125 Jahre Vereinsgeschichte! Der Zeitstrahl reicht vom Deutschen Kaiserreich über die Weimarer Republik, das „Dritte Reich“ bis zur längst wiedervereinigten Bundesrepublik Deutschland. Die Brüche und Katastrophen, Krisen und Neuanfänge dieser Zeitspanne sollten gerade auch die Entwicklung des ASC Straßburg zum USC Heidelberg (ASC Straßburg) entscheidend prägen.
Der ASC Straßburg
Der Academische Sportclub (kurz ASC) Straßburg wurde am 18. November 1899 gegründet. Es handelte sich um einen deutschen Verein, der sich auf die vorwiegend deutsche Kaiser-Wilhelm-Universität bezog – Elsaß-Lothringen war seinerzeit als „Reichsland“ Bestandteil des Deutschen Reiches. Anfangs wurden Hockey und Tennis gespielt, später kamen Eishockey, Fußball und Skisport hinzu. Die Pflege gesellschaftlicher Aktivitäten war neben der sportlichen Betätigung ein erklärtes Ziel des Vereins. Ähnlich wie bei einer Studentenverbindung beruhte sein Konzept auf einem umfassenden Netzwerk aktiver und passiv-fördernder Mitglieder.
Der ASC Straßburg wurde zu einem Zentrum des deutschen und internationalen Tennissports. Auch im Hockeysport profilierte sich der Verein und errang 1909 die deutsche Meisterschaft. Seit 1905 besaß der ASC eine eigene Platzanlage mit vier Tennisplätzen, einem Rasenplatz für Hockey und Fußball sowie einem Umkleidehaus.
Mit dem Ende des 1. Weltkrieges endete auch die Geschichte des ASC Straßburg. Er wurde zunächst in „Sporting Club“, später in „Lawn Tennis Club de Strasbourg“ umbenannt und existiert als solcher noch heute.
Der ASC Heidelberg (Straßburg)
Am 2. März 1919 gründeten ehemalige „Straßburger“ in Anwesenheit des Rektors der Universität den „ASC Heidelberg (Straßburg)“. Die Neugründung in Heidelberg erfolgte insbesondere aufgrund persönlicher Verbindungen einiger Alt-Straßburger zur Stadt und zur Universität Heidelberg. Der ASC Heidelberg (Straßburg) stand ganz in der Tradition seines Straßburger Vorgängers. Wichtig war auch ihm die enge Bindung an die Universität, die sich in zahlreichen personellen Verflechtungen ausdrückte. Doch nahm er anders als der Straßburger ASC auch weibliche Mitglieder auf.
Durch einen Vertrag sicherte sich der ASC die Mitbenutzung der Sportanlage der TSG 78 Heidelberg an der Jahnstraße und mietete zudem an der Werderstraße Tennisplätze an.
Im Sommer wurden Leichtathletik, Tennis sowie Paddeln betrieben und Wanderungen unternommen, im Winter gab es Skilauf, Hallensport und Tischtennis. Regelmäßig richtete der ASC Sportfeste aus, auch nahmen die Mitglieder häufig an externen Wettkämpfen teil. Gesellschaftliche Ereignisse waren alljährlich das Sommerfest und das Stiftungsfest im Winterhalbjahr.
Zumal die Universität unter dem Einfluss des NS-Regimes den studentischen Sport selbst übernahm, stellte der ASC keinen Antrag auf Eingliederung in den NS-Reichsbund für Leibesübungen und galt daher als aufgelöst.
Der USC Heidelberg (ASC Straßburg)
Einige „Alt-Straßburger“ und ehemalige Mitglieder des ASC Heidelberg (Straßburg) hoben am 18.11.1949 in einer Gründungsversammlung den „Universitäts-Sport-Club Heidelberg (ASC Straßburg)“ aus der Taufe. Der neue Name sollte gleichermaßen die Verbundenheit zur Universität Heidelberg wie zum alten ASC Straßburg ausdrücken.
Anfangs gab es Tennis, Leichtathletik, Faustball und Basketball, später folgte Volleyball. Aus ehemaligen ASC-Mitgliedern wurde ein Freundeskreis ASC Heidelberg-Straßburg gegründet, der den Club ideell und finanziell unterstützen sollte. Auch beim USC sollte die Pflege gesellschaftlicher Aktivitäten hochgehalten werden.
Heute wird der USC weitgehend als Basketballverein wahrgenommen, doch gehörten auch die Leichtathleten längere Zeit zur deutschen Spitze und stellten zahlreiche Athletinnen und Athleten für Auswahlteams bis zur Teilnahme an Olympischen Spielen. 1970 und 1971 errangen die USC-Herren in der deutschen Mannschaftsmeisterschaft jeweils den dritten Platz.
