Jochen Kohlhaas betont: „Alles kann, nichts muss!“

Das Jahresauftakt-Interview mit Jochen Kohlhaas, engagierter Macher und Förderer des Damen- und Mädchen-Basketballs in Heidelberg, gleicht einer Nachuntersuchung. Bei den USC BasCats wurde über Weihnachten und den Jahreswechsel viel nachgedacht. „Wir haben intensiv analysiert, Abläufe und Inhalte überarbeitet, offene und ehrliche Gespräche geführt. Vor allem aber haben wir den Druck aus der Situation genommen: Alles kann, nichts muss!“, sagt Jochen über das Zwischenfazit nach 12 Spieltagen in der 2. DBBL Süd.

An diesem Sonntag (17 Uhr, ISSW) empfangen die „Raubkatzen“ den punktgleichen Tabellennachbarn TSV Wasserburg. Für Jochen ist das Duell zwischen dem Vierten und Dritten ein Spiel wie jedes andere auch. Ab Ende März gelte es für das BasCats-Team, den besten Basketball aufs Parkett zu zaubern.

Jochen, neues Jahr, neues Glück: Was erhoffst Du Dir im Hinblick auf die zehn ausstehenden Partien der USC BasCats in der Hauptrunde der 2. DBBL Süd bis Ende März?

Jochen Kohlhaas: Für die verbleibenden zehn Partien der USC BasCats in der Hauptrunde der 2. DBBL Süd bis Ende März wünsche ich mir vor allem, dass wir gesund und verletzungsfrei bleiben. Gleichzeitig hoffe ich, dass wir uns in den kommenden Spielen kontinuierlich steigern und unser Potenzial immer besser ausschöpfen. Es wäre großartig, wenn wir auf dem Feld lauter und kommunikativer werden und dabei mit maximaler Intensität spielen. Unser Ziel ist es, ab Ende März unseren besten Basketball zu zeigen, um dann in den Playoffs zu sehen, was geht.

Am Sonntag gastiert der TSV Wasserburg im ISSW. Ein richtungsweisendes Match?

Jochen: Warum richtungsweisend? Für uns ist das Spiel gegen Wasserburg ein Spiel wie jedes andere auch. Am Sonntag können wir vollkommen befreit aufspielen, denn Wasserburg geht klar als Favorit in die Partie. Sie haben uns bereits im Hinspiel geschlagen und sich für die Rückrunde nochmals gezielt verstärkt. Sollte allerdings unserem jungen Team tatsächlich die Revanche für die Hinspielniederlage gelingen, wäre das schon ein großartiges, positives Erlebnis zu Beginn des neuen Jahres.

                                                     „Es ist ein Lernprozess“

Kurzer Rückblick: Welche sportlichen Schwierigkeiten sind aus Deiner Perspektive zwischen dem 24. November (Bad Homburg) und dem Weihnachtsspiel in Stuttgart (21. Dezember) aufgetreten?

Jochen: Mit dem Karriereende von Michala „Mischa“ Würzner und Helena „Chatzi“ Nägele haben zwei absolute Führungspersönlichkeiten aufgehört, die dem Team in kritischen und engen Situationen Stabilität und Orientierung gegeben haben. Diese Autoritäten fehlen uns derzeit, und das gesamte Team arbeitet daran, diese Lücke zu schließen. Unser junges Team lernt momentan, mit Drucksituationen umzugehen und als Einheit zusammenzuspielen, auch unter Druck. Es ist ein Lernprozess, nicht in Einzelaktionen zu verfallen, sondern auch unter Druck dem Gameplan und dem Teamplay treu zu bleiben. Dies ist ein wichtiger und notwendiger Entwicklungsschritt für uns.

Erschwerend kam hinzu, dass wir in diesem Zeitraum von Verletzungen und Krankheiten gebeutelt waren. Besonders der Ausfall von Liz Iseyemi, die seit Mitte November fast durchgehend im Krankenstand war, hat uns zurückgeworfen. Trotz dieser Herausforderungen wachsen wir als Team und arbeiten hart daran, uns kontinuierlich zu verbessern.

René Spandauw sagte vor Saisonbeginn im Interview: „Wir werden extrem gute Spiele haben, aber auch einige, bei dem alles hinterfragt wird.“ Trifft das – zum jetzigen Zeitpunkt – den Nagel auf den Kopf?

Jochen: (Lacht) Tatsächlich war das weniger Renés Aussage, sondern vielmehr meine eigene Befürchtung, dass ich mir an Weihnachten die große „Warum?“-Frage stellen würde – und genauso ist es gekommen. Ich habe in dieser Zeit intensiv über viele Dinge nachgedacht, und ja, der Nagel wurde voll auf den Kopf getroffen!

