Es war wohl noch nie so leicht, einen Sieg beim TSV Wasserburg zu erringen, und doch haben es die SNP BasCats USC Heidelberg im vorletzten Saisonspiel der Basketball-Bundesliga nicht geschafft. Obwohl sie über weite Strecken der Partie in Führung lagen, im ersten Viertel sogar mit zehn Punkten und drei Minuten vor Ende mit 59:52, verloren sie durch einen 0:16-Lauf in den letzten drei Minuten noch mit 59:68. Das erhoffte Erfolgserlebnis vor dem Top4 um den DBBL-Pokal am kommenden Wochenende in Keltern blieb somit aus und nach den elf Auswärtsspielen der Runde 2020/21 stehen nur ein Sieg in Saarlouis, ansonsten aber zehn Niederlagen zu Buche.
Zum wiederholten Mal in dieser Saison brachten sich die Heidelbergerinnen durch ungeschicktes taktisches Verhalten und mangelnde Cleverness um den verdienten Lohn. Und das bei einem Team, das große personelle Probleme hat und einmal mehr zu siebt antreten musste. Doch der vielfache deutsche Meister und Pokalsieger hat eben Spielerinnen mit Erfahrung und Cleverness. Kelly La Nette Moten mit ihren einzigen beiden Distanztreffern (insgesamt 20 Punkte) und Margaret Emily Mulligan (12) waren es in der Schlussphase, die die nicht für möglich gehaltene Wende schafften. Und die Ex-Heidelbergerin Anne Zipser, die einen unglücklichen Einwurf von Franziska Worthmann direkt nach einer Auszeit der SNP BasCats zu einem Korberfolg mit Foul (62:59) nutzte, ebenso wie Laura Hebecker, die so gut wie selten traf und 28 Sekunden vor Schluss mit ihrem dritten Distanztreffer den Endstand herstellte.
Es war ein ziemlich wildes Spiel mit vielen Fehlern auf beiden Seiten und wechselnden Führungen. Dem 8:7 durch Zipser ließen die BasCats einen 11:0-Lauf folgen, an dem Britta Daub und Alexandra Wittinger maßgeblich beteiligt waren. Doch die Gäste ließen gleich wieder einen 0:7-Lauf zu. Im zweiten Viertel blieb Heidelberg zumeist in Führung, und hätte es die zahllosen Chancen aus der Distanz (2/13) genutzt, wäre der Vorsprung zur Pause größer gewesen als 32:28.
Die zweite Halbzeit begann mit einem Distanztreffer von Worthmann optimal, aber zu geringe Wurfquoten verhinderten einen entscheidenden Vorsprung. Aus der Distanz waren es am Ende nur 21 Prozent (5/23). Dass es nach dem dritten Viertel Remis stand, entsprach nicht dem Spielverlauf. 15 Sekunden vor Viertelende hatte Melina Karavassilis einen schönen Dreier gelandet, doch drei Sekunden vor Schluss foulten die SNP BasCats völlig unnötig Laura Hebecker im 3er-Bereich – die drei Freiwürfe verwandelte die Wasserburgerin sicher.
Mulligan war zu Beginn des letzten Viertels mit sechs Punkten in kurze Zeit der Aktivposten bei den Gastgeberinnen, bei den Gästen hatte Alica Moravcikova eine kurze starke Phase mit vier Zählern. Dank der herausragenden Britta Daub (20/2) gelang besagte 59:52-Führung, dann wollte nichts mehr fallen. Dreipunkteversuche von Inja Butina, Worthmann und Daub tanzten am Korbring entlang, zudem ließen die SNP BasCats in der Verteidigung nach. Eine wirklich ärgerliche Niederlage.
Stenogramm: 8:7 (3.), 8:18 (9.), 15:18 (10.), 19:24 (14.), 28:28 (16.), 28:32 (Halbzeit), 32:39 (25.), 35:41 (27.), 41:44 (29.), 44:44 (30.), 52:52 (33.), 52:59 (36.), 59:59 (38.), 69:59 (Endstand).
Punkte TSV Wasserburg: L. Hebecker 20/3, Moten 20/2, Mulligan 12, Zipser 11, E. Hebecker 3/1, Perner 2, Eckerle.
Punkte SNP BasCats: Daub 20/2, Moravcikova 10, Wittinger 8, Freije 6, Butina 5/1, Nash 4, Karavassilis 3/1, Worthmann 3/1, Palenickova, Bagdanaviciene, Kleinert.
Rebounds: 37:38 (Nördlingen/BasCats): Mulligan 10, Moten 9, Team 8 – Freije 8, Wittinger 7, Team 5; Daub 5.
Wurfquote aus dem Feld: 46,2%: 48,8%
Dreier: 37,5%:21,7 (6:16/5:23)
Freiwürfe: 93,3%:57,1%
Ballverluste: 13:16
Stimmen zum Spiel:
Trainer Dennis Czygan: „Es war ein Spiel der ausgelassenen Chancen. Wir haben es nicht hin gekriegt, den Sack zuzumachen. Wasserburg hat eben eine Moten, die es entschieden hat. Wir haben so eine Spielerin nicht. Es war eine Riesenchance, heute in Wasserburg zu gewinnen. Mir hat ein bisschen Physis unter dem Korb gefehlt. Beim 44:41 kurz vor Ende des dritten Viertels foulen wir völlig unnötig beim Dreierversuch von Hebecker. Da hatten wir noch keine Teamfouls. Jede Einzelne wollte es zwar gewinnen, aber nicht als Team. Obwohl es um gar nichts mehr ging, haben alle gekämpft. Trotzdem, wir haben wieder gezeigt, dass wir es können. Nun kommt mit dem Top4 das absolute Highlight, und ich bin sicher, dass sich dort alle zusammenreißen.“
Kapitänin Britta Daub: „Unsere starke Kampf- und Energieleistung hat Wasserburg lange Zeit vor große Probleme gestellt. Bei sieben Punkten Führung drei Minuten vor Schluss hatten wir die Chance, den Deckel drauf zu machen. Leider hat die schwache Defensivleistung in der Schlussphase uns den Sieg gekostet. Jetzt gilt es, sich diese Woche voll auf das Top4 zu fokussieren, um am Saisonhöhepunkt unsere beste Leistung abzurufen.“
Inja Butina: „Ich bin wirklich traurig, dass wir mit einer Niederlage nach Hause fahren. Ich denke, dass wir dieses Spiel hätten gewinnen müssen, aber die Kleinigkeiten am Ende des Spiels wie Fokussieren und Kommunikation haben es entschieden. Sie haben am Ende die Würfe getroffen, was ihnen gestattet hat, in den Schlüsselmomenten davon zu ziehen. Wir haben hart gekämpft, aber es war nicht genug.“
Michael Rappe
Foto (Andreas Gieser): Britta Daub und Kelly Moten (im Hinspiel).