Mit 73:82 haben die SNP BasCats USC Heidelberg gegen die GiroLive Panthers Osnabrück auch ihr viertes Heimspiel in Folge verloren und müssen weiter um den Klassenerhalt in der Damen-Basketball-Bundesliga bangen. Zum Glück verlor Halle mit 70:82 beim Herner TC, so dass der Vier-Punkte-Vorsprung zwei Spieltage vor Saisonende bestehen bleibt. Als erster Absteiger stehen die Royals Saarlouis nach ihrer 60:66-Niederlage beim BC Marburg fest. Marburg übernahm damit punktgleich mit den SNP BasCats den neunten Platz. Sollte Halle am kommenden Wochenende zu Hause gegen Tabellenführer Keltern verlieren, hätten die SNP BasCats auch bei einer Niederlage in Wasserburg den Ligaverbleib geschafft. Bei einem Sieg von Halle käme es am letzten Spieltag zum „Endspiel“ daheim gegen die Hallenserinnen. The same procedure as 2018?
Als Victoria Harris nach wenigen Sekunden einen schönen Spielzug zum 2:0 abschloss, ahnten die rund 300 Zuschauer noch nicht, dass es die einzige Führung der SNP BasCats sein würde. Es folgte ein katastrophaler 0:18-Lauf. Osnabrück spielte äußerst selbstbewusst auf, der Mit-Aufsteiger zeigte sehenswerte Spielzüge. Center Rowie Jongeling versenkte zwei Distanzwürfe, Brianna Rollerson war unter dem Korb überhaupt nicht zu halten und ließ Victoria Harris immer wieder ganz schlecht aussehen. Jenny Strozyk führte herausragend Regie. Bei den SNP BasCats fehlte fast alles. Fehlpässe, schlechte Verteidigung und extreme Wurfschwächen kennzeichneten ihr Spiel. Einem Distanztreffer von Pele Gianotti – ihrem einzigen in der ganzen Partie – gut vier Minuten vor Viertelende folgte kein einziger Feldkorb mehr. Wenigstens die Freiwurfquote war gut, aber das 16:28 nach dem ersten Viertel war ein Schock.
Pele Gianotti, hier im Duell mit Brittany Carter, hatte nicht ihren besten Tag. Foto: Tom Eisele
Auch im zweiten Viertel wurde es nicht besser, Osnabrück begann es mit einem Dreier von Melina Knopp. Die SNP BasCats trafen aus dem Feld rein gar nichts, es dauert vier Minuten bis Michala Palenickova den ersten Feldkorb erzielte – viertelübergreifend also fast acht Minuten. Sie war das belebende Element in dieser Phase und machte mit sechs sicher verwandelten Freiwürfen acht Punkte in kurzer Zeit. Plötzlich waren es nach zwischenzeitlich 17 Punkten Rückstand nur noch sieben, doch wieder konterte Jongeling mit einem Distanztreffer. Bei Osnabrück fiel fast alles rein, bei den Heidelbergerinnen kaum etwas. Pele Gianotti und Olivia Nash waren praktisch aus dem Spiel, Rachel Arthur brachte zwar viel Energie und Kampfgeist, aber ihre Würfe verfehlten fast alle das Ziel. So waren es zur Halbzeit wieder zwölf Punkte Rückstand. 51 kassierte Punkte trieben Trainer Dennis Czygan die Zornesröte ins Gesicht. 7/26 aus der Nahdistanz, nur einer von neun Distanzwürfen drin – 22 Prozent Wurfquote gegenüber herausragenden 55% von Osnabrück. Es konnte nur besser werden.
Doch es wurde nicht besser. Der erwachende Kampfgeist und die etwas bessere Verteidigung wurde durch Dreier von Brittany Carter und Kata Takacz gleich wieder im Keim erstickt, Victoria Harris kassierte das vierte Foul, die Fehlwürfe gingen weiter. In der 27. Minute war beim 46:69 der höchste Rückstand zu verzeichnen. Olivia Nash per Dreier, Anne Zipser, die ein paar gute Szenen hatte und Pele Gianotti verkürzten auf 53:69, ein Distanzwurf von Michala Palenickova drehte sich unglücklich aus dem Korb. 3/23 (13 Prozent) betrug die Dreierquote bei Spielende…
Britta Daub versuchte vergeblich, Kontrolle über das Spiel zu bekommen.
