Eines kann man den Spielen in der 1. DBBL nicht absprechen: Ganz viel Spannung. Auch am 5. Spieltag erlebten die AXSE BasCats USC Heidelberg einen echten Krimi, an dessen Ende aber Tränen flossen. Und das waren leider keine Freudentränen. Mit 69:72 gab es beim TK Hannover eine ganz unglückliche und vor allem vermeidbare Niederlage, mit der die BasCats wieder auf den letzten Platz zurückgefallen sind, weil Chemnitz gegen Saarlouis den ersten Saisonsieg feierte. Fast die ganze Partie über lagen die AXSE BasCats in Führung, während Hannover nur einmal in Front lag – am Ende.
Die BasCats starteten glänzend. Nach 18 Sekunden verwandelte Rachel Arthur einen Distanzwurf, die überragende Vee Young erhöhte auf 7:0. Fokussiert und defensivstark ließ Heidelberg Hannover kaum zur Entfaltung kommen. Die Führung nach Viertel eins hätte deutlicher als 16:12 sein können. Auch zu Beginn des zweiten Viertels waren die AXSE BasCats voll da, durch Helena Chatzitheodorou und Vee Young kam die erste 10-Punkte-Führung zustande. Es war vor allem Stefanie Grigoleit, die ihr Team mit ihrer Reboundstärke im Spiel hielt. Doch Vee Young traf wie sie wollte und hatte zur Pause bereits 20 Punkte auf dem Konto. Mary Ann Mihalyi sorgte gut zwei Minuten vor Ende der ersten Halbzeit erstmals für den Ausgleich Hannovers, doch Chatzitheodorou und Young schafften einen schnellen 8:0-Lauf. Dragana Grobeljic und Mihalyi in letzter Sekunde verkürzten auf 32:36.
In der zweiten Halbzeit kam Hannover zwar besser ins Spiel, weil sich Melissa Jeltema steigerte und auch Dragana Gobeljic und Mary Ann Mihalyi stärker wurden, doch die AXSE BasCats ließen nicht locker. Ärgerlich war, dass sie wieder mit der Schlusssirene einen Dreier von Grigoleit zum 50:50-Ausgleich zuließen.
Der Start ins vierte Viertel war viel versprechend. Vee Young markierte ihren 30. Punkt, Chatzitheodorou versenkte einen Dreier zum 50:55. Zwei weitere Distanztreffer von Marlene Angol und Rachel Arthur brachten eine 61:54-Führung. Doch Birte Thimm, Tochter von Basketball-Legende Norbert Thimm, brachte Vee Young nun unter Kontrolle, so dass die US-Amerikanerin keinen Punkt mehr erzielte.
Tiffany Jones-Smith, die wie auch Aufbauspielerin Ny Hammonds keinen guten Tag hatte, kassierte kurz hintereinander das vierte und fünf Foul. Schließlich entschied Jeltema die Partie von der Freiwurflinie. 29 Sekunden vor Schluss besorgte sie die erste Führung für Hannover im ganzen Spiel (70:68), im Gegenzug verwandelte Chatzitheodorou, die beim Stand von 65:65 schon zwei Freiwürfe vergeben hatte, nur einen Freiwurf, dann musste Rachel Arthur mit dem fünften Foul vom Feld. Wieder war es Jeltema, die zwei Freiwürfe zum 72:69 versenkte. Dennis Czygan nahm 16 Sekunden vor Schluss eine Auszeit, der Plan war, Vee Young für einen Dreier freizuspielen. Das schaffte Helena Chatzitheodorou auch, aber der Ball von Young drehte sich aus dem Ring heraus. Das Schicksal der AXSE BasCats war besiegelt.
Stenogramm: 0:7 (2.), 4:12 (5.), 12:16 (10.), 12:22 (12.), 18:26 (14.), 28:28 (17.), 28:36 (19.), 32:36 (Halbzeit), 46:50 (28.), 50:50 (30.), 54:61 (32.), 65:68 (38.), 72:69.
Hannover: Jeltema 18, Grigoleit 13/2, Thimm 12, Mihalyi 8/1, Gobeljic 8, Matejcikova 7/1, Vente 4, Brajkovic 2, Bartsch, Reddick, Stammberger.
BasCats: Young 30/1, Arthur 13/2, Chatzitheodorou 10/2, Jones-Smith 5, Angol 4/1, Kranzhöfer 4, Lummer 2, Meusel 1, Hammonds, Zipser, Palenickova.
Rebounds: 45:38 (Hannover/BasCats): Grigoleit 12, Jeltema 8, Thimm 6 – Team 9, Young 8, Hammonds 5.
Wurfquote aus dem Feld: 53:36%
Dreierquote: 18:41%
Freiwurfquote: 87:50%
Stimmen zum Spiel:
Trainer Dennis Czygan: „Es ist unfassbar, dass wir das Spiel noch verloren haben. Wir haben zu wenige Rebounds geholt und Hannover öfters mehrere Chancen gegeben. Und von der Freiwurflinie war das viel zu wenig. Vee hat einen tollen Job gemacht, hatte aber zu wenig Unterstützung. Einige Spielerinnen müssen lernen, bei Führungen nicht noch mehr Punkte machen zu wollen, sondern den Gegner unten zu halten. Auch die Gegenpunkte vorm jeweiligen Viertelende sind sehr ärgerlich. Nach einer 61:54-Führung kurz vor Schluss darf man nicht mehr verlieren.“
Helena Chatzitheodorou: „Wir haben heute zwei wichtige Punkte verschenkt. Wir sind richtig gut ins Spiel gestartet und hatten immer die Nase vorne. Absetzen konnten wir uns leider nicht. Am Ende des Spiels ist Hannover zum ersten Mal in Führungen gegangen und wir hatten keine Antwort darauf. Viele Sachen laufen bei uns von Spiel zu Spiel besser, aber mit so vielen zugelassenen Offensivrebounds in den letzten paar Minuten und vor allem der miserablen Freiwurfquote kann man kein Spiel gewinnen.“
Rachel Arthur: „Das ist eine harte Niederlage für uns, aber ich bin stolz, wie wir gekämpft haben, um im Spiel zu bleiben. Es ist nicht so zu Ende gegangen, wie wir uns das gewünscht haben, aber insgesamt hatten wir gutes physisches Spiel und das müssen wir im nächsten Spiel 40 Minuten schaffen.“
Michael Rappe
Rachel Arthur hat hier den Ball vor Melissa Jeltema, doch am Ende hatte Hannover die Nase vorn.
Foto: Tom Eisele