Britta Daub: „Die 1. Liga ist ein Kindheitstraum“

Die südniedersächsische Universitätsstadt Göttingen ist seit vielen Jahren eine Basketball-Hochburg. In den 70er Jahren wurde Göttingen 05 fünfmal deutscher Frauenmeister, in den 80ern war es bei den Männern der ASC Göttingen, der Meistertitel und Pokalsiege errang.  Es ist der einzige deutsche Standort, wo es bei Frauen und Männern einen Basketball-Erstligisten gibt. Ein Kind dieser Stadt ist auch Britta Daub, die seit dieser Saison für die BasCats USC Heidelberg spielt. „Göttingen ist meine Heimat, ich habe vorher nie woanders gelebt“, erzählt Daub, deren ältere Schwester Alexandra in Würzburg ebenfalls in der 2. Bundesliga spielt. Insofern ist sie froh, dass „es hier in Heidelberg auch so gut passt. Die Uni Mannheim, wo ich studiere, hat einen Super-Ruf, der Verein auch, und Heidelberg ist eine schöne Stadt.“

Britta Daub ist im Göttinger Vorort  Rosdorf aufgewachsen. Mit sieben Jahren kam sie durch eine Nachbarin zum Basketball. Bis dahin hatte sie Tennis gespielt, mit zwölf hörte sie mit Tennis auf und konzentrierte sich auf Basketball. An ihre ersten Trainerinnen Ursel Brzezinski und Christiane Schmidt kann sie sich noch gut erinnern. Schnell wurde klar, dass die schnelle Aufbauspielerin viel Talent hat. Mit dem Team des Felix-Klein-Gymnasiums Göttingen nahm sie mehrmals an der Endrunde von „Jugend trainiert für Olympia“ teil („der beste Platz der Vierte“) und mit der BG-Jugend gab es mehrere Niedersachsenmeisterschaften.

Britta Daub im Trikot der BG 74 Göttingen. Foto: privat

Einen großen Sprung machte sie in der U15. Bei der DM-Endrunde wurde sie von Bundestrainer Imre Szittya gefragt, ob sie an einem U16-Lehrgang teilnehmen wollte, und das, obwohl sie zum jüngeren Jahrgang gehörte. Natürlich wollte sie. „Das war alles echt überwältigend für mich“, erinnert sich Britta Daub. „Es war jeden Sommer toll, wenn das Nationalteam zusammenwuchs und wir international gegen Mannschaften wie Spanien oder Frankreich spielen konnten.“ Die Erfolge waren auch da, 2014 wurde Britta Daub B-Europameisterin. Bald lernte sie auch ihre heutige Teamkollegin Anne Zipser kennen, mit der sie 2016 bei der U18-EM Siebter wurde.

Im Sommer 2018 nahm sie mit Zipser an der U20-EM in Ungarn teil. Hier bekam sie nicht so viel Spielzeit wie erhofft, hatte aber eine Dreierquote von 50 Prozent. Im Achtelfinale gab es ein ganz unglückliches Aus mit einem Punkt gegen Frankreich.

Im Nationaltrikot. Foto: privat

Doch zurück nach Göttingen. Bei der BG 74 spielte sie mehrere Jahre in der WNBL-Mannschaft. In der Saison 2014/15 rückte sie bereits ins Zweitligateam der BG und belegte mit ihm einen glänzenden zweiten Platz. „Wir haben erst in letzter Sekunde gegen den hohen Favoriten Osnabrück verloren“, erinnert sie sich an diese dramatische Auseinandersetzung.

Dann wurde ihre Karriere erst einmal jäh gestoppt. Ein Meniskusriss sorgte für fünf Monate Pause, anschließend wurde sie noch einmal operiert. Zu dieser Zeit war Hermann Paar Trainer in Göttingen, er war es auch, der sie nach Houston vermittelte. „Ich wollte nach dem Abi für ein Jahr ins Ausland und habe mich dann entschlossen, in die USA zu gehen.“ Eine richtige Entscheidung, denn am Houston Baptist College lief es für sie sehr gut. „Es hat menschlich toll gepasst, ich bin ein Jahr länger geblieben, weil es mir so gut gefallen hat“, so Daub. Es ist übrigens das College, an dem auch BasCats-Spielerin Rachel Arthur gespielt hat. „Ich habe sie und ihre Mutter getroffen, als ich mir die Uni angeschaut habe.“ Daub belegte in Houston Fächer in Mathe und Business, daher entschloss sie sich, nun Wirtschaftsmathematik zu studieren.

