Es war vor ein paar Wochen, als Kapitänin Anna Meusel beim Sponsorenabend in Weinheim die folgenden Worte sprach: „Wir wollen ein Endspiel in Halle vermeiden, aber wenn es dazu kommt, werden wir das sicherlich auch gewinnen.“ Ihr Wort in Gottes Ohr, denn nun kommt es tatsächlich zum großen Showdown bei den GISA Lions aus Halle. Am kommenden Samstag um 19 Uhr müssen die AXSE BasCats bei den bereits abgestiegenen Hallenserinnen gewinnen, um den Klassenerhalt zu schaffen. Durch die gestrige 49:88-Niederlage gegen Tabellenführer Rutronik Stars Keltern und den gleichzeitigen sehr überraschenden 69:57-Erfolg der BG 74 Göttingen bei den TV Saarlouis Royals ist der Vorsprung der AXSE BasCats auf Göttingen auf zwei Punkte geschrumpft. Da sie den direkten Vergleich verloren haben (60:74, 63:53), würde Punktgleichheit zum Abstieg führen. Göttingen spielt zu Hause gegen Bad Aibling, für das es als feststehender Tabellenvierter um nichts mehr geht.
Die Damen-Basketball-Bundesliga ist so spannend wie selten zuvor, die Ergebnisse unberechenbarer denn je. Meister Wasserburg weist bereits fünf Niederlagen auf, Keltern verlor letztes Wochenende in Nördlingen, nun gewinnt Göttingen in Saarlouis und Chemnitz gegen Wasserburg. Es scheint alles möglich in dieser Liga.
Dass die AXSE BasCats ihr letztes Heimspiel gegen Keltern verlieren können, war jedem klar. Doch dass Göttingen, die mit Abstand offensivschwächste Mannschaft der Liga, in Saarlouis gewinnen könnte, das sorgte am Samstagabend für einen Schock bei Zuschauern, Spielerinnen und Trainerstab. Hatte Saarlouis doch gegen die AXSE BasCats groß aufgetrumpft. Aber Nani Ilmberger stand wegen Kreuzbandriss nicht zur Verfügung, und so fehlte ein großer Center gegen Göttingens überragende Verdine Warner (26 Punkte, 21 Rebounds). Schon zur Halbzeit machte im Sportinstitut eine knappe Führung für Göttingen via Smartphone die Runde, als der Vorsprung immer höher wurde, machte sich Frust auf den Rängen breit. Die Mannschaft wusste zu diesem Zeitpunkt noch nichts, erfuhr es aber direkt nach Spielende. Die Enttäuschung stand ihnen ins Gesicht geschrieben, auch bei den Zuschauern herrschte Ungläubigkeit.
Die Partie gegen Keltern war letztlich nicht zu gewinnen. Dafür sind die Rutronik Stars einfach zu gut besetzt. Das Zusammenspiel der Mannschaft ist glänzend, die Zuschauer sahen herrliche Spielzüge, was sich auch in 19 Assists niederschlägt. Alleine Amber Orrange (sieben) und Stina Barnert (sechs) hatten mehr als alle Heidelbergerinnen zusammen. Jede Spielerin dieser international hochkarätig besetzten Mannschaft von Trainer Christian Hergenröther ist gefährlich im Wurf. Auch von der Physis her waren die Gäste deutlich überlegen, 38:24 hieß es alleine im Defensivrebound. Es wäre keine allzu große Überraschung, wenn Serienmeister TSV Wasserburg diesmal entthront wird und der neue deutsche Meister Rutronik Stars Keltern heißt.
Trotzdem verkauften sich die AXSE BasCats 15 Minuten lang sehr gut, und das lag erneut an der wie schon gegen Bad Aibling in der ersten Halbzeit überragenden Vee Young. Ihren 20 Punkten nach gut 15 Minuten konnte sie dann aber keinen einzigen mehr hinzufügen. Keltern stellte sich glänzend auf sie ein und nahm sie einfach aus dem Spiel. Zwar hatte sie auch in der zweiten Halbzeit noch ihre Wurfchancen, doch die Kraft ließ zunehmend nach und viele Würfe waren nicht genau genug. Nach einem 11:22-Rückstand nach sieben Minuten kämpften sich die Heidelbergerinnen zurück. Viertelübergreifend gelang ihnen ein 12:0-Lauf, der zur zwischenzeitlichen 28:24-Führung führte. Die Halle kochte und witterte eine Überraschung.