BasCats-Macher Jochen Kohlhaas

In solchen Momenten ist es jedoch entscheidend, einen Schritt zurückzutreten und einen Blick auf die ursprünglichen Ideen und Ziele zu werfen – und genau das haben wir getan. Wir haben intensiv analysiert, Abläufe und Inhalte überarbeitet, offene und ehrliche Gespräche geführt. Vor allem aber haben wir den Druck aus der Situation genommen: Alles kann, nichts muss!

Wir haben eine Planungssicherheit geschaffen, die unabhängig von der aktuellen Liga auf kurz-, mittel- und langfristige Ziele ausgerichtet ist. So können wir uns weiterhin auf das Wesentliche konzentrieren und aus den Herausforderungen lernen.

Wird etwa über eine personelle Anpassung bzw. Ergänzung nachgedacht?

Jochen: Nein, eigentlich nicht – warum auch? Ich bin überzeugt, dass wir gut genug sind, um eine starke Rückrunde zu spielen. Es ist wichtig, Geduld zu haben, Vertrauen in die Mannschaft zu setzen und dem Team den notwendigen Lernprozess zuzugestehen. Allerdings beschäftigen wir uns aufgrund der Tatsache, dass Anne ab Februar aus beruflichen Gründen vermutlich nicht immer zur Verfügung stehen wird, mit einer möglichen Ergänzung auf den Positionen 4 und 5.

                                    Kleine, tolle Veränderungen in der Halle

Abgesehen vom rein Sportlichen: Wie zufrieden bist Du mit dem gesamten organisatorischen Part?

Jochen: Das ist eine kurze Frage, die auf den ersten Blick einfach zu beantworten scheint, aber in Bezug auf den organisatorischen Part viele Facetten hat: Bei der Organisation der Heimspiele leisten Uwe, Stephan sowie die Anjas, Simon und die vielen anderen Helfer einen phänomenalen Job. Im Vergleich zum Vorjahr haben wir uns enorm verbessert. Die kleinen Veränderungen in der Halle, wie der Teppich, die neuen Stühle oder der VIP-Bereich, sind wirklich toll und tragen zur positiven Wahrnehmung bei. Ein besonderes Highlight war unser Breast Cancer Awareness Game, das ein voller Erfolg war. Für die Rückrunde planen wir ein ähnliches, vielleicht sogar noch größeres Event – die Details bleiben allerdings noch geheim.

Auch unser Coach the Coach-Programm ist erfolgreich angelaufen. Wenn Chris (Anm. der Red.: Hergenröther) und René (Spandauw) eine Coach-Clinic leiten, hat das eine besondere Qualität, die uns hoffentlich langfristig weiterbringt.

Im Hinblick auf das „Zusammen.Wachsen“ mit den MLP Academics machen wir ebenfalls Fortschritte. Der Austausch mit Matthias, Alex, Nicole, Peter, Till oder Thomas hilft uns sehr. Die Unterstützung, die wir erfahren, ist toll, ich sage nur Equipment, Gear, Fitness – danke für Eure Unterstützung. Wir spüren, dass wir gemeinsam mehr erreichen können.

Was das Thema Trainingshalle betrifft, ist die Finanzierung gesichert. Allerdings merke ich, dass ich selbst im Moment das Bottleneck bin. Daher arbeite ich aktuell daran, mir hier Unterstützung zu holen, um schneller und effizienter agieren zu können.

Insgesamt sind wir organisatorisch auf einem sehr guten Weg und vertrauen auf den kontinuierlichen Verbesserungsprozess, der uns stetig weiter voranbringt.

                                         So viel mehr als „nur“ Basketball

Abschlussfrage: Worauf freust Du Dich 2025 bei den USC BasCats im basketballerischen Kontext am meisten? 

Jochen: Jogi, der basketballerische Kontext ist nicht das Entscheidende. Viel wichtiger ist, dass wir für die jungen Frauen eine Umgebung schaffen, in der sie individuell und als Team wachsen können. Die BasCats sollen für so viel mehr stehen als „nur“ für Basketball.

Aber wenn du so beharrlich auf den basketballerischen Kontext eingehst, dann freue ich mich besonders darauf, zu sehen, wie unser sehr junges Team aus seinen Fehlern lernt und beginnt, frei, mit höchster Intensität und als echtes Team zusammenzuspielen. Alles kann, nichts muss!

Und wie wir es mit den Coaches oft diskutiert haben: It starts with the Defense. Leidenschaftliche, kompromisslose Defense – das ist das, worauf ich mich im Jahr 2025 besonders freue!

Jochen, herzlichen Dank für das Interview vor dem „Restart“.

Joachim „Jogi“ Klaehn
USC BasCats Heidelberg
Kommunikation und Medien

Bilder: @cheesy.photo