Was für ein Krimi! Mit 78:67 haben die BasCats USC Heidelberg das 1. Playoff-Halbfinale gegen die DJK Brose Bamberg gewonnen und stehen damit dicht vor dem Finaleinzug. Gewinnen sie am Ostersonntag das Rückspiel in Bamberg, dann ist das Finale erreicht. Bei einer Niederlage kommt es zum entscheidenden dritten Spiel am 2. April im heimischen Sportinstitut. (Ursprünglich war es für den 3. April geplant, ist jetzt aber einen Tag vorverlegt worden). Die ganz große Überraschung war, dass Erica Carlson mitwirken konnte. Erst eine halbe Stunde vor Spielbeginn kam das Okay ihres Arztes, nachdem es am Freitagnachmittag noch ganz schlecht ausgesehen hatte, weil wieder Schmerzen im linken Handgelenk aufgetreten waren. Carlsons Mitwirken gab den BasCats noch einen kräftigen Schub. Mit 17 Punkten war sie nach Serena Benavente die beste Schützin. Laurien Lummer markierte 15 Zähler.
Wehe, wenn sie losgelassen! So kann man den Start ins Spiel am besten überschreiben. Motiviert bis in die Haarspitzen und voll fokussiert legten die BasCats vor 500 restlos begeisterten Zuschauern los. Zwar gelang Bamberg der erste Korb und nach dem Ausgleich von Serena Benavente gleich noch einer, doch dann herrschten die BasCats. Benavente war in den ersten Minuten überhaupt nicht zu halten, Sara Kranzhöfer und Laurien Lummer ebenfalls nicht. Beide Teams legten ein höllisches Tempo vor und trafen gut. Beim Stande von 11:6 kam Carlson erstmals ins Spiel und 2:34 Min. vor Viertelende traf sie erstmals. Die letzten 45 Sekunden des ersten Spielabschnittes wurden zum Dreier-Festival. Erst traf Helena Chatzitheodorou aus der Distanz, direkt gekontert von Liisi Sokmann und erneut gekontert von Myrto Stampoulidou fünf Sekunden vor der Sirene zum 25:15.
Auch das zweite Viertel begann gleich mit einem Dreier der sehr guten, erst 15-jährigen Julia Forner. Benavente markierte noch das 27:22, dann kassierte sie ihr drittes Foul (15.). Das gab einen kurzen Bruch im Heidelberger Spiel. Vor allem die estische Nationalspielerin Liisi Sokman drehte nun auf. Neun Punkte erzielte sie in der zweiten Hälfte des zweiten Viertels. Kathrin Gut, Antonia Gut und Sokman markierten Distanztreffer. Beim 35:36 lag Bamberg erstmals seit den Startminuten wieder in Führung. Gut, dass Laurien Lummer mit der Halbzeitsirene noch einen Korb zum 37:39 erzielte.
In der zweiten Halbzeit war das Tempo nicht mehr ganz so hoch, aber es war immer noch ein hochklassiges, faszinierendes Basketballspiel. Laurien Lummer hatte Mitte des Viertels eine ganz starke Phase, als sie immer wieder super zum Korb zog. Acht Punkte markierte sie in kurzer Zeit. Eine Minute vor Schluss schien Bamberg durch einen Dreier von Katrin Gut beim 50:54 das Momentum auf seine Seite zu ziehen. Doch Helena Chatzitheodorou antwortete mit einem weiteren Dreier. Mit 53:56 ging es in die letzte Viertelpause.
Das Spiel stand auf des Messers Schneide, die Stimmung in der Halle erreichte ihren Siedepunkt. Erica Carlson drehte nun auf, unglaublich wie die Amerikanerin unter dem Korb kämpfte und Punkte „erzwang“. Eine wahnsinnige Energieleistung. Miranda Cantrell sorgte beim 60:59 für die letzte Bamberger Führung. Dann waren die BasCats nicht mehr zu halten. Serena Benavente war mittlerweile wieder im Spiel, mit einem Alleinganz erzielte sie das 61:60. Die BasCats starteten einen 12:0-Lauf, der die Entscheidung brachte. Das ISSW bebte in seinen Grundfesten. Beim 71:63 markierte Sokman zwar einen weiteren Dreier, doch es war zu spät. Die Bambergerinnen mussten foulen, um die Uhr zu stoppen. Bei jedem Fall erwischte es die großartige kämpfende Serena Benavente. Mit 7/8 Freiwürfen und sechs Punkten aus dem Feld kam sie im vierten Viertel alleine auf 13 Punkte, Erica Carlson auf acht. Als Carlson gut eine Minute vor Schluss das Spielfeld verließ, wurde sie frenetisch gefeiert.
