Trauer und Sprachlosigkeit herrschten am Samstagabend gegen 20.40 Uhr in der Erdgas-Arena zu Halle, als es bittere Gewissheit war: Die BasCats USC Heidelberg müssen nach nur einem Jahr wieder aus der 1. Damen-Basketball-Bundesliga absteigen. Die Mannschaft hielt dem Druck nicht stand und verlor mit 65:69 beim Tabellenletzten GISA Lions Halle. Da gleichzeitig die BG 74 Göttingen gegen die Fireballs Bad Aibling 68:57 gewann, sind Göttingen und Heidelberg punktgleich, durch den um fünf (!) Punkte besseren direkten Vergleich bleibt Göttingen in der 1. Liga. Am allerletzten Spieltag fielen die BasCats noch auf den vorletzten Platz zurück. Schockstarre bei Mannschaft, Trainerstab und Anhängern der BasCats.
Wie so oft in Auswärtsspielen misslang der Start. Die ersten drei Körbe gelangen dem Absteiger aus Halle, es dauerte fast drei Minuten, bis Brooke Le Mar den ersten Heidelberger Korb erzielte. Vee Young setzte zahlreiche Würfe daneben, erst nach sieben Minuten war sie zum ersten Mal erfolgreich. Brooke Le Mar und Rachel Arthur vergaben einige Distanzwürfe. Die BasCats wirkten hypernervös, teilweise wie blockiert, Arthur leistete sich sogar einen Übertritt beim Einwurf. Zwar konnten viele Bälle gewonnen werden, doch offensiv wurde das nicht ausgenutzt. Defensiv bekamen sie Milan Quinn und die Zwillinge Laura und Janina Schinkel, die in der ganzen Saison noch nie so gut getroffen hatten, überhaupt nicht in den Griff. Nach einem 6:18-Rückstand gelang immerhin ein 9:0-Lauf, zur ersten Viertelpause betrug der Rückstand fünf Punkte.
Im zweiten Viertel setzten sich die großen Wurfschwächen fort. Rachel Arthur versuchte es immer wieder aus der Distanz – vergeblich. 0/5 war ihre Bilanz zur Pause. Kurz vor Ende des zweiten Viertels kassierte Tiffany Jones-Smith auch noch ihr drittes Foul, wenigstens konnte Brooke Le Mar Sekunden vor der Halbzeitsirene noch auf 34:39 verkürzen.
Nach zweieinhalb Minuten des dritten Viertels hatten die BasCats schon wieder acht Punkte kassiert, vorne vergaben Young, Jones-Smith und Le Mar weiter beste Möglichkeiten. Dann leistete sich Halle eine Reihe von Fehlern, und plötzlich kamen die Heidelbergerinnen in Schlagweite. Arthur nach einem Fastbreak und dann endlich mit ihrem ersten Distanztreffer, Anne Zipser und zwei Freiwürfe von Vee Young sorgten für das 53:54 aus Heidelberger Sicht. Doch wieder kam Laura Schinkel in knapp zwei Minuten viel zu einfach zu sechs Punkten. Es blieb auch nach 30 Minuten beim Fünfpunkte-Rückstand.
Das vierte Viertel begann erneut schlecht für die BasCats. Le Mar und Arthur versuchten es vergeblich aus der Distanz, Vee Young vergab einen Wurf und Jones-Smith musste nach zweieinhalb Minuten mit dem fünften Foul vom Feld. Trotz der verkürzten Spielzeit sind drei Punkte und sieben Rebounds bei drei Ballverlusten viel zu wenig für die US-Amerikanerin in so einem wichtigen Spiel. Doch die BasCats zeigten wie schon in der ganzen Saison Kampfgeist. Sie versuchten alles, blieben aber offensiv weiterhin unglücklich. Nach dem 56:66-Rückstand fünfeinhalb Minuten vor Spielende – in Göttingen stand es zu diesem Zeitpunkt 54:50 für die BG 74 – sorgten Kapitänin Anna Meusel mit zwei Freiwürfen und Vee Young mit zwei Körben für den 62:66-Anschluss. Young vergab in dieser Phase noch zwei Freiwürfe.
