Die Zuschauer im ISSWS staunten nicht schlecht, als sie am Sonntagnachmittag das kleine Aufgebot des ASC Theresianum Mainz erblickten. Ganze sechs Spielerinnen waren nebst Trainer Alexander Schoch nach Heidelberg gereist. Die Kanadierin Lauren Mortier war bereits im Weihnachtsurlaub, gegenüber der Vorwoche fehlten zudem Lilian Koch, Katharina Feil, Janina Aue, Hannah Finke und Alina Dötsch. Maria Neufurth fällt schon länger wegen eines Nasenbeinbruchs aus.
Damit standen die Zeichen eigentlich auf einen lockeren und ungefährdeten Sieg der BasCats. Doch unterschwellig unterschätzt wohl jede Mannschaft einen so dezimierten Gegner, und so taten sich die Schützlinge von Trainer Dennis Czygan unnötig schwer. Immerhin waren mit der Amerikanerin Bria Richardson, der Kanadiderin Vanessa Devries und Oldie Gabi Jandova drei starke Spielerinnen dabei, und gerade Richardson trumpfte stark auf.
Ganze drei Sekunden dauerte es bis zum ersten Wurf der Griechin Myrto Stampoulidou. Erica Carlson gewann beim Sprungball das Duell gegen die 42-jährige fast gleich große Gabi Jandova, Stampoulidou zog zum Korb und wurde gefoult. Sie konnte nur einen der beiden Freiwürfe verwandeln, so dass Mainz kurz darauf durch Jandova und nach einem Korb von Berit Adrion noch einmal durch Bria Richardson in Führung ging. Das 3:4 war die letzte Führung, denn obwohl Richardson, die mit ihrer Eleganz und Wurftechnik beeindruckte, 21 Punkte erzielte und auch die Kanadierin Devries auf 17 Punkte kam, reichte das gegen die viel tiefer besetzten BasCats nicht aus. Das Team von Dennis Czygan verpasste es aber mehr Fouls zu ziehen, um die Mainzerinnen in Foulprobleme zu bringen.
So wechselten sich immer wieder gute und schlechte Aktionen in rascher Folge ab. Die Wurfquote aus der Nahdistanz war schlecht. Sara Kranzhöfer (3/12) und Berit Adrion (3/11) vergaben viele einfache Würfe. Bemerkenswert bei den BasCats ist, dass die Bankspielerinnen stets sofort im Spiel sind. So machte Anne Zipser direkt nach ihrer Einwechslung vier Punkte, Anna Klötzl war ebenfalls direkt danach mit einem Korb erfolgreich. Der Vorsprung von elf Punkten zur Halbzeit war noch kein Ruhekissen, erst im vierten Viertel wurde die Führung gegen die nie aufgebenden Gäste höher. Sara Kranzhöfer entdeckte ihre Treffsicherheit wieder und markierte sechs ihrer zehn Punkte im vierten Viertel, Erica Carlson und Anna Meusel machten je vier Punkte. Carlson blieb es vorbehalten, den letzten Korb des Jahres zum 78:59 zu erzielen.
Durch die klare 65:95-Niederlage von Speyer gegen den weiter verlustpunktfreien Spitzenreiter TuS Bad Aibling Fireballs und den 53:51-Erfolg der Rhein-Main Baskets gegen Wasserburg II beträgt der Vorsprung der BasCats auf den ersten Nicht-Play-off-Platz nun schon sechs Punkte. Das ist durchaus beruhigend. Angesichts dieser glänzenden Ausgangslage muss es aber das Ziel sein, den derzeitigen zweiten Platz zu halten, um im Playoff-Halbfinale den Heimvorteil zu haben und nicht gleich auf Bad Aibling zu treffen.
Am Montag trainieren die BasCats noch einmal, dann ist Pause bis 4. Januar. Serena Benavente und Erica Carlson kommen am 5. Januar zurück. Benavente wird Weihnachten diesmal nicht im heimischen Kalifornien, sondern bei ihrem Bruder und ihrem Neffen in Japan verbringen. Am 9. Januar geht es mit dem Auswärtsspiel bei den Rhein-Main Baskets weiter.
Der tiefe Kader, die gute Mischung zwischen jungen und älteren Spielerinnen und der Teamgeist – das sind drei Gründe für den Erfolg der BasCats in dieser Saison. Das Umfeld, die Sponsoren und die Fans tragen ihr Scherflein mit dazu bei. „Einer unserer Gönner hat die ganze weibliche Abteilung vor der Saison zum Essen eingeladen und auf den Erfolg eingeschworen. Nicht zuletzt deshalb funktionieren wir so gut“, berichtete Trainer Dennis Czygan.
Stenogramm: 6:6 (3), 17:8 (6.), 24:19 (10.), 33:26 (15.), 45:34 (Halbzeit), 52:39 (24.), 58:47 (30.), 66:52 (34.), 78:59 (Endstand).
Punkte BasCats: Carlson 20, Stampoulidou 14/1, Kranzhöfer 10, Zipser 8, Benavente 8, Adrion 7, Meusel 4, Chatzitheodorou 3, Lummer 2, Klötzl 2, E. Hofmann.
Die besten Punkteholerinnen bei Mainz: Richardson 21, Devries 17 Jandova 10.
Die meisten Rebounds: Carlson 15, Adrion 9, Klötzl 6; ASC: Jandova 8.
Stimmen zum Spiel:
Trainer Dennis Czygan: „Vom Kopf her ist es schwer, gegen ein Team mit nur sechs Spielerinnen zu spielen. Wir waren streckenweise zu langsam, haben zu wenig Gas gegeben. Dadurch war es ein ziemliches Gewürge. Aber wir haben mit fast 20 Punkten gewonnen.“
Serena Benavente: „Wir haben heute nicht den Basketball gespielt, den wir können. Es hat an Konzentration gefehlt, wir haben viele Rebounds verloren. Mental ist es ein bisschen schwierig, gegen ein Team mit nur sechs Spielerinnen zu spielen. Aber der zweite Platz für uns ist gut, wir haben in der Entwicklung wieder einige Schritte vorwärts gemacht. Im Neujahr werden wir wieder zu unserem Level zurückfinden.“
Helena Chatzitheodorou: „Das war nicht gut heute. Wir wollten viel mehr, aber haben nicht das gespielt, was wir können. Eigentlich müssen wir die aus der Halle schießen. Es hat an Konzentration gefehlt, auch bei mir bei einigen Korblegern. Im nächsten Jahr sollten wir wieder souveräner auftreten. Platz zwei ist für uns möglich, wir sind stark genug. Das Finale sollte unser Ziel sein.“
Michael Rappe