Beim Hinspiel in Göttingen hatte Anne Zipser nur fünf Minuten gespielt, jetzt zum Rückrundenauftakt im ISSW gegen die Göttingerinnen wurde sie zur entscheidenden Spielerin. Mit 15 Punkten war sie im letzten Spiel des Jahres eine der Sieggarantinnen beim 63:53-Erfolg der AXSE BasCats gegen die BG 74 Göttingen. Mit dem dritten Sieg der Saison verließen die Heidelbergerinnen den letzten Platz in der Damen-Basketball-Bundesliga, und wenn Halle am Sonntagabend bei den Rutronik Stars Keltern verlieren sollte, dann rücken die BasCats sogar auf Platz zehn vor. Am Saisonende würde das den Klassenerhalt bedeuten.
Anne Zipser stand erstmals in der Startformation der AXSE BasCats, neben Sara Kranzhöfer, Vee Young, Ny Hammonds und Tiffany Jones-Smith. Die AXSE BasCats hatten den besseren Start. Jones-Smith und Young waren gleich auf Betriebstemperatur und markierten zusammen elf Punkte im ersten Viertel. Als Sara Kranzhöfer zum 13:8 traf, war dies jedoch der Auftakt zu einer schwachen Phase der Gastgeberinnen. Rund sieben Minuten lang gelang kein Feldkorb, Hammonds verwandelte lediglich einen Freiwurf. Die Göttingerinnen stellten die Verteidigung um, und plötzlich zogen die starken Jennifer Crowder und Marissa Janning immer wieder erfolgreich zum Korb. Die BasCats verloren völlig ihre Linie, leisteten sich einige Dribbelfehler und agierten sehr zerfahren. Beim 16:27 nach gut fünf Minuten im zweiten Viertel sah es böse aus.
Doch dann schlug die große Stunde von Anne Zipser. Innerhalb einer Minute machte sie sechs Punkte und wurde dabei äußerst effektiv unter dem Korb freigespielt. Nach einer Göttinger Auszeit war die junge Centerin noch zweimal erfolgreich. Einen 10:0-Lauf einer Spielerin hatte es in dieser Saison auch noch nicht gegeben. So war beim 26:27 zur Halbzeit wieder alles drin.
Und die AXSE BasCats machten direkt nach der Halbzeit da weiter, wo sie aufgehört hatten. Jones, Arthur, Young und erneut Zipser vollendeten den 18:0-Lauf. Bei den Göttingerinnen lief in dieser Phase fast gar nichts zusammen, am Ende konnte Warner noch zwei Körbe erzielten, so dass es zur letzten Viertelpause 42:36 stand.
Als Vee Young mit einem schwierigen Wurf zum 48:40 traf, führten die AXSE BasCats erstmals mit acht Punkten. Doch Alissa Pierce verwandelte einen Dreier, gefolgt von einem Dreier Ny Hammonds‘ und wiederum gekontert von einem Distanztreffer von Pierce zum 51:46. Die Vorentscheidung fiel durch einen Korberfolg mit Bonusfreiwurf von Tiffany Jones-Smith zum 59:49. Als Ny Hammonds 59 Sekunden vor Schluss zwei Freiwürfe zum 61:51 verwandelte, nahm Dennis Czygan eine Auszeit. Er schwor das Team darauf ein, vielleicht doch noch die 14 Punkte Rückstand aus dem Hinspiel aufzuholen, um den direkten Vergleich zu gewinnen. Ein schneller Korberfolg sollte her, doch der klappte nicht, weil Anne Zipser sich einen Ballverlust leistete. Dennoch war sie es, die kurz vor der Schlusssirene für den 63:53-Endstand sorgte.
Es war kein gutes Spiel, zwischenzeitlich war deutlich zu sehen, warum die beiden Mannschaften die letzten beiden Plätze belegen. Doch es ging eben um sehr viel, auch wenn beide Trainer die Bedeutung der Partie zuvor etwas heruntergespielt hatten. Einziger Wermutstropfen für die AXSE BasCats ist, dass sie den direkten Vergleich verloren haben. Doch mit drei Siegen können sie optimistisch auf den weiteren Verlauf der Rückrunde blicken. Bei noch sechs Heimspielen ist noch alles drin, vermutlich muss aber auch auswärts wenigstens ein Erfolg her, um die Klasse zu halten.