Letztlich verloren die BasCats dieses Spiel von der Freiwurflinie. Nur 45% sind der schlechteste Wert der Saison. Sieben Freiwürfe wurden in der Schlussphase vergeben. Brooke Le Mar stand zwei Mal an der Linie, sie verpasste es jeweils mit einer 1:1-Ausbeute zum 66:66 auszugleichen. Rachel Arthur machte es ihr nach und konnte auch nur den ersten von zwei Freiwürfen zum 65:66 verwandeln. Da Halle in den letzten fünf Minuten der Partie keinen Feldkorb mehr schaffte, wäre die Wende möglich gewesen.
Die letzte Minute ist dann Dramatik pur. Rachel Arthur leistet sich ein Offensivfoul, Young verwirft, im Ringen um den Ball foult Sara Kranzhöfer. Doch Halles Jasmine Smith vergibt beide Freiwürfe. Dann begeht Arthur einen erneuten Schrittfehler. Auszeit Halle, 0:18 Min. vor Schluss. Kranzhöfer begeht das Foul, um die Uhr zu stoppen. 15 Sekunden vor Schluss verwandelt Inken-Viktoria Henningsen ihre Freiwürfe zum 69:65. Trainer Dennis Czygan nimmt die Auszeit, doch die verzweifelten Wurfversuche von Kranzhöfer und Young sind ohne Erfolg – der Abstieg ist besiegelt. Nach dem Schlusspfiff fließen Tränen der Enttäuschung…
Nur 42% Trefferquote aus dem Feld, nur 2 von 19 Dreiern verwandelt und 11 von 24 Freiwürfen – das waren letztlich die Ursachen für die Niederlage. Zudem nahm die Reboundquote in der zweiten Halbzeit deutlich ab (23:18 in der ersten, 16:26 in der zweiten Halbzeit). Vee Young schaffte erneut ein Double-Double (21 Punkte, 13 Rebounds), aber das reichte nicht. Die unglückliche Brooke Le Mar markierte in der zweiten Halbzeit nur noch zwei Punkte – keinen aus dem Feld, obwohl sie es immer wieder versuchte. Arthur verbesserte sich auf 15 Punkte, agierte aber dennoch in entscheidenden Szenen unglücklich.
Glück gehört unweigerlich zum Sport, gerade im Basketball, wo oft ganz wenige Punkte über den Sieg entscheiden. Das Glück hatten die BasCats in dieser Saison wahrlich nicht. Sie waren zwar tüchtig, aber wurden nicht belohnt. Die fehlenden Punkte kann man überall suchen, sei es beim 68:72 gegen Wasserburg, beim 73:76 in Herne oder dem 69:72 in Hannover. Es ist müßig darüber zu spekulieren, was gewesen wäre, wenn Brooke Le Mar nicht die ganze Hinrunde ausgefallen wäre. Fakt ist, dass selbst sechs Saisonsiege diesmal nicht zum Klassenerhalt in der sehr ausgeglichenen 1. Bundesliga gereicht haben. Die tollen Heimsiege beispielsweise gegen Nördlingen, Herne, Hannover und Chemnitz haben die Zuschauer begeistert und gezeigt, dass die Mannschaft auch mit Playoff-Teams absolut mithalten konnte. Der Kampfgeist und der Einsatz waren großartig. Aber die Mannschaft kassierte einfach zu viele Punkte, fast 200 mehr als Göttingen, das mit Verdine Warner eben eine überdurchschnittliche Centerspielerin hatte.
