Porträt Sven Friedrich: Das Fitness-Model aus dem Dschungel Liberias

Ein Grund für die eindrucksvolle Dominanz der BasCats USC Heidelberg in dieser Zweitligasaison ist die Fitness. Jede Spielerin des Teams kann volle 40 Minuten Gas geben, dadurch konnten die Gegner im vierten Viertel meist nicht mehr mithalten. Der Vater dieses Erfolgsgeheimnisses heißt Sven Friedrich. Der studierte Sportwissenschaftler und Personal Trainer hat als Athletikcoach eine ganz wichtige Aufgabe bei den BasCats, und das schon im siebten Jahr. „Manchmal hassen die Mädels mich auch“, weiß Sven Friedrich, wenn er von ihnen in der Vorbereitung wieder einmal alles abverlangt. Doch das ganze Team weiß, was es Sven Friedrich zu verdanken hat und letztlich mögen ihn alle doch.

Geboren in Bong Town (Liberia)

Der 41-Jährige hat schon ein höchst bewegtes und interessantes Leben hinter sich. Geboren ist Sven Friedrich im tiefsten Dschungel von Liberia in Bong Town, „dort wo der Pfeffer wächst“, wie er launig betont. (Die „Pfefferküste“ ist die historische Bezeichnung eines Küstengebietes im westlichen Afrika und umfasst die Küste der Staaten Liberia und Sierra Leone). Bong Town ist eine Stunde von der Hauptstadt Monrovia entfernt, dorthin führte nicht einmal eine geteerte Straße. Seine Mutter ist Inderin, sein Vater aus der Region Speyer/Ketsch. Er arbeitete für eine deutsche Firma im Eisenerz-Abbau. (Bong Town war der Hauptort des Bergbaugebietes des von der DELIMCO (Deutsch-Liberianische Mining Company) in den 1960er-Jahren geführten Eisenerzbergwerkes.) „Ich bin in der Kindheit tatsächlich auf Mangobäumen herumgeturnt“, grinst der heutige Dossenheimer. Die Kindheit verbrachte er praktisch komplett draußen, zu den Regenzeiten eben in Badehose; schließlich war es warmer Regen. Die Firma des Vaters hatte neben der Bong-Ranch einen 20 Meter großen Pool gebaut, mit einem Fußball- und Tennisplatz neben dran. Seine Mutter betrieb Tennis als Hobby, es gab einen afrikanischen Tennistrainer.

Vom Bewegungsmuffel zum Fitness-Guru

Wer den muskelgestählten Körper Sven Friedrichs heute sieht, kann sich kaum vorstellen, dass er als Kind klein und pummelig war. „Ich war eher Bewegungsmuffel und habe lieber gegessen, zumal meine Mutter sehr gut gekocht hat“, erinnert sich Friedrich. Doch die Mutter drängte ihn zum Sport. Als er elf Jahre alt war, verließ die Familie Westafrika. Er ging in die 4. Klasse der Neuburg-Grundschule in Dossenheim. Dort wurde er von den Klassenkameraden oft „Mogli“ genannt. Für ein halbes Jahr ging es dann noch einmal zurück nach Afrika, danach wurde er endgültig Kurpfälzer. „Ich möchte die Zeit im Dschungel nicht missen, ich bin unheimlich glücklich, das erlebt und eine andere Kultur kennen gelernt zu haben. Liberia ist so ein armes Land, aber es waren zufriedene und glückliche Menschen dort. Ich liebe die Sonne, das ist wie eine Lebensphilosophie für mich. Ich habe das Beste aus zwei Welten mitbekommen.“

Daheim in der Kurpfalz ging er nach der Grundschule aufs Heidelberger Bunsen-Gymnasium. Sportlich entdeckte er schon bald seine Leidenschaft für Rückschlagspiele: Badminton, Tischtennis und Tennis. Zwölf Jahre hat er leistungsmäßig Tennis in Dossenheim gespielt. Über Klassenkameraden kam er in Dossenheim zum Handball. Später spielte er auch in der Jugend und Herrenmannschaft des TSV Handschuhsheim. Mittlerweile war Sven Friedrich ein eher schmächtiger Kerl geworden, und das führte zu Verletzungen, vor allem an Schulter und Knien. Bereits mit 16 Jahren hatte er einen Bandscheibenvorfall, in diesem Alter begann seine Leidenschaft, sich mit dem eigenen Körper zu beschäftigen.