Foto: Tom Eisele
Auch im vierten Viertel gelang dreieinhalb Minuten lang kein Feldkorb, der Dreier von Takacz nahm den SNP BasCats endgültig die Moral. Die Köpfe gingen nach unten, der Frust war groß. Einwürfe zum Gegner, airballs von Pele Gianotti und Britta Daub – die Partie war verloren. Es spricht für den Kampfgeist der Gastgeberinnen, dass sie noch einmal auf neun Punkte herankamen, aber Osnabrück ließ sich den Sieg nicht mehr nehmen.
Von der häufig zitierten Heimstärke ist – ergebnistechnisch – im Jahr 2020 nicht viel zu sehen. Trotz toller Leistungen gegen Keltern und Herne stehen insgesamt in dieser Saison erst vier Heimsiege (Wasserburg, Saarlouis, Freiburg, Marburg) zu Buche. Vielleicht verhilft jetzt die neu gewonnene Auswärtsstärke zum entscheidenden Sieg in Wasserburg, doch der Tabellenzweite ist nicht Saarlouis oder Göttingen. Der langen Saison scheinen gerade die Leistungsträgerinnen Tribut zu zollen, eine gewisse Müdigkeit ist nicht von der Hand zu weisen. Einer Pele Gianotti ist angesichts ihrer herausragenden Saison auch mal ein schlechtes Spiel zuzugestehen, aber es kommt zu wenig Entlastung von der Bank.
Olivia Nash, hier gegen Rowie Jongeling, war mit 14 Punkten noch beste Werferin der SNP BasCats. Foto: Tom Eisele
Stenogramm: 2:0 (1.), 2:18 (4.) 7:24 (7.), 12:24 (8.), 16:28 (10.), 16:33 (12.), 25:33 (14.), 29:41 (16.) 39:51 (Halbzeit), 46:59 (23.), 46:69 (27.), 53:69 (30.), 61:78 (36.) 69:78 (37.), 69:82 (38.), 73:82 (Endstand).
Punkte SNP BasCats: Nash 14/1, Daub 12, Harris 10, Palenickova 10, Gianotti 9/1, Arthur 6, Zipser 6, van Veen 2, Norton 2, Meusel, Karavassilis, Kleinert.
Punkte Osnabrück: Carter 16/2, Rollerson 15, Takacs 14/2, Jongeling 12/3, Dölle 9, Strozyk 8, Knopp5/1, Eichmeyer 4.
Rebounds: 44:47 (SNP BasCats/Osnabrück): Harris 9, Nash 8, Zipser 7 – Rollerson 9, Carter 8, Dölle 7.
Wurfquote aus dem Feld: 35:42%
Dreierquote: 13:53% (3/23:8/15)
Freiwurfquote: 88:82%
Ballverluste: 18:20
Stimmen zum Spiel:
Trainer Dennis Czygan: „Unser erster Angriff war noch super, so wie es hätte sein sollen. Aber wir haben dann nie die Kontrolle übers Spiel bekommen. Wir waren nachlässig und langsam. Pele Gianotti als unser sonstiger „warrior“ war heute nicht so da, aber niemand hat ihre Rolle übernommen. Defensiv war es eine Katastrophe, zudem waren die Wurfquoten ganz schlecht. Wir haben dann zwischendurch hart gearbeitet, der Ruck kam, aber der Abstand war schon zu groß. Irgendwann kam der Frust, da braucht man eine Anführerin, die heute nicht da war. Irgendwie herrschte Müdigkeit. Osnabrück hat es sehr ausgespielt. Es tut weh, nach einer so schlechten Leistung noch relativ knapp zu verlieren. Wir nehmen die Partie in Wasserburg sehr ernst, wir müssen es gewinnen.“
Michala Palenickova: „Wir haben den Anfang völlig verschlafen. Wenn wir uns etwas herangekämpft hatten, haben die ihre Dreier getroffen. Wir dagegen nicht, dabei treffen wir die Dreier im Training. Irgendwann waren wir einfach frustriert auf dem Feld. Osnabrück hat gut verteidigt.“
Anna Meusel: „Das war das schwächste Heimspiel. Wir waren nicht wach, der Kampfgeist war nicht da. Nur wenige hatten einen guten Tag heute. Wir wussten, dass die schnell und physisch sind, trotzdem waren wir im ersten Viertel wohl überrascht. In der Halbzeit haben wir uns vorgenommen, in der Verteidigung etwas draufzulegen und an der Einstellung zu arbeiten. Aber die Köpfe waren schnell wieder unten. Wir haben zu spät realisiert, dass noch eine Chance da war, dass wir noch weiter hätten kämpfen müssen.“
Michael Rappe
Beitragsbild (Tom Eisele): Rachel Arthur kämpft gegen Brianna Rollerson.