Zur Erfüllung des großen Traumes fehlt nur noch ein einziger Sieg. Mit einer grandiosen Verteidigungsleistung gewannen die AXSE BasCats USC Heidelberg das erste Finalspiel gegen die DJK Brose Bamberg mit 61:31 und können am kommenden Samstag in der Bamberger Graf-Stauffenberg-Halle die Meisterschaft in der 2. Basketball-Bundesliga perfekt machen. Die 1. Bundesliga ist so nah wie nie.
Rund 600 Zuschauer im ISSW sorgten für Playoff-Stimmung, und beide Mannschaften zeigten, dass sie zurecht im Finale stehen. Die ersten Minuten gehörten ganz der Defensive. Unglaublich, wie beide Teams um jeden Ball kämpften, wie eng die Gegenspielerinnen markiert wurden. Die Arme bewegten sich pausenlos, es gab schlicht keinen Zentimeter Platz für Angriffsaktionen. So dauerte es zwei Minuten und acht Sekunden, bis Serena Benavente per Freiwurf das 1:0 erzielte. Gut eine Minute später kam Bamberg durch Freiwurf zum ersten Punkt, dann erzielte Sara Kranzhöfer den ersten Feldkorb des Spiels, der von der Estin Janett Perv zum 3:3 gekontert wurde. So stand es auch nach gut fünf Minuten noch.
Den ersten freien Angriff verwandelte Martina Letkova zum 5:3, gefolgt vom 7:3 durch Anna Meusel, die nach ihrer Einwechslung gleich den ersten Wurf in der Reuse versenkte. 8:5 zur Viertelpause – ein Ergebnis, das Bände sprach. Sollte es bis zum Ende einen derartigen „Abnutzungskampf“ geben? Nein, die BasCats kamen im zweiten Viertel offensiv ins Rollen. Mit 18:7 entschieden sie den zweiten Abschnitt für sich. Serena Benavente und Marlene Angol mit je vier Punkten, Erica Carlson mit drei sorgten für die 26:12-Halbzeitführung. Auffällig war die Foulquote. 15 Freiwürfe für Heidelberg und nur zwei für Bamberg – am Ende hieß die Verteilung sogar 37:5 – bemerkenswert!
Nach der Halbzeit zogen die BasCats weiter davon. Die Gäste ließen in der Verteidigung nach und bissen sich im Angriff wiederum an der Heidelberger Defense die Zähne aus. Die Estin Liisi Sokman war völlig aus dem Spiel und machte keinen einzigen Punkt, nur Victoria Waldner punktete zuverlässig. Für Hochstimmung bei den einheimischen Fans sorgte Serena Benavente, als sie erst einen Distanzwurf versenkte und dann Bamberg einen Ball wegschnappte und im Alleingang auf 40:21 erhöhte. Die Halle stand Kopf.
Die BasCats ließen auch im vierten Viertel nicht nach. Unfassbar war das Laufpensum, das Helena Chatzitheodorou absolvierte. Die Aufbauspielerin war überhaupt nicht zu bremsen. Sie trieb an, pflückte Rebounds und belohnte sich zwischen der 33. und 35. Minute mit fünf Punkten. Längst war die Entscheidung gefallen, als Martina Letkova ein spektakulärer Distanztreffer aus fast zehn Metern gelang. Ihr Luftsprung zeigte, dass dieser Wurf auch für die Eurocup erfahrene Slowakin etwas ganz Besonderes war. Als Victoria Waldner zwei Minuten vor Spielende mit dem fünften Foul vom Feld musste, nutzte Erica Carlson dies aus und machte die letzten fünf Punkte der Partie.
In dieser Verfassung dürften die AXSE BasCats nicht zu stoppen sein. Ein Sieg mit 30 Punkten hätte wohl vorher niemand erwartet. Eine solche Überlegenheit in einem Finale erinnert fast an die Dominanz Bad Aiblings im Vorjahr. Auch wenn bei den BasCats offensiv nicht alles klappte – bei dieser auf Verteidigung angelegten Spielweise verwundern die Trefferquoten beider Teams von je 27 Prozent nicht – und die Freiwurfquote (22/37) mäßig war, wurde spätestens in dieser Partie klar, dass das Team von Dennis Czygan sich nur selbst schlagen kann. Noch einmal so eine fokussierte Leistung am nächsten Samstag, dann sollte der Titelgewinn perfekt sein.
Stenogramm: 3:3 (5.), 7:3 (7.), 8:5 (10.), 12:5 (11.), 18:8 (14.) 18:12 (16.), 26:12 (Halbzeit), 32:14 (25.), 40:22 (30.), 51:26 (35.), 61:31 (Endstand).