Die beiden Freiwurftreffer von Ny Hammonds waren gleichzeitig ihre letzten Punkte für die AXSE BasCats. Ihr bis Weihnachten laufender Vertrag wird nicht verlängert. Sie war nach dem Kreuzbandriss von Brooke Le Mar während der Saisonvorbereitung nachträglich verpflichtet worden, wusste aber um ihre Situation, denn Brooke Le Mar ist schneller wieder fit geworden als gedacht. Schade für Ny Hammonds, die zuletzt gute Spiele gemacht hat. Die elf Assists gegen Göttingen sind ein Topwert, zudem markierte sie 13 Punkte. Top war auch die Vorstellung von Tiffany Jones-Smith mit 26 Effektivitätspunkten (14 Punkte, 18 Rebounds, drei Ballgewinne, zwei Vorlagen). Und Vee Young agierte ebenfalls sehr effektiv (14 Punkte, neun Rebounds, fünf Ballgewinne).
Die AXSE BasCats gehen nach einem tollen Jahr 2017 nun in die verdiente Weihnachtspause. Am 3. Januar beginnt wieder das Training, auch die Amerikanerinnen sind dann von ihrem Heimaturlaub zurück. Am 10.01. geht es mit dem Spiel beim TSV Wasserburg weiter, am 13. Januar ist das nächste Heimspiel gegen den Herner TC.
Stenogramm: 11:6 (6.), 14:12 (8.), 14:14 (10.), 14:23 (13.), 16:27 (15.), 26:27 (Halbzeit), 34:27 (24.), 36:32 (26.), 42:36 (30.), 48:40 (34.), 51:46 (36.), 59:49 (38.), 63:53 (Endstand).
BasCats: Zipser 15, Young 14, Jones-Smith 14, Hammonds 13/1, Kranzhöfer 4, Arthur 3, Palenickova, Meusel, Chatzitheodorou.
BG 74 Göttingen: Pierce 14/2, Warner 12, Janning 9, Crowder 7, Flasarova 5/1, Donders 2, Smith 2, Lücken 2.
Rebounds: 44:29 (BasCats/Göttingen): Jones-Smith 18, Young 9, Zipser 7 – Warner 9, Smith 5, Crowder 4.
Wurfquote aus dem Feld: 48:38%
Dreierquote: 13:25%
Freiwurfquote: 67:67%
Stimmen zum Spiel:
Trainer Dennis Czygan: „Heute haben die Amerikanerinnen ihren Job sehr gut gemacht. Tiffany war richtig stark heute, mit 18 Rebounds. Vee Young spielte sehr effektiv. Anne Zipser war gegen Warner Gold wert, dieses Spiel war ein großer Schritt für sie. Ich freue mich natürlich, wenn die Taktik aufgeht. Als die BG defensiv umgestellt hat, hatten wir große Probleme, weil wir nicht schnell genug darauf reagiert haben. Es war kein gutes Spiel, viel Kampf und Krampf, aber das war klar, denn beide Teams wussten, was auf dem Spiel steht. Wir hatten wieder 18 Ballverluste. In der letzten Auszeit bei zehn Punkten Vorsprung habe ich der Mannschaft gesagt, wir brauchen noch fünf Punkte für den direkten Vergleich und dass wir einen schnellen Korb brauchen. Der kam dann nicht. Leider musste ich Ny Hammonds nach dem Spiel sagen, dass wir sie nicht weiter verpflichten können. Sie kannte die Situation natürlich, und da Brooke Le Mar wieder fit ist, muss sie leider gehen. Das ist traurig, denn in den letzten Wochen hat sie gute Spiele gemacht. Heute hatte sie elf Assists, das war sehr gut.“
Anne Zipser: „Offensiv war das eines meiner besten Spiele, ich hatte heute unheimlich viel Spaß auf dem Feld. Ich habe viele Pässe innen bekommen, das war so geplant. Durch Erica Carlson habe ich viel gelernt, wie man gegen Spielerinnen wie Warner agieren muss. In der letzten Auszeit hat Dennis uns darauf eingestellt, wie wir noch die 14 Punkte minus aus dem Hinspiel ausgleichen könnten. Leider hatte ich dann einen Ballverlust. Im Hinspiel habe ich fünf Minuten gespielt, heute war ich Starter. Ich freue mich, wenn Dennis mir Vertrauen gibt. Ich muss aber noch konstanter werden. Zu unseren Aussichten im Abstiegskampf: In der Liga kann jeder jeden schlagen. Wir müssen selbst so viele Punkte sammeln wie möglich.“
Michael Rappe
Die vier Topscorerinnen gegen Göttingen (von links nach rechts: Ny Hammonds, Anne Zipser, Vee Young und Tiffany Jones-Smith). Fotokollage: Tom Eisele