiel gegen den Westmeister ATV 77 Düsseldorf blieben die Klingenteichlerinnen ungeschlagen und feierten mit 46:44 (35:22) ihren siebenten und vorläufig letzten Meistertitel.

Nach der Saison 1962/1963 beendete mit Oskar Roth ein Urgestein des deutschen und Heidelberger Basketballs seine aktive Karriere. Zuletzt als Spielertrainer des USC, gelangen ihm insgesamt neun Meisterschaften im Herrenbereich (drei mit dem TBH, sechs mit dem USC), was niemand vor ihm geschafft hatte und wohl auch niemand nach ihm schaffen wird. Als echter „Altstadtsumen“ hatte er eine seinerzeit typische „Basketball-Sozialisation“ mit dem Kristallisationspunkt Marstallhalle erfahren. Obwohl sein gestrenger Lehrmeister Anton Kartak ihm einst prophezeit hatte, er würde dieses Spiel niemals begreifen, galt er bald als bester deutscher Verteidiger, wurde bereits mit 18 Jahren Nationalspieler, absolvierte als mit 1,78 m kleinster Nationalcenter in der Geschichte des DBB 53 Länderspiele und nahm an vier Europameisterschaften teil – Anton Kartaks paradoxe Intervention hatte also perfekt gewirkt!

Oskar Roth, Urgestein des Heidelberger Basketballs, im Endspiel gegen Aachen vor seiner 9. Deutschen Meisterschaft (Slg. Gerhard Treutlein).

Oskar Roth, Urgestein des Heidelberger Basketballs, im Endspiel gegen Aachen vor seiner 9. Deutschen Meisterschaft  (Slg. Gerhard Treutlein).

Mit Werner Lamade (bereits im November 1962) und Manfred Ziegler beendeten zwei weitere Akteure, die als Spieler der ersten Stunde an allen sechs Deutschen Meisterschaften des USC maßgeblich beteiligt waren, aus beruflichen Gründen ihre Laufbahn. Beide waren über die ganzen Jahre zuverlässige Teamplayer, die nicht zuletzt in der von erheblichen personellen Problemen geprägten abgelaufenen Saison wichtige Korsettstangen der Mannschaft waren.

Erfolgreiche Jugendarbeit

Einmal mehr trug indes die gute Jugendarbeit des USC ihre Früchte. Die von Werner Lamade geformte und nun von Volker Heindel trainierte A-Jugend musste sich 1963 in einem packenden Endspiel erst in letzter Sekunde dem neuen Meister MTV Wolfenbüttel beugen und wurde damit Vizemeister. In einer sehr guten USC-Mannschaft konnten sich Klaus „Pollo“ Urmitzer (Nr. 11) und Jürgen „Joe“ Loibl (Nr. 9) besonders auszeichnen. Unter Beobachtung von Nationaltrainer Bilek empfahlen sie sich damit nachdrücklich für höhere Aufgaben in der Nationalmannschaft. Ab der Saison 1963/1964 verstärkten sie das Herrenteam des USC.

(Slg. Jürgen Loibl)

(Slg. Jürgen Loibl)

Nächste Saison: Saison 1963/1964

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