Sportlich wie persönlich waren die zwei Jahre USA eine tolle Erfahrung. „Das hat mir ganz viel gebracht. Ich hatte noch nie in einem so professionellen Umfeld Basketball gespielt. Es gab einen Krafttrainer, einen Physio und fünf Coaches, das war sehr beeindruckend. Man konnte jederzeit in die Halle, um noch ein Stündchen werfen.“ In einem anderen Land alleine zurecht zu kommen, war eine wichtige Erfahrung für sie. „Das hilft mir auch jetzt hier in Heidelberg.“

Auf Korbjagd für die Houston Huskies. Foto: privat

In der Stadt am Neckar, speziell bei den BasCats, schätzt sie das familiäre Umfeld. Sie fühlte sich schon nach kurzer Zeit sehr wohl. Sie sei sehr herzlich empfangen worden, das erleichterte ihr den Start enorm. Sie wohnt zusammen mit Olivia Nash in einer WG, „das passt super.“ So verwundert es wenig, dass sie sich gut vorstellen kann, länger zu bleiben. Sie hofft auf den Aufstieg, warnt aber davor, Gegner zu unterschätzen. München sei stark, auch Bamberg, trotz des hohen Sieges zum Saisonauftakt.

Sie kann es sich vorstellen, nächste Saison Studium und 1. Liga parallel zu machen. „Die 1. Liga ist ein Kindheitstraum von mir“, gibt sie zu. Schließlich hat sie auch ihren Heimverein BG 74 Göttingen damals in der 1. Liga spielen sehen. Eine Konzentration nur auf Basketball wäre aber nichts für sie. In den USA lag die Priorität zwar auf Basketball, aber nun steht das Studium an erster Stelle. „Profi sein, das wäre denke ich nicht mein Ding. „In Deutschland haben Profisportlerinnen einen geringeren Stellenwert als in anderen Ländern“, findet sie. Trotzdem möchte sie das Beste aus dem Basketball herausholen. Dann klappt es sicher auch wieder mit der Nationalmannschaft. „Ich würde mich freuen, wenn es nächstes Jahr noch einmal mit einer U20-EM klappen würde“, hofft Daub. Die Zukunft des deutschen Damen-Basketballs sieht sie angesichts der jüngsten Erfolge im Nachwuchsbereich durchaus positiv, da könnte ihrer Meinung nach etwas entstehen.

Und was ist die Basketball-Philosophie von Britta Daub? „Ich bin eine absolute Verfechterin von Team-Basketball. Ich bin froh, dass wir ein Fastbreak-Team sind. Schnell spielen, viel passen, die Mitspielerinnen in Szene setzen, eine gute Defense spielen, das macht für mich Basketball aus. Und Rebounds gehören auch bei einer Aufbauspielerin dazu, schließlich kann ich, wenn ich den Rebound hole, versuchen, das Spiel gleich schnell zu machen.“ Das möchte sie auch am Sonntag im Nachholspiel der BasCats gegen die SG Weiterstadt wieder tun. Trainer Dennis Czygan lobt die 19-Jährige. „Gemeinsam mit Helena Chatzitheodorou haben wir ein Duo auf der Aufbauposition, das es in der 2. Liga kaum gibt.“

Seit dieser Saison trägt Britta Daub das BasCats-Trikot mit der Nr. 17. Foto: Tom Eisele

Zur Verpflichtung der jungen Göttingerin kam es so: „Ich habe mit Britta schon im Sommer Kontakt aufgenommen und sie in Heidelberg bei einem Lehrgang der U20 spielen sehen. Bei der EM in Ungarn war ich dann wieder vor Ort und konnte mich noch einmal von ihr überzeugen. Ich denke, Britta passt perfekt zu unserer Spielphilosophie und zu unserer Idee, deutschen Nachwuchsspielerinnen eine gute Plattform zu bieten. Das passt in Heidelberg wie an nur wenigen anderen Standorten in Deutschland seit Jahren und hat sicherlich am Ende auch den Ausschlag für ihre Entscheidung, zu uns zu kommen, gegeben“, sagte Dennis Czygan. Nach den ersten fünf Zweitligaspielen scheint es schon jetzt eine runde Sache zu sein, für die BasCats und für Britta Daub.

Wenn die knappe Freizeit es zulässt, spielt sie gerne Beachvolleyball oder fährt im Winter Ski. Das passt zum neuen Wirbelwind im Spiel der BasCats. Einer wie ihr, kann es nicht schnell genug gehen.

Michael Rappe

Videos mit Britta Daub:

  • Mit der BG 74 Göttingen in der Saison 2015/16 gegen Königs Wusterhausen: https://www.youtube.com/watch?v=V5cwexJTQOw
  • Interview in Houston: https://www.youtube.com/watch?v=oMokX2c-pKQ
  • Highlights der Saison 2016/17 in Houston: https://www.youtube.com/watch?v=C0NZiLJ9Gw

Zur Person: Britta Daub (Foto: Tom Eisele)

Geboren: 20.01.1999 in Göttingen.

Wohnort: Heidelberg.

Familienstand: ledig.

Größe: 1,76 m.

Position: Aufbau.

Studium: Wirtschafts-Mathematik in Mannheim (Sportstipendiatin).

Bisherige Vereine: BG 74 Göttingen, Houston Baptist Huskies, seit Juli 2018 BasCats USC Heidelberg.

Erfolge:

2014: U16-B-Europameisterin

2015: 9. Platz U16-EM in Portugal

2016: 7. Platz U18-B-EM

2017: U18-B-Europameisterin

2018: 9. Platz U20-EM

Michael Rappe