Die Freude war zunächst noch verhalten bei den SNP BasCats. Sie hatte nach guter Leistung mit 66:73 beim Tabellenzweiten TSV Wasserburg verloren. Dann kam die Kunde aus Halle und die Erlösung. Durch die klare 73:92-Niederlage der Hallenserinnen gegen Tabellenführer Keltern steht der Klassenerhalt in der 1. Damen-Basketball-Bundesliga fest. Die SNP BasCats und ihre Fans können sich auf ein weiteres Jahr in der höchsten deutschen Spielklasse freuen.
Von Beginn an waren die SNP BasCats voll da. Nach knapp sechs Minuten führten sie mit 12:3. Victoria Harris war überhaupt nicht zu bändigen, erzielte neben zwei Freiwürfen von Rachel Arthur alle Punkte bis 14:7 und hatte nach dem ersten Viertel bereits zehn Punkte und sieben Rebounds in der Statistik. Immer wieder wurde sie unter dem Korb gefunden und herrschte auch im Rebound. Bei Wasserburg klappte zunächst gar nichts, den ersten Feldkorb markierte Svenja Brunckhorst nach mehr als sechs Minuten.
Victoria Harris (hier gegen Megan McKay) machte ein tolles Spiel.
Foto: Gabriele Hoerndl
Doch die SNP BasCats konnten ihren Lauf nicht bis zum Viertelende durchziehen. Das lag zum einen an der Foulbelastung – Britta Daub und Pele Gianotti hatten schnell zwei Fouls auf dem Konto – zum anderen an einer kurzen verletzungsbedingten Pause von Gianotti. Zudem schafften es die Gastgeberinnen, die Pässe inside zu Harris zu unterbinden. Bei Wasserburg feierte Leonie Fiebich ein großartiges Comeback nach ihrem Kreuzbandriss und markierte sechs Punkte im ersten Viertel und insgesamt 23. Sie bekamen die Heidelbergerinnen überhaupt nicht in den Griff.
So führte plötzlich Wasserburg zur Viertelpause mit 17:16. Ab diesem Zeitpunkt war es eine ausgeglichene Partie. Michala Palenickova und Anne Zipser brachten die Gäste noch einmal in Führung, Pele Gianottis erste zwei Punkte in dieser Partie ergaben die letzte Führung für lange Zeit (24:23). Fiebich drehte immer mehr auf, während sich bei den SNP BasCats die Ballverluste und Fehlpässe häuften. Shanice Norton hatte direkt vor der Halbzeit einige unglückliche Aktionen in der Offensive, machte aber defensiv einen guten Job. Mit 36:34 ging es in die Halbzeit.
Wasserburg hatte den besseren Start nach der Halbzeit, ging zweimal mit sieben Punkten in Führung, doch die SNP BasCats blieben durch Distanztreffer von Pele Gianotti und Britta Daub dran und gingen wieder mit 46:45 in Führung. Es blieb ein Spiel der kurzen Läufe, vor dem letzten Viertel führten die Gastgeberinnen 54:51. Zu diesem Zeitpunkt zeichnete sich bereits der Kelterner Sieg in Halle ab, was die SNP BasCats aber nicht wussten.
Lagebesprechung. Foto: Gabriele Hoerndl
Mit einer Dreierserie begann das Schlussviertel. Erst traf Olivia Nash, dann Tina Jakovina, dann musste Nash nach einem Offensivfoul, ihrem fünften Foul, das Feld verlassen. Pele Gianotti sorgte per Dreier für den Ausgleich, nach dem unsportlichen Foul von Megan McKay verwandelte Anne Zipser leider nur einen der zwei Freiwürfe zum 58:57 – die letzte Führung. Leonie Fiebich kam zurück ins Spiel, mit sechs Punkten binnen 30 Sekunden entschied sie die Partie, zumal dann auch Victoria Harris mit dem fünften Foul ausscheiden musste. Sie war mit 16 Punkten, zwölf Rebounds und drei Blocks die beste Spielerin der SNP BasCats.
