Das Jahr in der Fremde hat Anne Zipser gut getan. Ein Jahr spielte die 19-Jährige beim Zweitligisten BVUK Würzburg, bekam dort viel Spielzeit und entwickelte sich auch als Persönlichkeit weiter. Nun kehrt die gebürtige Heidelbergerin zu ihrem Heimverein, die AXSE BasCats USC Heidelberg, zurück. Beim Bundesliga-Aufsteiger möchte sie sich weiter entwickeln. Die Vorfreude auf die Spiele in der höchsten deutschen Spielklasse ist bei Zipser, die jüngst mit der U20 des DBB in Israel B-Europameisterin wurde, riesengroß.
Auch Trainer Dennis Czygan freut sich über die Rückkehr des Eigengewächses: „Mit Anne Zipser kommt eine waschechte USClerin zurück. Als sie mich anrief und fragte, ob sie wieder zurückkommen darf, musste ich nicht lange überlegen. Anne hat bei uns alle Stationen durchlaufen und bei uns in der 2. Liga ihre Zeit bekommen. Letzte Saison hat sie in Würzburg den nächsten Schritt machen können. Aber vor allem auch die Nationalmannschaft hat ihr viel gebracht. Sie wird nach dem Weggang von Erica Carlson die einzige echte Brett-Centerin sein und dadurch ihre Zeit bekommen, auch wenn wir grundsätzlich einen anderen Spielstil spielen werden. Ich traue ihr auf jeden Fall die 1. Liga zu; in welchem Maße, das wird vor allem von ihr und ihrem Trainingseifer abhängen, aber da kenne ich Anne als äußerst zuverlässig.“
Im Interview mit Michael Rappe erzählt Anne Zipser über ihre Zeit in Würzburg, den großen Erfolg bei der B-EM in Israel und die Zukunft in der 1. Bundesliga.
Anne, willkommen zurück bei den AXSE BasCats. Wie war das Jahr in Würzburg?
Anne Zipser: Das war richtig cool. Wir hatten ein mega junges Team und eine super Teamchemie. Bei Trainerin Janet Fowler-Michel habe ich sehr viel gelernt. Ich gehörte meistens zur Starting Five und habe viel Spielzeit bekommen und Verantwortung übernommen. Deshalb ist mir der Abschied sehr schwer gefallen. Auch die Stadt Würzburg ist cool. Andererseits sind mit Laura Zdravevska (nach Freiburg) und der Kanadierin Stephanie Kleysen auch Spielerinnen weggegangen.
Die AXSE BasCats sind nun in die Bundesliga aufgestiegen. Traust Du Dir die 1. Bundesliga zu?
Zipser: Ja, sonst wäre ich nicht zurückgekommen. Es wird für mich der nächste Schritt. Ich werde tolle Trainingspartner haben, die Bundesliga soll mich besser machen. Klar wird es eine Umstellung, denn ich gehe nicht davon aus, zur Starting Five zu gehören. Aber in den Minuten, in denen ich spiele, möchte ich dem Team alles geben. Ich hoffe, dass ich als einziger Brett-Center helfen kann.
Dennis Czygan hat drei Amerikanerinnen und eine Deutsch-Amerikanerin geholt, dafür sind Serena Benavente, Erica Carlson und Martina Letkova nicht mehr dabei. Ist so ein Aufrüsten für die 1. Liga notwendig?
Zipser: Ja, es ist nötig, dass man in Sachen Athletik und Erfahrung aufrüstet. Natürlich war die Teamchemie bei den BasCats immer sehr gut, und jetzt gibt es einen Umbruch. Aber so ein Umbruch kann gut tun.
Dein Wechsel hing nicht zuletzt von einem Studienplatz in Heidelberg ab. Wie sind Deine Pläne?