Der Jubel nach dem Spiel war riesig. Umarmungen, Jubel, die Welle fürs Publikum. Das Spiel war wahrlich Werbung für den Damen-Basketball. Teil zwei folgt am Ostersonntag in Bamberg.
Stenogramm: 11:6 (3.), 15:12 (7.), 22:12 (9.), 25:15 (10.), 29:24 (15.), 35:31 (17.), 35:39 (19.), 37:39 (Halbzeit), 45:44 (24.), 50:47 (26.), 50:54 (29.), 53:56 (30.), 59:60 (34.), 71:60 (38.), 78:67 (Endstand).
Punkte BasCats: Benavente 20, Carlson 17, Lummer 15 , Kranzhöfer 8, Chatzitheodorou 7/1, Adrion 6, Stampoulidou 3/1, Meusel 2, Angol, Klötzl, Zipser.
Beste Werferinnen Bamberg: Sokman 21/3, Cantrell 12, K. Gut 8/2, Vogel 8/1.
Rebounds (44:29): Kranzhöfer 10, Carlson 7, Benavente 6. Bamberg: Cantrell 12, Sokman 4. Jansone 3, Vogel 3.
Stimmen zum Spiel:
Trainer Dennis Czygan: „Erst einmal ein großes Lob an die Physiopraxis Karavassilis, namentlich Philipp Haas, und an Dr. Markus Weber von Sporthopädie. Was die geleistet haben, um Erica fit zu kriegen, ist unglaublich. Denen gehört ein Teil vom Sieg heute. Um 15.55 Uhr kam Dr. Weber in die Halle und hat das Okay gegeben. Ich habe die ganze Woche im Training gesehen, wie heiß die Mannschaft war. Wir hatten in der ersten Halbzeit 65 Prozent Trefferquote! Im zweiten Viertel habe ich vielleicht zu lange Zone spielen lassen. Aber auch in der Halbzeitpause war die Stimmung noch super. „Wir machen das“, war der Tenor. Ohne Erica wäre es schwer geworden, ein anderes Spiel, aber wir hätten es auch packen können. Mir war klar, wir müssen geduldig sein, dann bricht Bamberg ein. Cantrell war platt am Ende. Ein 25:11 im letzten Viertel ist natürlich klasse.“
Helena Chatzitheodorou: „Wir sind sehr gut gestartet und haben eine gute Balance zwischen Defensive und Offensive gehabt. Wir haben nicht nachgelassen, aber die haben im zweiten Viertel halt getroffen. Wir sind nie hektisch geworden, ich glaube, wir hatten kaum einen Turnover aus der Hektik heraus. Als Serina mit dem dritten Foul raus musste, gab es einen kleinen Knick. In der zweiten Halbzeit hatten wir das Spiel wieder gut unter Kontrolle. Klar, dass Erica für uns wichtig war, sie war sehr dominant. Aber wir schaffen es mittlerweile auch nur mit deutschen Spielerinnen. Cool, dass die Halle so voll war. In Bamberg wird es genauso ein Fight wie heute. Wir haben keinen Druck und können frei aufspielen. Wir wollen es schon im zweiten Spiel schaffen.“
Erica Carlson: „Erst eine knappe Stunde vor dem Spiel war es klar, dass ich spielen kann. Ein bisschen Schmerzen hatte ich schon, aber die Hand war gut geschützt. Bamberg hatte im zweiten Viertel zu viele offene Würfe, da mussten wir etwas ändern. Der Sieg heute hat uns den Druck genommen. Wir können auch in Bamberg gewinnen, aber es wird mit Sicherheit ein weiteres hartes und enges Spiel.“
Anna Meusel: „Wir waren sehr überrascht, dass Erica spielen konnte, weil sie Freitag noch Schmerzen hatte. Selbst mit nur 80 Prozent Leistungsfähigkeit ist sie Gold wird. Heute haben wir endlich mal getroffen. Die Zuschauer wollen wahrscheinlich ein drittes Spiel, wir wollen es nicht. Wir wollen es in zwei Spielen klar machen und ein Wochenende spielfrei haben.“
Bambergs Trainer Ulf Schabacker: „Wir haben den Anfang verpennt, aber dann hat die Mannschaft gut reagiert. Wir haben zu lange gebraucht, um uns auf Carlson einzustellen. Serena Benavente war heute sehr aggressiv und hat sehr gut für ihr Team verteidigt. Es war ein Spiel zweier Teams auf Augenhöhe, ein sehr gutes Spiel mit Playoff-Format.“
Michael Rappe