Sie sind da. Die immerhin sieben Neuzugänge der SNP BasCats USC Heidelberg trafen sich zum allerersten Mal zu einem Grillabend bei Trainer Dennis Czygan. Aufgrund der Corona-Pandemie mussten die fünf Ausländerinnen nacheinander einreisen, die beiden US-Amerikanerinnen zeitlich um eine Woche versetzt. Gleich am Flughafen mussten sie sich Tests unterziehen und bis zum Testergebnis in Quarantäne. „Erfreulicherweise kamen die Ergebnisse innerhalb von zwei Tagen vom Ordnungsamt“, berichtete Czygan. Alle Spielerinnen sind gesund und munter.
Beim Grillabend zeigte sich schnell, dass die Trainer offenbar wieder den richtigen Riecher gehabt hatten. „Die Stimmung war so, als wenn sich alle schon Monate kennen würden“, freute er sich. Tags darauf standen die ersten beiden Trainingseinheiten auf dem Programm, morgens mit den Schwerpunkten Athletik und Defense, am späten Nachmittag mit dem Schwerpunkte Offense. Am Sonntag gab es dann das erste Testspiel gegen die zweite Mannschaft des USC, das die SNP BasCats klar mit 97:53 gewannen. Madison Nelson war mit 25 Punkten die beste Werferin vor Franzi Worthmann mit 16. Da die zweite Mannschaft schon einige Zeit länger trainiert, kannte die schon ihre Systeme und kämpfte unverdrossen, insofern gestaltete sich ein sinnvoller erster Test für beide Seiten.
Von allen Neuzugängen angetan
Dennis Czygan war von allen Neuzugängen sehr angetan. „Es ist eine bunte Mischung, qualitativ ganz stark“, blickt er sehr zuversichtlich und voller Vorfreude auf die Saison. Als Erste kam Kyla Irwin nach Heidelberg. Sie kann die Positionen vier und fünf spielen und ist hervorragend ausgebildet. Die US-Amerikanerin hat eine sehr gute Spielübersicht und ist eine tolle Werferin. Ihre Landsfrau Madison Nelson gibt auf der Centerposition keinen Ball verloren, macht sehr wenige Fehler und hat gute Scorerqualitäten. Zwei „Rookies“, die schon sehr gut sind, aber noch ganz viel Luft nach oben haben. Beide müssen sich natürlich erst an Europa gewöhnen.
Die Slowakin Alica Moravcikova erinnerte Dennis Czygan gleich an eine frühere Spielerin. „Sie ist so ein nettes Wesen wie Martina Letkova damals“, meinte der Trainer. Mit 1,90 Meter ist sie die Größte im Team, ein klassischer Center, die ihren Körper zu nutzen weiß. Ihre Basketball-Intelligenz ist bemerkenswert.
„Ein kroatisches Feuerwerk“ nennt Czygan die Aufbauspielerin Inja Butina. Ihr Tempo und ihre Aggressivität fallen ins Auge, sie ist eine klassische Organisatorin, die sich nicht über Punkte definiert. Ihre Qualitäten zusammen mit denen von Britta Daub oder Michala Palenickova werden für Aufsehen sorgen. Der Litauerin Ieva Bagdanaviciene ist ihre Erfahrung anzumerken. Sie weiß in jeder Situation, was sie tut. Die frühere Wasserburgerin wirft mit sehr hoher Geschwindigkeit und großer Präzision.
Franziska Worthmann aus Neuss eilt der Ruf einer exzellenten Dreierschützin voraus, und das zeigte sie auch gleich. „Wenn sie frei ist, dann ist der Ball drin“, staunte Dennis Czygan. Mit ihren 33 Jahren weiß die Flügelspielerin einfach, wie Basketball funktioniert. Sie überrascht auch mit einem starken Zug zum Korb. Trotz ihrer Erfahrung nimmt sie immer noch neue Dinge an und ist sehr ehrgeizig. „Sportlich wie menschlich ein Glücksgriff“, so Czygan.
Mit Helena Linder kommt eine Spielerin aus Konstanz nach Heidelberg, die zuletzt in der Schweiz für den Erstligisten BC Winterthur gespielt hat. Sie gehört zum Erstligakader, wird aber überwiegend im Zweitligateam spielen. Linder ist 1998 geboren und kann die Positionen drei und vier spielen. Melina Karavassilis und Marie Kleinert wollen die nächsten Schritte in ihrer Karriere tun. Die beiden Eigengewächse Julia Wroblewski (Aufbau) und Tilly Bohneberg (Center) sollen langsam herangeführt werden. Und wenn alle Stricke reißen, ist ja noch ein Platz für eine US-Amerikanerin unbesetzt. Bis zum 31. Januar kann nachgelegt werden.
Mehrere Testspiele und Turniere
Die BasCats werden gegen Freiburg (19. September), beim Turnier in Nördlingen (26. September), gegen Wasserburg (2. Oktober) und bei einem eigenen Turnier im ISSW am 10./11.10 (Gegner werden Marburg, Göttingen und Keltern sein) weiter testen. Die neue Mannschaft muss sich finden und einspielen.
Ob das ISSW und das Hygienekonzept „Corona-tauglich“ ist, wird sich noch zeigen. „Dass die Saison losgeht, da bin ich optimistisch, ob man es durchziehen kann, ist die Frage“, sagte Dennis Czygan.“ Gästefans sind die ganze Saison verboten, in Sachen eigene Fans wird man sehen, wie sich die Dinge entwickeln. „Bei nur 30 oder 50 Zuschauern hätten wir vor allem ein Stimmungsproblem“, so Czygan.
Nach dem Pokalspiel in München (17. Oktober, 15 Uhr) soll am 24. Oktober der Saisonauftakt gegen die Rutronik Stars Keltern folgen (17.30 Uhr, ISSW). „Keltern sehe ich ganz klar oben, danach glaube ich an ein sehr breites Mittelfeld“, prognostizierte Czygan.
Der Kader für die neue Saison:
Center: Alica Moravcikova (MBK Ruzomberok, Slowakei), Madison Nelson (Denver University, USA), Kyla Irwin (University of Connecticut, USA), Helena Linder (Konstanz), Tilly Bohneberg (Basket Girls Rhein-Neckar/USC II).
Aufbau: Britta Daub, Inja Butina (Embutidos Pajariel Bembibre in Spanien, Kroatien), Julia Wroblewski (Basket Girls Rhein-Neckar/USC II),.
Flügel: Franziska Worthmann (TG Neuss Tigers), Ieva Bagdanaviciene (Aistes LSMU, Litauen), Melina Karavassilis, Michala Palenickova, Marie Kleinert.
Abgänge: Pele Gianotti (Luxemburg), Rachel Arthur (BC Marburg), Victoria Harris, Olivia Nash, Shanice Norton (alle Ziel unbekannt), Janiek van Veen (Dozy BV Den Helder, Holland), Linn Schüler (Royals Saarlouis), Anne Zipser (TSV Wasserburg), Anna Meusel, Eleah Steins, Helena Chatzitheodorou (alle USC II).
Trainer: Dennis Czygan, Co-Trainer: Serena Benavente, Chris Baum.
Michael Rappe