Zipser: Ich habe jetzt einen Studienplatz für „molekulare Biotechnologie“ in Heidelberg bekommen und werde Mitte Oktober mit dem Studium beginnen. Das interessiert mich, und man kann vielfältige Sachen damit machen. Schon in der Schule bin ich für Biologie morgens lieber aufgestanden als für Deutsch oder Geschichte. Vereinfacht gesagt: Man steht in einem Labor und schaut durchs Mikroskop (lacht). In Sachen Training hoffe ich, dass ich auch die Einheiten am Vormittag teilweise mitmachen kann.
Was hat Dir das Jahr in Würzburg persönlich gebracht?
Zipser: Sehr viel. Ich bin zu Hause ausgezogen und viel selbständiger geworden. Mein Nationaltrainer meinte, ich hätte mich total verändert. Jetzt in Heidelberg möchte ich am liebsten in einem Studentenwohnheim leben, derzeit bin ich wieder bei meinen Eltern. Das Zurückkehren ist nicht immer einfach, denn wenn das Küken das Nest verlässt, passt es als Henne nicht mehr gänzlich hinein.
Bei den AXSE BasCats ist es die letzten Jahre stetig bergauf gegangen. Was bedeutet der Bundesliga-Aufstieg für Heidelberg und den Basketball hier?
Zipser: Dennis Czygan und Oli Muth haben hier über Jahre etwas aufgebaut und auf die Jugend gesetzt. Für Heidelberg und den Verein ist die 1. Bundesliga etwas ganz Besonderes. Auch die Zuschauer sind immer mehr geworden. Ich glaube, das kann im ISSW eine richtig coole Stimmung werden. Zudem ist Damen-Basketball jedes Jahr attraktiver geworden. Es wird mehr von außen geworfen. Ich bin jedenfalls total gespannt, wie das wird und wie das Team zusammenpasst.
Du hast im Juli mit der U20 des DBB die B-EM in Eilat (Israel) gewonnen. Dazu noch herzlichen Glückwunsch. Wie hast Du dieses Turnier erlebt?
Zipser: Unser Ziel war die Qualifikation für die A-EM nächstes Jahr. Leider hatten wir eine Mördergruppe erwischt. Als wir dann gegen die Slowakei verloren hatten, dachten wir schon ans Aus. Aber durch eine Niederlage Griechenlands kamen wir noch weiter. Im Halbfinale haben wir gegen Kroatien richtig gut gespielt und die in den Boden gerannt. Spätestens ab da hatten wir den Respekt aller. Im Finale ging es dann wieder gegen die Slowakei. Es war ein ganz enges Match, erst am Schluss haben wir uns abgesetzt.
War dies Dein größter Erfolg bisher?
Zipser: Ich habe zwar schon mit der U16 mal die B-EM gewonnen, aber damals hatte ich nicht so viel Spielzeit. Deshalb ist es mein größter Erfolg bisher. Im Finale habe ich rund 15 Minuten gespielt. In der Vorbereitung war ich Stammspielerin, während der EM konnten die Trainer die Aufstellung immer am Gegner orientieren, so dass es ein ständiges Wechselspiel gab. Wir hatten diesmal eine sehr enge Team-Mentalität, auch mit den Trainern. Ich kann noch ein Jahr U20 spielen und werde deshalb endlich mal eine A-EM erleben.
Wie hast Du Israel erlebt?
Zipser: Es war unglaublich heiß. Draußen war Sahara, in der Halle Nordpol.
Dein Bruder Paul ist mittlerweile NBA-Spieler. Wie eng ist Euer Draht?
Zipser: Ich bin kein Ultra-Fan und stehe nachts auf wegen ihm, aber wir skypen oft. Er hat einige EM-Spiele im Live-Stream gesehen, ich habe ein paar Spiele von ihm geschaut. Wir reden aber nicht so viel über Basketball, sondern eher über familiäre Dinge.
Michael Rappe
In der letzten Saison kämpfte Anne Zipser (links) noch gegen Erica Carlson, nun wird sie bei den AXSE BasCats ihre Nachfolgerin als Brett-Center. Foto: Gisbert Kühner