Das war eine klasse Leistung der BasCats USC Heidelberg. Nach einem aufopferungsvollen Kampf bis in die Schlussphase verloren sie in der 2. Runde des DBBL-Pokals 70:79 gegen den Bundesligisten BC Marburg. Nach einem tollen ersten Viertel, das der Außenseiter 21:17 gewann, hatte der Favorit aus Marburg zunächst Vorteile, doch nach einem Rückstand von 15 Punkten kämpften sich die BasCats zurück und standen drei Minuten vor Schluss beim 63:67 dicht vor einer Pokalsensation.
Dass es nicht zu dieser Sensation kam, lag vor allem an einer Spielerin. Die US-Amerikanerin Michaela VanderKlugt zeigte eine überragende Leistung, markierte 32 Punkte und pflückte elf Rebounds. Gegen sie konnten die Heidelbergerinnen einfach nichts ausrichten, obwohl Helena Linder und später auch Miriam Diala alles gaben, um sie einigermaßen zu kontrollieren.
Die BasCats starteten mutig, schwungvoll und erfolgreich. Melina Karavassilis versenkte nach acht Sekunden einen Dreipunktewurf, Michala Palenickova ließ nach dem Ausgleich von Magaly Meynadier ebenfalls einen folgen. Carla Bieg Salazar hatte starken Phasen, und als Miriam Diala nach langer Verletzungspause aufs Feld kam, machte sie gleich einen Korb mit verwandeltem Bonusfreiwurf. Marburg traf sehr schlecht, die frühere Heidelbergerin Esther Fokke machte im ersten Viertel nur zwei Punkte.
Im zweiten Viertel blieb zunächst der Außenseiter am Drücker, aber langsam kam Marburg ins Rollen. VanderKlugt und Regan Schenck übernahmen das Ruder und sorgten für einen 11:0-Lauf. Dadurch lagen die BasCats zur Halbzeit 35:43 zurück.
Die zweite Halbzeit begann mit einem Dreipunktetreffer von Sanata-Lea Ouedraogo, doch dann drehte wiederum VanderKlugt auf. In kürzester Zeit markierte die Kalifornierin acht Punkte. Minutenlang war es lediglich Diala, die punkten konnte, der Kampfgeist ließ aber nie nach. Trotzdem führte Marburg nach fünfeinhalb Minuten des dritten Viertels mit 15 Punkten. Ein 8:0-Lauf brachte die BasCats wieder heran.
Mit 53:61 ging es ins letzte Viertel. Hier drehte Helena Nägele mächtig auf, zog immer wieder mit hohem Tempo zum Korb oder setzte ihre Mitspielerinnen ein. Neun Assists sind eine starke Quote. Zwei Dreier von Karavassilis und Laurie Irthum sorgten für das 63:67, die Halle wurde zum Hexenkessel. Es waren Nuancen, die dann für den Erstligisten entschieden. Einige vergebene Korbleger bei Heidelberg, nachlassende Kräfte, und dann war es ausgerechnet Fokke, die mit ihrem einzigen Dreipunktetreffer für die Entscheidung sorgte und Marburg ins Pokal-Achtelfinale brachte.
Die Zuschauer beklatschten dennoch eine engagierte und kämpferische Leistung der BasCats, die mit dem Bundesligisten sehr gut mitgehalten hatten. Weiter geht es am nächsten Samstag in der 2. Liga, dann empfangen die BasCats bereits um 14 Uhr (!) den ASC Theresianum Mainz.
Statistik (BasCats/BC Marburg)
Dreierquote: 25:22% (6/24:5/23)
Zweierquote: 42:43%
Freiwurfquote: 70:78%
Rebounds: 45:46 (Diala 7, Palenickova 6, Ouedraogo 6 – VanderKlugt 11, Meynadier 9, Clet 6).
Assists 16:11 (Nägele 9 – Schenck 4)
Turnover 31:28
Stenogramm: 10:6 (4.), 16:8 (6.), 19:12 (8.), 21:17 (10.), 33:28 (14.), 35:32 (16.), 35:43 (Halbzeit), 40:55 (26.), 48:55 (28.), 53:61 (30.), 63:67 (36.), 63:73 (38.), 70:79 (Endstand).
BasCats: Palenickova 12/1, Ouedraogo 10/1, Karavassilis 9/3, Wroblewski 7, Diala 7, Salazar 6/1, Nägele 6, Steins 6, Linder 4, Irthum 3/1, Simon.
BC Marburg: VanderKlugt 32/2, Fokke 12/1, Meynadier 9/1, Byvatov 8, Fitzpatrick 8, Schenck 5, Martinez 3/1, Clet 2, Graf, Quapil, Yesilova.
Stimmen zum Spiel:
Trainer Sebastian Nörber: „Wir haben uns sehr gut verkauft. Abgesehen von deren 11:0-Lauf Ende des zweiten Viertel, waren wir weitgehend auf Augenhöhe. VanderKlugt ist eben eine physisch extrem starke Spielerin. Miriam gibt uns jetzt wieder etwas mehr Körperlichkeit unter dem Korb. Es war ein extrem anstrengendes Spiel, als die Partie bei 63:67 hätte kippen können, war Marburg einen Tick abgeklärter. Wir brauchen ein noch klareres Bewusstsein, was wir alles können und dürfen nicht bei vermeintlich falschen Entscheidungen hadern. Bei uns ist der Unterschied zwischen Starting Five und den Bankspielerinnen nicht groß, und bei mir muss die Starting Five nicht aus den besten fünf Spielerinnen bestehen.“
Sanata-Lea Ouedraogo: „Unser Ziel war, sie zu ärgern, und das haben wir erreicht. Wir haben gezeigt, dass wir mithalten können, deshalb bin ich sehr stolz auf uns. Wir haben wirklich bis zum Ende dran geglaubt, auch bei 15 Punkten Rückstand, deshalb bin ich jetzt direkt nach dem Spiel auch etwas enttäuscht. Diese Leistung müssen wir für das Spiel gegen Mainz mitnehmen.“
Helena Nägele: „Wir sind mit der Einstellung ins Spiel gegangen, dass wir es gewinnen und mit einem guten Gefühl rausgehen wollen. Das Ergebnis war eigentlich irrelevant. Wir waren heute da, haben die Intensität angenommen und hatten keine Angst. Es tut uns gut, wenn wir nicht der Favorit sind. Häufig machen wir uns selbst zu viel Druck. Wenn wir so in der Liga spielen, dann haben wir gegen jedes Team eine sehr gute Chance.“
Michael Rappe
Beitragsbild: Erbitterte Kämpfe um den Ball: Hier Miriam Diala gegen Esther Fokke. Foto: Andreas Gieser