Aber Keltern zeigte sich unbeeindruckt. Noch einmal konnte Brooke Le Mar zum 33:33 ausgleichen, dann zogen die Rutronik Stars davon. Le Mar und Rachel Arthur kassierten ihre drittes Foul und mussten sich etwas in Zurückhaltung üben.
In der zweiten Halbzeit gelangen den AXSE BasCats nur noch zehn Punkte. Vee Young konnte es alleine nicht schaffen, Tiffany Jones-Smith hatten einen schlechten Tag (Trefferquote 10%), aus der Distanz klappte es nicht und aus der Nahdistanz auch nicht (13/49). Keltern ließ einfach kaum einfache Würfe zu. Eine beeindruckende Defensivleistung. Anne Zipser und Rachel Arthur markierten die einzigen Punkte im letzten Viertel (4).
Nach der fünften Heimniederlage müssen die AXSE BasCats nun ihren Auswärtsfluch besiegen. Die bisherigen zehn Auswärtsspiele in fremden Hallen gingen verloren. Unschlagbar ist Halle aber sicher nicht, schließlich hat das Schlusslicht die letzten zwölf Spiele verloren. Doch der Druck ist nun bei den AXSE BasCats.
Stenogramm: 9:8 (3.), 11:12 (5.), 11:22 (7.), 16:24 (18.), 21:24 (10.), 28:24 (12.), 33:33 (14.), 39:46 (16.), 39:53 (Halbzeit), 44:59 (23.), 45:71 (30.), 49:76 (36.), 49:88 (Endstand).
AXSE BasCats: Young 20/2, Le Mar 10/1, Arthur 6, Kranzhöfer 4, Jones-Smith 2, Zipser 2, Chatzitheodorou 2, Meusel 2, Angol 1, Palenickova, Karavassilis.
Rutronik Stars Keltern: Markovic 13/1, Barnert 13, Orrange 13, Pokk 12/2, Ciappina 10/2, Likhtarovich 9, Pikciute 9, DeVaughn 8, Miloglav 1, Schüler.
Rebounds: 42:54 (BasCats/Keltern): Jones-Smith 9, Team 7, Young 6, Kranzhöfer 6 – Team 10, Pikciute 7, Pokk 6, Markovic 6, Orrange 6.
Turnover: 19:9.
Wurfquote aus dem Feld: 24:56%
Dreierquote: 17:22%
Freiwurfquote: 78:86%
Stimmen zum Spiel:
Trainer Dennis Czygan: „Die Intensität heute war toll, aber bei uns ging irgendwann die Kraft weg, das hat man beispielsweise an zu kurzen Würfen gesehen. Keltern konnte sich dann auf Vee Young einstellen. Sie haben eben verschiedenen Spielerinnentypen. Wir hatten nach der Pause auch in der Verteidigung Probleme. 24% Trefferquote sind natürlich zu wenig. Für mich ist der Sieg von Göttingen in Saarlouis nicht so überraschend. Ich erwarte nun eine intensive Trainingswoche, und dann werden wir gut vorbereitet nach Halle fahren. Wir werden anders auftreten als sonst auswärts. Die Mädels wollen diesen Sieg einfach unbedingt.“
Vee Young: „Das war sehr, sehr physisch heute. Keltern war sehr gut im Rebound, es war ein harter Kampf unter dem Korb. Ich denke aber, wir gewinnen das letzte Spiel. Ich glaube daran.“
Michael Rappe
Aufbauspielerin Brooke Le Mar versuchte alles, um Lücken in der Defensive Kelterns zu finden. Doch das gelang nur selten.
Vee Young trotzte eine Halbzeit lang der Kelterner Überlegenheit.
Fotos (2): Tom Eisele