Die SNP BasCats haben auch in Wasserburg bewiesen, dass sie in die 1. Liga gehören. Angesichts der vielen knappen Niederlagen ist der Klassenerhalt als verdient zu bezeichnen. Die Partie beim Tabellenzweiten war aber auch ein Spiegelbild der ganzen Saison – im Positiven wie im Negativen. Kämpferisch und von der Fitness ist das Team on top, es kann mit den besten Teams der Liga mithalten, gleichwohl fehlt es noch an Konstanz und dem Killerinstinkt in knappen Spielsituationen. Die 25 Ballverluste in Wasserburg waren viel zu viel, Britta Daub und Shanice Norton hatten alleine je fünf. Die Wurfquoten müssen besser werden, aber diese Mannschaft hat noch ganz viel Potenzial. Mit den Erfahrungen aus dieser Saison, die für die meisten Spielerinnen die erste in der Bundesliga war, und den daraus resultierenden Lerneffekten kann es in der nächsten Saison weiter nach oben gehen.
Erbittertes Ringen um den Ball, hier Pele Gianotti und Janiek van Veen.
Foto: Gabriele Hoerndl
Die abschließende Partie am kommenden Samstag (19 Uhr, ISSW) gegen Absteiger Halle können die SNP BasCats nun ohne Druck angehen. Bei einem Sieg und einer Niederlage von Marburg gegen Hannover winkt noch der 9. Platz.
Stenogramm: 0:6 (2.), 3:12 (5.) 7:14 (7.), 15:14 (8.), 17:16 (10.), 23:24 (13.), 30:243 (15.), 36:34 (Halbzeit), 41:34 (21.), 45:46 (24.), 54:51 (30.), 57:58 (32.), 65:58 (36.), 70:60 (37.), 73:66 (Endstand).
Punkte TSV Wasserburg: Fiebich 23/2, McKay 17, Jakovina 11/1, Moten 7, Brunckhorst 7, Hebecker 5, Kesänen 3, Perner, Sherbert.
Punkte SNP BasCats: Gianotti 17/4, Harris 16, Arthur 10, Nash 9/1, Zipser 5, Daub 5/1, Norton 2, Palenickova 2, Meusel, van Veen. (Das offizielle Scouting ist falsch, dort hatten Zipser 7 und Palenickova 0 Punkte)
Rebounds: 31:40 (Wasserburg/SNP BasCats): Moten 9, Brunckhorst 5, McKay 4, Sherbert 4 – Harris 12, Team 6, Norton 5.
Wurfquote aus dem Feld: 51:45%
Dreierquote: 18:30% (3/17:6/20)
Freiwurfquote: 79:67%
Ballverluste: 22:25
Stimmen zum Spiel:
Trainer Dennis Czygan: „Kompliment an die Mannschaft, wie sie sich hier in Wasserburg präsentiert hat. Das war eine wirklich tolle Teamleistung, wir hatten viel mehr Teamaktionen als letzte Woche. Leider mussten wir aufgrund der Foulbelastung sehr früh eine tiefe Rotation spielen. Wir wollten aggressiv spielen, dass wir mehr Fouls als Wasserburg haben ist in Ordnung, zwei oder drei Pfiffe waren aber auch unglücklich. Anne Zipser hat einen tollen Job gemacht, Shanice Norton für mich eines der besten Spiele. Ihre Aufgabe war es, gut zu verteidigen. Natürlich sind 25 Ballverluste viel zu viele. Wir waren über den Spielstand in Halle nicht informiert, die Info kam erst nach dem Spiel. Momentan ist bei mir die Freude noch nicht so riesig, weil wir das Spiel verloren haben. Aber ich bin super erleichtert. Wir können nun dieses Team weiter entwickeln, wir haben noch viele Ideen, um den Basketball-Standort Heidelberg weiter zu entwickeln.“
Rachel Arthur: „Wir hatten einen guten Start, aber nach dem ersten Viertel ging es los, dass wir in der Verteidigung im 1 gegen 1 nachgelassen haben. Wir haben einige Dinge in der Offensive, wie das Spiel über innen, nicht mehr so hinbekommen. Wir wurden etwas chaotisch, die haben ihre Läufe gemacht und, obwohl wir hart gekämpft haben, konnten wir nicht mehr zurückkommen.“
Michael Rappe
Beitragsbild: Die SNP BasCats (hier beim Hinspielsieg) bejubeln den Klassenerhalt.
Foto: Tom Eisele