Letztlich war es die große Auswärtsschwäche, die den Ligaverbleib für die BasCats verhindert hat. Es gab keinen einzigen Sieg in elf Partien, und wer in Göttingen, Halle, Chemnitz und Saarlouis – also alle Abstiegskonkurrenten – verliert, darf sich nicht wundern, wenn es am Ende nicht reicht. Halle hatte in der ganzen Rückrunde kein Spiel gewonnen, war bereits abgestiegen und verzichtete auf den Einsatz von Brittany Hrynko. Schließlich hatte Göttingen die besseren Nerven und den besseren Schlussspurt mit den Siegen in Saarlouis und gegen Bad Aibling. Vier Punkte Vorsprung zwei Spiele vor Schluss reichten den BasCats nicht.
Die kommenden Wochen und Monate werden zeigen, wie es bei den BasCats weitergeht. Es wird sicherlich personelle Änderungen geben, sehr wahrscheinlich werden nicht alle Amerikanerinnen in der 2. Liga bleiben. Jammerschade, dass dieses Team sich nicht ein weiteres Jahr in der 1. Bundesliga weiter entwickeln kann.
Stenogramm: 6:0 (2.), 10:4 (5.), 18:6 (8.), 18:15 (9.), 20:15 (10.), 29:20 (14.), 32:28 (17.), 39:34 (Halbzeit), 43:34 ( 21.), 47:36 (22.), 52:42 (25.), 52:49 (27.), 54:53 (28.), 58:53 (30.), 62:53 (32.), 66:56 (34.), 66:64 (37.), 69:65 (Endstand).
Halle: Quinn 20, Henningsen 12/2, L. Schinkel 10, J. Schinkel 9, Shumpert 8, Smith 8, Pohlmann 2, Büschel, Dukic, Prötzig.
BasCats: Young 21, Arthur 15/2, Le Mar 10, Zipser 6, Kranzhöfer 6, Jones-Smith 3, Chatzitheodorou 2, Meusel 2, Angol, Palenickova.
Rebounds: 44:39 (Halle/BasCats): Quinn 15, Jas. Smith 11, Pohlmann 10 – Young 13, Jones-Smith 7, Kranzhöfer 7.
Turnover: 15:11
Wurfquote aus dem Feld: 50:42%
Dreierquote: 28:10%
Freiwurfquote: 52:45%
Stimmen zum Spiel:
Trainer Dennis Czygan: „Dieser Ausgang ist einfach extrem bitter. Die Mannschaft war wie blockiert und super nervös. Auch die Profis waren nicht frei davon. Daran sieht man, dass sie auch nicht eiskalt sind. Diesen Druck hatte niemand bisher. Die meisten Spielerinnen haben noch nicht 1. Bundesliga gespielt, geschweige denn gegen den Abstieg. Wir haben direkt nach Spielende das Ergebnis aus Göttingen erfahren, die mitgereisten Zuschauer wussten es schon. So direkt nach dem Spiel fällt es natürlich schwer, etwas zu sagen. Nach unserem Run zum 53:54 haben wir es nicht geschafft, das Spiel zu drehen. Wir wollten es wieder vorne entscheiden, anstatt es defensiv zu kontrollieren. Die Chancen waren da. Nun fehlen uns tatsächlich fünf Punkte, sei es heute oder im direkten Vergleich gegen Göttingen. Aber wir hätten den Stress am letzten Spieltag gar nicht haben müssen, weil wir einige Spiele so knapp verloren haben.“
Co-Trainer Chris Baum: „Die Enttäuschung ist gigantisch. Nachdem wir ein ganzes Jahr lang so hart gearbeitet und uns unglaublich in der Mannschaft und im gesamten Verein entwickelt haben, ist es unfassbar bitter. Wir hatten es selbst in der Hand. Jetzt ist Frustration und Enttäuschung pur. Ab morgen geht es dann mit der Arbeit weiter, sodass wir in der nächsten Saison gleich wieder angreifen und zurück in die 1. Liga kommen können.“
Michael Rappe
Anne Zipser versucht sich der Haller Übermacht entgegen zu stellen.
Alle Taktik von Trainer Dennis Czygan und Co-Trainerin Serena Benavente half nichts.
Fotos (2): Stephan Winkler