Foto: Sven Friedrich/privat

Mit den Legenden des Triathlon aktiv

Sven Friedrich kam zum Ausdauersport und begann mit Triathlon, Schwerpunkt Kurzdistanz. Er bestritt auch einen Ironman und noch eine weitere Langdistanz. Nationale Erfolge blieben auch aus, doch es reichte fürs Ba-Wü-Team. Zum Profi reichte es nicht, allerdings wollte er wenigstens als Betreuer mit den großen Athleten arbeiten und kam so auch einmal zum Ironman auf Hawaii. 10 Jahre war er im Orga-Team des Ironman Germany als Ressortleiter „Profi-Athleten und VIP-Betreuung. „Ich bin sehr dankbar, dass ich mit diesen Legenden arbeiten durfte“, so Friedrich. Es sei unglaublich, was diese Athleten leisten. Das Thema „wie kann man den menschlichen Körper an seine Grenzen bringen“, beschäftigte ihn sehr. Er ist aber überzeugt, dass Hochleistungssport irgendwann nicht mehr gesund ist. „Wahnsinnig viele Wiederholungen führen zu Verschleiß“, erklärt Friedrich. Man werde anfälliger, und deshalb sei präventives Training so wichtig. „Heute ist die Erkenntnis da, dass die Athletik neben dem Sport ganz wichtig ist. Die Jugend wird früh darauf vorbereitet, deshalb sind die Athleten von heute stabiler.“

Aufgrund seines Interesses war ein Studium der Sportwissenschaften praktisch folgerichtig. „Ich war allerdings überzeugter Langzeitstudent“, sagt Sven Friedrich. Da die Sportwissenschaften ein sehr praxisbezogenes Metier sind, hat er nebenbei viel gearbeitet, vor allem im Bereich Reha und Sporttherapie. Das Studium lief parallel, es gab einige „Kreativpausen“. Seine Studienarbeit über Mentaltraining schrieb er bei Prof. Hans Eberspächer, einer Koryphäe auf diesem Gebiet.

Foto: privat

Erstes deutsches Covermodel bei „Men’s Health“

Weltweites Aufsehen erregte Sven Friedrich als erstes deutsches „Covermodel“ auf dem Titel des Magazins „Men’s Health“. Dreimal schaffte er es auf die Titelseite. Zudem war er mehrmaliges „Fitness Model“ für große PR- und Expertise- & Fitnessevents von „Men’s Health“. Er verfasste zahllose Fachartikel und Blogbeiträge für Lifestyle- und Fachmagazine. Im April 2012 war er Trainer des Monats des Bodylife Fachmagazins „Trainer“.

Doch zurück zu den BasCats. Seit sieben Jahren ist er dort Athletik-Coach. Er übernahm den Job von Manuel Ruep. „Er hat mich gefragt, ob ich Interesse hätte und dann habe ich Dennis kennen gelernt“, erzählt Sven Friedrich. Das Anliegen von Dennis Czygan war, im dritten oder vierten Viertel nicht mehr einzubrechen. „Ich habe mit den Mädels stark an der Ausdauerleistungsfähigkeit gearbeitet“, erinnert sich Friedrich. Das war eine große Umstellung für die Spielerinnen, denn „wer läuft schon gerne?“ (Friedrich). Für ihn ist die Vorbereitung die wichtigste Phase, denn während der Saison sei es schwierig, Schwerpunkte zu setzen. So wird während der Vorbereitung dreimal die Woche an der Athletik gearbeitet, zudem bekommen die Spielerinnen Hausaufgaben. Während der Saison sieht er die BasCats nur ein bis maximal zweimal die Woche. Die Zusammenarbeit mit Co-Trainerin Serena Benavente ist laut Friedrich sehr gut. Er hat noch mit ihr als Spielerin athletisch gearbeitet. „Wir treffen uns oft und tauschen uns aus, ich habe ihr auch Tipps für ihre Arbeit bei den Academics gegeben.“ Benavente ist näher an der Mannschaft dran, „sie liest ihr Team sehr gut.“

