Ein Basketballspiel dauert 40 Minuten. Diese Binsenweisheit müssen sich die SNP BasCats nach ihrer unglücklichen 65:67-Niederlage gegen die Eisvögel Freiburg hinter die Ohren schreiben. Nicht zum ersten Mal brauchte es ein bis zwei Viertel, bis sie auf Betriebstemperatur waren. Eine kämpferisch großartige zweite Halbzeit reichte dann ganz knapp nicht mehr, um streckenweise 19 Punkte Rückstand noch aufzuholen. Ieva Bagdanaviciene hatte in der Schlusssekunde per Dreier die Chance zum Sieg, verfehlte den Korb aber.
Der Start ging völlig in die Hose. Wieder waren es die eklatanten Wurfschwächen, die die Heidelbergerinnen neben einer ungenügenden Verteidigung sofort ins Hintertreffen brachten. Die Litauerin Ieva Bagdanaviciene hatte im ersten Viertel einen rabenschwarzen Abend erwischt. Kein Wurf ging in die Reuse, doch war sie bei weitem nicht die einzige. Lediglich Inja Butina zeigte Wurfsicherheit. Es dauerte fast vier Minuten, bis Alica Moravcikova die ersten Punkte der BasCats erzielte. Ganz anders Freiburg. Dominique Toussaint konnte werfen wie sie wollte, Daneesha Provo, im Hinspiel mit 41 Punkten die Sieggarantin, versenkte zwei Dreier. 32 Prozent Trefferquote aus dem Feld gegenüber 54 von Freiburg sprechen Bände. Der 14:27-Stand nach dem ersten Viertel sorgte für Ernüchterung.
Im zweiten Viertel wurde es etwas besser. Mit 18:18 waren die SNP BasCats auf Augenhöhe. Butina hatte aus dem Feld 100% Trefferquote, nur einen Freiwurf traf sie nicht. Die Rebounds wurden besser, die Ballverluste weniger. Beim 16:35 nach knapp vier Minuten war der höchste Rückstand zu verzeichnen. Fallyn Freije erzielte bei ihrem ersten Einsatz von der Freiwurflinie ihre ersten beiden Punkte. 13 Punkte Rückstand zur Halbzeit waren viel, aber noch aufzuholen.
Aggressiv und engagiert kamen die SNP BasCats aus der Halbzeitpause. Ieva Bagdanaviciene fing endlich an zu treffen, ein 11:0-Lauf mit zwei Distanztreffern von ihr leitete die Aufholjagd ein. Die Verteidigung wurde immer besser. Nur acht Punkte ließen die BasCats im dritten Viertel zu. Daneesha Provo und Cassidy Boensch, im Hinspiel noch mit insgesamt 62 Punkten, mussten sich diesmal mit 18 begnügen.
Der letzte Spielabschnitt war an Dramatik nicht zu überbieten. Fallyn Freije zeigte bei ihrem ersten Einsatz, wie wertvoll sie mit ihrem Durchsetzungsvermögen werden kann. Alica Moravcikova kämpfte, behauptete sich immer wieder stark in Zweikämpfen. Nur Toussaint bekamen die SNP BasCats nicht in den Griff, trotzdem verkürzten sie nach vier Minuten durch Bagdanaviciene per Korb plus Bonusfreiwurf auf fünf Punkte. Aber Pauline Mayer per Dreier und Korb mit Foul stellte die Zeichen für Freiburg scheinbar auf Sieg (55:65).
Mit bewundernswertem Kampfgeist und zwei Distanztreffern von Bagdanaviciene und einem Korb von Freije verkürzten die Heidelbergerinnen knapp zwei Minuten vor Schluss auf 63:65. Britta Daub vergab zwei Freiwürfe, die schlechte Freiwurfquote zieht sich wie ein roter Faden durch diese Saison. 17 Sekunden vor Schluss markierte Moravcikova das 65:66, Trainer Dennis Czygan nahm die Auszeit. Pauline Mayer verwandelte 8,6 Sekunden vor Schluss einen von zwei Freiwürfen zum 65:67. Britta Daub hatte beim folgenden Angriff zwei Optionen. Sie hätte mit energischem Zug zum Korb den Ausgleich erzielen können, spielte jedoch Bagdanaviciene frei, die den Dreier mit dem Schlusspfiff vergab. Eine tolle zweite Halbzeit (33:22) wurde nicht belohnt.
Stenogramm: 0:7 (3.), 2:7 (4.), 2:10 (5.), 7:19 (7.), 14:27 (10.), 16:35 (13.), 25:41 (17.), 32:45 (Halbzeit), 32:47 (22.), 43:47 (25.), 45:53 ((30.), 47:57 (32.), 54:59 ((33.), 55:65 (35.), 63:65 (38.), 65:67 (Endstand).
Punkte SNP BasCats: Bagdanaviciene 21/4, Butina 13/2, Moravcikova 13, Freije 6, Worthmann 5/1, Daub 4, Palenickova 3, Karavassilis, Kleinert.
Punkte Freiburg: Toussaint 22/1, Provo 14/3, Mayer 10/2, Kranzhöfer 6, Kapitza 6, Boensch 4, Sanata-Lea Ouedraogo 3/1, Konstantinidou 2, Sophie Ouedraogo, Nufer.
Rebounds: 33:28 (SNP BasCats/Freiburg): Team 10, Moravcikova 7, Freije 7 – Boensch 11, Kapitza 7, Kranzhöfer 6, Team 6.
Wurfquote aus dem Feld: 41,3:41,9 %
Dreierquote: 26,9%:35% (7/26:7/20)
Freiwurfquote: 46,2:66,7%
Ballverluste: 17:22
Stimmen zum Spiel:
Trainer Dennis Czygan: „Wir wissen auch nicht, warum die Mannschaft manchmal so lange braucht, um ins Spiel zu kommen. In der ersten Halbzeit haben wir ganz schlecht verteidigt. Daneesha Provo hatten wir heute ganz gut im Griff, dafür hat Toussaint übernommen. Leider haben wir Pauline Mayer bei dem Dreier im letzten Viertel ein einziges Mal frei stehen lassen. Inja Butina musste sich nach der Verletzung noch etwas zurückhalten, aber sie beißt sich halt durch. Fallyn Freije braucht noch Praxis, nach anfänglicher Zurückhaltung hat sie mit ihrer körperlichen Präsenz unter dem Korb gezeigt, dass sie uns viel bringen wird. Die zweite Halbzeit macht mir nicht nur für Sonntag in Marburg, sondern für die ganze Saison Mut.
Michael Rappe
Beitragsbild (Andreas Gieser): Debüt für Fallyn Freije, hier im Duell mit Dominique Toussaint.