Es war ein Unterschied wie Tag und Nacht. Eine Woche zuvor hatten die SNP BasCats USC Heidelberg noch chancenlos mit 61:81 bei den Eisvögeln Freiburg verloren, am Samstagabend nahmen sie erfolgreich und sehr eindrucksvoll Revanche. Sie gewannen in der Höhe sensationell mit 88:61 und entschieden dadurch sogar noch den direkten Vergleich für sich, der bei Punktgleichheit am Saisonende wichtig ist. Dieser Erfolg zum Auftakt der Rückrunde ist der ideale Stimmungsaufheller für die Weihnachtspause.
Knapp 400 Zuschauer waren zum Wiedersehen mit Sara Kranzhöfer und zum Badenderby ins Sportinstitut gekommen, darunter auch eine ganze Menge Freiburger Fans. Die SNP BasCats erwischten einen Traumstart. Voll motiviert, bissig in der Verteidigung und mit einem höllischen Tempo wurden die Gäste förmlich überrollt. Olivia Nash benötigte nur 33 Sekunden, um mit einem Distanztreffer ohne Korbberührung die Initialzündung zu geben. Als die überragende Britta Daub einen weiteren Dreier zum 12:2 versenkte, sah sich Freiburgs Trainerin Hanna Ballhaus bereits nach zweieinhalb Minuten zu einer Auszeit veranlasst. Die SNP BasCats beeindruckte das wenig, Pele Gianotti haute zwei weitere Distanzwürfe in die Reuse, so dass es nach fünf Minuten 20:5 stand. Die Fans der Heidelbergerinnen trauten ihren Augen nicht, entsprechend gut war die Stimmung.
Dank der US-Amerikanerin Samantha Fuehring (insgesamt 25 Punkte und elf Rebounds) holten die Eisvögel jedoch auf und verkürzten zur Viertelpause auf 19:27. Das zweite Viertel war kein Offensivspektakel mehr, die Verteidigung dominierte. Fuehring, die zur Halbzeit bereits 16 Punkte und acht Rebounds in der Statistik hatte, verkürzte weiter und Alexa Hart sorgte beim 30:33 zwei Minuten vor der Halbzeit für den knappsten Rückstand. Doch zwei wichtige Freiwürfe von Daub und ein Korb mit Foul von der stark verbesserten Victoria Harris sorgten für sieben Punkte Vorsprung zur Halbzeit.
Michala Palenickova im Duell mit Sara Kranzhöfer. Foto: Tom Eisele
Der erste Korb in der zweiten Hälfte gelang zwar Freiburg (wiederum Fuehring), doch die SNP BasCats waren nicht gewillt, sich die Butter vom Brot nehmen zu lassen. Die Distanzwürfe kamen weiterhin traumwandlerisch sicher. Britta Daub (2), Olivia Nash und Pele Gianotti (je einen) sowie zwei Körbe von Harris führten zu einem 16:0-Lauf, der die Partie beim 54:33 praktisch vorzeitig entschied. Die vor einer Woche noch so starken Alexa Hart und Luana Rodefeld (damals zusammen 52 Punkte, diesmal 15) wurden von den SNP BasCats derart intensiv bekämpft, dass ihn zunehmend die Lust zu vergehen schien. Sara Kranzhöfer war bemüht, konnte gegen die aggressive Verteidigung ihrer früheren Mannschaft auch nicht viel ausrichten. Selten hat man Center Victoria Harris in dieser Saison so energisch zupacken sehen, zwei eindrucksvolle Blocks ließen die Fans der BasCats jubeln. Michala Palenickova schien mehr als zwei Arme zu haben, sie ließ ihren Gegenspielerinnen nicht einen Zentimeter Platz. Und Britta Daub war auf dem Spielfeld einfach überall zu finden. Die Ex-Göttingerin hatte am Ende 19 Punkte (4 Dreier), vier Rebounds, drei Vorlagen und drei Ballgewinne in der Statistik. Das Tempo und die Ballsicherheit der U20-Nationalspielerin waren beeindruckend. Sie dürfte sich endgültig in die Herzen der Heidelberger Basketballfans gedribbelt haben.
Victoria Harris in einem packenden Duell mit Alexa Hart. Foto: Tom Eisele
Auch das vierte Viertel begann mit einem Distanztreffer, diesmal von Rachel Arthur. Insgesamt zwölf Dreier belegen die Treffsicherheit der SNP BasCats an diesem Abend. Pele Gianotti hatte aus der Nahdistanz eine Trefferquote von 83 Prozent, aus der Distanz 50 Prozent und von der Freiwurflinie 100 Prozent. Ein weiteres tolles Spiel der US-Amerikanerin. Auch Olivia Nash hatte einen Sahnetag, mit 66 Prozent aus dem Feld und sieben Rebounds. Als Michala Palenickova das 72:47 erzielte und wenig später mit ihrem fünften Foul unter großem Beifall das Spielfeld verließ, wurde der direkte Vergleich zum Thema. Freiburg verkürzte um sechs Punkte, die Auszeiten häuften sich. Die SNP BasCats ließen sich jedoch nicht mehr stoppen. Sehenswert, wie Victoria Harris Samantha Fuehring unter dem Korb zum 74:53 austanzte, ein Dreier der ebenfalls starken Rachel Arthur (fünf Vorlagen) sorgten wieder für 25 Punkte Führung. Pele Gianotti setzte mit zwei Freiwürfen den Schlusspunkt zum 88:61. So wenig Punkte hatten die Heidelbergerinnen in dieser Saison noch nie kassiert.