Seit sieben Jahren bei den BasCats

„Die Athletik und Physis ist der große Vorteil der BasCats, wir können den Gegner in den Boden rennen“, so Sven Friedrich. Dadurch wachse auch die mentale Stärke. „Dieses Jahr geben alle Vollgas, alle wollen, das Engagement ist großartig.“ Schnelligkeit, Agilität und Beinarbeit waren die Schwerpunkte vor dieser Saison. Von Anfang an fühlte er sich bei den BasCats wohl. Ihm gefiel, dass so viele Spielerinnen schon seit der Jugend dabei sind. „Ich kam in ein bestehendes Team“, sagt der Dossenheimer. Er wünscht sich, dass das Team auch im Falle des Erstliga-Aufstieges möglichst zusammenbleibt. „Rachel Arthur hat beispielsweise riesige Fortschritte gemacht, sie ist ein Rohdiamant, aus der man noch einen Diamanten formen kann. Olivia Nash hat eine gewisse Grundphysis mitgebracht, sie ist sehr verbissen und geht gerne in den Nahkampf. Auch sie hat sich klasse entwickelt. Anne Zipser zum Beispiel darf man noch Zeit geben. Sie ist agiler geworden. Der nächste Schritt ist noch mehr das physische Durchsetzungsvermögen unterm Korb.

Mit dem Erstliga-Aufstieg hat er sich noch nicht auseinander gesetzt. „Wir haben kein Voll-Profitum, es ist ein Unterschied, ob man fünf, sechs oder acht Mal die Woche trainiert“, sagt Sven Friedrich. Doch er wird den BasCats gewogen bleiben, schließlich ist die Heimspielstätte ISSW „mein Wohnzimmer.“ Vom Dschungel in Bongo Town über Hawaii in die Kurpfalz – was für ein bewegtes Leben.

Homepage und Videos Sven Friedrich:

www.svenfriedrich.eu

https://www.youtube.com/watch?v=Mx5_OGUeQZk (6 Minute Abs Workout with Sven Friedrich from Runtastic Results)

https://www.youtube.com/watch?v=m08fk0VC4zU (How to Stay Fit & Balanced feat. Fitness Experts Sven Friedrich & Sascha Wingenfeld)

https://www.youtube.com/watch?v=7ggPjHpPISU (5 Tips for Sticking to Your New Year’s Resolutions feat. Sven Friedrich from Runtastic Results)

Zur Person: Sven Friedrich

Foto: Tom Eisele

Geboren: am 18.10.1977 in Bong Town, Liberia

Wohnort: Dossenheim.

Familienstand: ledig.

Beruf: Athletik-Coach, Personal Trainer

Ausbildung: Sportwissenschaftler M.A. (ISSW Heidelberg). Zahlreiche Fortbildungen in Medizin, Physiologie und Physiotherapie.

Eigene sportliche Karriere: Tennis, Handball, 15 Jahre Triathlon. Heute: Training von Athletik, Ausdauer, Kraft und fernöstlicher Kampfkünste.

Derzeitige Tätigkeiten: Seit 18 Jahren leidenschaftlicher Personal Trainer, Athletik & Performance Coach, lizensierter Health Coach und Sporttherapeut, Faszien- und Ernährungsspezialist. Selbständig und Inhaber der (s)mart(f)itness-trainingszone in Dossenheim. Referent und Health-Coach für Führungskräfte und BGF-Maßnahmen (Betriebliche Gesundheitsförderung), u. a. bei SAP, BASF, Daimler und Betty Barclay.

Betreuung von Teams:

Athletik-Coach bei den BasCats USC Heidelberg (1. und 2. Bundesliga Frauen), MLP Academics Heidelberg (2. Liga Männer), Mannheimer Hockeyclub (1. Bundesliga), U18-Feldhockey-Stützpunkt, Friesenheimer Eulen (1. Handball-Bundesliga Frauen), SV Nikar Heidelberg (Triathlon-Bundesliga), Elite Golf-Club St. Leon-Rot, AML Racket-Center Nußloch.

Betreuung von Einzelsportlern im Rahmen des IM Germany (Triathlon): Triathlon-Legende Dave Scott, Peter Reid, Chrissi Wellington, Chris McCormack, Lori Bowden, Tim de Boom, Norman Stadler, Faris Al-Sultan, Andreas Raelert, Timo Bracht, Stefan Holzner, Eneko Llanos, Lothar Leder, Jürgen Zäck.

Lehraufträge/Referent: Sportmedizin OSP Rhein-Neckar, Uni Heidelberg, VHS-Verband Rhein-Neckar, Sportbund Pfalz.

Auszeichnungen: Erstes deutsches Covermodel bei „Men’s Health“

Veröffentlichungen: Autor zahlreicher Fachartikel und Fitness-Apps.

Michael Rappe