Punkte AXSE BasCats: Benavente 11/1, Letkova 9/1, Carlson 8, Angol 7/1, Kranzhöfer 7, Krell 5, Meusel 5, Chatzitheodorou 5, Lummer 4, Palenickova, E. Hofmann.
Beste Werferinnen bei Bamberg: Waldner 13, Förner 5/1, Zeis 5/1.
Rebounds: 43:41 (Team 10, Krell 8, Chatzitheodorou 6, Kranzhöfer 6) – Perv 12, Team 7, Waldner 6.
Wurfquote aus dem Feld (BasCats/Bamberg): 28:29%
Dreierquote: 25:20% (3/12:2/10)
Freiwurfquote: 59:60%
Stimmen zum Spiel:
Trainer Dennis Czygan: „Ich habe den Anfang des Spiels so erwartet. 3:3 nach fünf Minuten und 8:5 nach zehn Minuten – das zeigt, dass Bamberg auch gut verteidigt. Unser Fokus war ganz klar auf der Verteidigung. Das ist im Training die schwerste Arbeit, aber dieses Team macht das eben. Wir haben denen alles weggenommen, was sie wollten. Bamberg ist gegen unsere Verteidigung nichts eingefallen, und die können diese Intensität wie zu Beginn auch nicht durchhalten. Erica sollte Victoria Waldner müde machen, das war der Schlüssel. Es war nicht das Ziel, dass sie viele Punkte macht. Damit war klar, dass wir uns irgendwann absetzen, und Bamberg hatte dann keine Chance mehr. Ich wollte zu Beginn ein klares Ergebnis, deshalb habe ich heute eine kleine Rotation gespielt. Mit 30 Punkten Differenz haben wir heute die Muskeln spielen lassen. Ich bin sehr optimistisch, dass wir das in zwei Spielen schaffen. Bamberg muss sich in einer Woche viel einfallen lassen, aber ich habe auch noch ein paar Ideen…“
Viktoria Krell: „Unsere Defense war heute top. Jede einzelne Spielerin war zu 100% da, zu 100% fokussiert. Die Arme und Beine waren immer in Bewegung. Nächsten Samstag wird es vielleicht schwieriger, aber wenn wir die gleiche Energie noch einmal aufs Feld bringen, dann schaffen wir es.“
Martina Letkova: „Ich hatte heute meine Hände gefühlt überall. Das 61:31 klingt deutlicher als es war. Es war gerade zu Beginn eng. Bamberg hatten viele Ballverluste, trotzdem wird es nicht einfach im Rückspiel. So einen Dreier aus rund neun Metern habe ich noch nie getroffen.“
Marlene Angol: „Es war eine unglaubliche Team-Defense. Bamberg ist dagegen nichts eingefallen. Wir haben in der ersten Halbzeit nur zwölf Punkte zugelassen, das ist top. Unsere Energie war extrem. Ich sehe das hohe Ergebnis als Antrieb, trotzdem müssen wir nächste Woche genauso spielen. Im Kopf ist 0:0 angesagt, aber dafür wird unsere Kapitänin Serena Benavente schon sorgen.“
Anna Meusel: „Beide Teams waren zu Beginn sehr nervös, aber auch sehr gut in der Verteidigung. Es war zunächst ein Abtasten. Wir haben uns sehr gut auf Bamberg vorbereitet und Spielerinnen wie Liisi Sokman und Julia Förner nahezu komplett ausgeschaltet. Erica und Victoria Waldner haben sich neutralisiert und damit Räume für Vicky Krell geschaffen. Trotz des hohen Sieges bleiben wir auf dem Boden und dürfen uns nicht ausruhen. Die werden sich was überlegen müssen. Ich hoffe, es gibt kein drittes Spiel. Die Kulisse war geil heute, wir hatten schon beim Aufwärmen Gänsehaut.“
Helena Chatzitheodorou: „Es war eine Hammerstimmung heute, es hat richtig Spaß gemacht. Ich wollte heute etwas gut machen, weil ich letztes Mal gegen Bamberg nicht so gut verteidigt habe.“
Co-Trainer Chris Baum: „Das ist ein überragender Sieg, der auf der Defense ruht. Die Defensive ist unser Weg, und es ist überragend, dass wir das im ersten Finale so geschafft haben. Wir haben ihre Spitzenspielerinnen rausgenommen. Waldner ist eine Klassespielerin, aber Erica hat auch einen klasse Job gemacht. Wenn wir so verteidigen, wird es für Bamberg richtig schwer.“
Michael Rappe
Rassiger Zweikampf zwischen Viktoria Krell und Victoria Waldner.
Foto: Gisbert Kühner
Martina Letkova bremst Julia Förner.
Foto: Gisbert Kühner