Britta Daub machte gegen Freiburg ein großartiges Spiel.
Foto: Tom Eisele
Der höchste Sieg seit Bundesligazugehörigkeit – gegen Saarlouis waren es 26 Punkte Differenz gewesen – zeigt, zu was die SNP BasCats fähig sind. Mit den noch sechs Heim- und vier Auswärtsspielen sollte der Klassenerhalt möglich sein, aber nur, wenn die Mannschaft immer so fokussiert auftritt. Die Bundesliga ist allerdings eng und hält viele Überraschungen parat, so wie am Samstag den Göttinger Sieg gegen den bis dahin ungeschlagenen Tabellenführer Keltern. Nur Heimsiege werden Heidelberg wahrscheinlich nicht reichen.
Die SNP BasCats haben nun bis zum 3. Januar frei, ehe das Training wieder beginnt. Am 12. Januar geht es nach Nördlingen, am 19. Januar (ausnahmsweise an einem Sonntag, 15 Uhr) kommt der BC Marburg ins Sportinstitut.
Stenogramm: 7:0 (2.), 15:2 (4.), 20:5 (5.), 24:12 (8.), 27:19 (10.), 31:24 (13.), 33:30 (18.), 38:31 (Halbzeit), 38:33 (21.), 54:33 (27.), 60:41 (30.), 70:47 (34.), 79:54 (37.), 88:61 (Endstand).
Punkte SNP BasCats: Gianotti 23/3, Daub 19/4, Nash 15/3, Harris 12, Arthur 10/2, Palenickova 5, Zipser 4, van Veen, Meusel.
Punkte Eisvögel Freiburg: Fuehring 25/1, Genco 17/3, Hart 8, Rodefeld 7, Kapitza 3, Mayer 1, Breen, Kranzhöfer, Ouedraogo, Kambach.
Rebounds: 37:42 (SNP BasCats/Freiburg): Harris 7, Nash 7, Gianotti 5, Team 5 – Fuehring 11, Breen 8, Hart 6.
Wurfquote aus dem Feld: 50:37%
Dreierquote: 46:19% (12/26:4/21)
Freiwurfquote: 78:65%
Ballverluste: 17:18
Stimmen zum Spiel:
Trainer Dennis Czygan: „Die Mannschaft wollte diese Schmach von Freiburg nicht auf sich sitzen lassen. Sie hat die ganze Woche über im Training gut gearbeitet. Mit den Treffern zu Beginn hat sie Selbstvertrauen bekommen. Nach der Aufholjagd von Freiburg hätte natürlich auch ein Knick kommen können, das haben wir in der Halbzeit auch angesprochen. Wir sind dann gleich wieder gut ins dritte Viertel gestartet. Heute haben wir als Team zusammen gespielt und verteidigt. Wir hatten gute Antworten und waren sehr flexibel. Britta hat heute ein sensationelles Spiel gemacht. Sie trägt das Trikot mit Stolz, das haben heute aber alle getan. Unsere Einzelgespräche haben gefruchtet. Michala beispielsweise ist super wichtig für uns. Sie ist ein Biest in der Verteidigung, ich möchte nicht gegen sie spielen. Bei Victoria Harris wusste ich, dass sie es kann. Ich halte sie für außergewöhnlich gut, aber sie ist jung und zum ersten Mal in Europa. Mit dieser Intensität müssen wir auch auswärts rangehen.
Strahlend nimmt Trainer Dennis Czygan die Glückwünsche für den dritten Saisonsieg entgegen. Foto: Tom Eisele
Britta Daub: „Ich bin überglücklich. Wir hatten es einfach satt, zu verlieren und hinten zu sein. Es war klar, dass wir es können, heute haben wir das gezeigt. Ich denke, ich habe schon öfters gut gespielt, aber heute hat auch die Wurfquote gestimmt.“
Pele Gianotti: „Wir wussten ja, dass wir es können. Wir haben viele gute Werferinnen. Die Zuschauer helfen uns einfach enorm, das fehlt auswärts. Unsere hohe Geschwindigkeit war heute ein Erfolgsfaktor.“
Michael Rappe
Beitragsbild: Serena Benavente wie sie leibt und lebt. Kaum jemand kann sich so enthusiastisch freuen wie die Co-Trainerin. Foto: Tom Eisele