In der noch jungen deutschen Basketballszene entwickelte sich der USC bald zu einem Spitzenverein. 1957 errang er seine 1. Deutsche Meisterschaft, die er bis 1962 ununterbrochen verteidigte und damit zum deutschen Rekordmeister avancierte. Weitere Titel folgten 1966, 1973 und 1977 sowie die beiden Pokalmeisterschaften von 1977 und 1978. Begünstigt wurde diese Entwicklung seinerzeit durch die im 2. Weltkrieg weitgehend unzerstörte Stadt und die renommierte Universität.
Doch ging die große Zeit der hochschulnahen Vereine in den 1970er Jahren allmählich ihrem Ende entgegen. Die Verbindung zur Universität, ohnehin in Zeiten der Massenuniversität längst nicht mehr so eng wie noch in den 1950er und 1960er Jahren oder gar beim ASC Straßburg, war kein entscheidender Vorteil mehr gegenüber den zunehmenden finanziellen Möglichkeiten anderer Spitzenvereine. Auch beim USC Heidelberg begann die allmähliche Verabschiedung aus der nationalen Spitze. Die Leichtathletikabteilung schloss sich nach langem Niedergang 2017 komplett dem Nachbarverein TSG 78 an.
Von dieser Abwärtsspirale blieben auch die USC-Basketballer nicht verschont. Die zunehmende Professionalisierung erforderte Finanzmittel, die der Verein nicht aufbringen konnte. 1980 stiegen die USC-Herren in die 2. Bundesliga, 1988 schließlich in die Regionalliga ab.
Thomas Riedel als Abteilungsleiter und Trainer führte die Basketball-Herren 1994 in die 2. Bundesliga zurück. Nachdem Manfred Lautenschläger im Jubiläumsjahr 1999 den Versicherungskonzern MLP als Sponsor eingebracht hatte, besserte sich die finanzielle Basis zusehends. 2007 war der USC Gründungsmitglied der neuen Spielklasse Pro A, wo er sich nach anfänglichen Problemen gut behauptete.
Zielstrebig wurde an den Strukturen gearbeitet. Seit der Saison 2012/2013 tritt das bereits zuvor in eine eigene GmbH ausgegliederte Team des USC Heidelberg als „MLP Academics Heidelberg“ an. 2021 stiegen die Academics schließlich unter ihrem langjährigen Trainer Branislav (Frenkie) Ignjatovic in die Easycredit Basketball-Bundesliga auf, wo sie aktuell einen oberen Tabellendrittel einnehmen.
Die USC-Damen erkämpften 1956 den 3. Platz der Deutschen Meisterschaften und wurden 1957 sogar Vizemeister, verschwanden dann jedoch lange in der Versenkung. Mitte der 1990er Jahre gaben sie ein zweijähriges Gastspiel in der 2. Liga, scheiterten dort hauptsächlich an der notorischen Finanzknappheit des USC.
Unter der Ägide des Lübeckers Dennis Czygan setzten die USC-Damen ab 2000 zu einem Höhenflug an, der bis in die 1. Bundesliga führte. Parallel baute Czygan zudem eine vielbeachtete Nachwuchsarbeit auf. Zwar spielen unsere 1. Damen derzeit wieder in der 2. DBBL, doch entwickeln sie sich nach dem Einstieg von Jochen Kohlhaas als Sponsor sukzessive zu einem Spitzenteam mit dem erklärten Ziel des Aufstiegs in die Beletage. Entsprechend wurde und wird weiter das Umfeld verstärkt.
Der USC, personell und strukturell eng mit den Academics verbunden, stellt in der Saison 2024/2025 insgesamt 25 Teams und gehört damit zu den größeren deutschen Basketballvereinen. Mit den BasCats (2. DBBL Süd), der WNBL (U18 weiblich), der NBBL (U19 männlich) und der JBBL (U16 männlich) befinden sich darunter immerhin vier Bundesligateams. Sowohl im weiblichen wie auch im männlichen Bereich (hier gelten die Academics als 1. Mannschaft) treten die 2. Mannschaften des USC in der Regionalliga an, während die dritten Damen und Herren jeweils in der Oberliga spielen.
Mit 20 Juniorenteams, darunter die drei Bundesligisten WNBL, NBBL und JBBL, engagiert sich der USC nicht zuletzt auch sehr stark im Nachwuchsbereich. Hier gab es zuletzt einen starken Zuwachs von sechs Teams.
Peter Wittig
Beitragsbild: Mit dieser Mannschaft setzte der USC 1957 zu seinem Höhenflug an mit insgesamt neun deutschen Meisterschaften und zwei Pokalmeisterschaften (Slg. Oskar Roth).
Ausführliche Informationen zur Basketballgeschichte des USC finden sich hier Basketball-Historie.