Pokalsieger ohne Finale – diese kuriose Konstellation erlebten die RL-Damen des USC Heidelberg II am vergangenen Wochenende in Stuttgart. Gastgeber MTV Stuttgart, die TG Sandhausen, der SSC Karlsruhe und eben der USC II hatten das Final Four um den BBW-Pokal in der Landeshauptstadt erreicht. Die Schützlinge von Trainer Chris Baum erwischten mit dem MTV den eindeutig schwersten Halbfinalgegner.
Stuttgart hatte den besseren Start und ging mit 5:0 in Führung, weil die Gäste gegen die Zone nicht zum Scoring kamen. Schnell fanden sie jedoch die richtige Antwort und nutzten inside ihre Vorteile. Ein Korb von Melina Karavassilis und acht Punkte in Folge von der überragenden Luzie Neufang brachten eine 10:7-Führung. Neufang zog immer wieder gut zum Korb, allerdings ließen die Schiedsrichter sehr viel durchgehen. Anna Lea Frenzel (2) und Michala Palenickova (4 Punkte) sorgten für die 16:13-Führung nach dem ersten Viertel.
Das zweite Viertel begann ausgeglichen (20:17/13.), dann hatte Palenickova eine sehr gute Phase, zudem setzte sich Carolyn Poetsch sehr gut ein. Ein 7:0-Lauf erbrachte die 29:21-Halbzeitführung. Defensive Nachlässigkeiten zu Beginn der zweiten Halbzeit ließen Stuttgart mit einem 6:0-Lauf herankommen. Der USC II fing einfach Körbe und agierte nicht organsiert genug. Mit 16:10 ging dieses Viertel an Stuttgart.
Das vierte Viertel war hart umkämpft. Es war eine extrem harte, teilweise unfaire Partie. Wieder war es Luzie Neufang, die sich viele Offensivrebounds holte und vier Punkte erzielte. Offensiv hatte Heidelberg Schwierigkeiten, zudem gab es fragwürdige Pfiffe. Beim 49:48 (39.) war noch alles offen. Ein gutes „Play“ von Michala Palenickova mit anschließendem Korbleger sorgte für das 51:48, dann musste Stuttgart foulen. Edanur Caglar verwandelte drei von sechs Freiwürfen zum 54:48-Endstand.
Im zweiten Halbfinale siegte der SSC Karlsruhe 66:44 gegen Sandhausen überraschend deutlich. Dann kam es zum Eklat. Der SSC war ohnehin nur zu siebt angetreten, dann verletzte sich noch eine Spielerin. Gegen den Willen ihres Trainers (!) sagten die Spielerinnen das Finale ab. „Wir reisen nicht noch einmal nach Stuttgart an“, war der Tenor. Damit war der USC II ohne Finale Pokalsieger. Angesichts der sportlichen Stärkeverhältnisse waren die Heidelbergerinnen aber ohnehin Favorit und hätten das Endspiel wohl auch gewonnen.
Der USC II hatte eine Übernachtung in Stuttgart eingeplant und bestritt am Sonntag ein Freundschaftsspiel gegen den Oberliga-Aufsteiger Rot-Weiß Stuttgart. Trainer Chris Baum bedankte sich ausdrücklich für die Bereitschaft von RW zu diesem Testspiel. Dann fand die Siegerehrung statt, den Pokal gibt es aber erst später, weil die BBW-Offiziellen zum Damen-Finale noch nicht da waren.
So krönte der USC II eine erfolgreiche Regionalliga-Saison mit dem Gewinn des BBW-Pokals. Einziger Wermutstropfen: Teamkapitänin Ana Lea Frenzel wird Heidelberg verlassen, um ihr Bachelor-Studium an einer anderen Uni abzuschließen.
Punkte USC II: Palenickova 15/1, Neufang 13, Caglar 8, Karavassilis 6, V. Hofmann 4, Frenzel 4, Schneider 2, Gertenbach 1, Poetsch 1, Popp.
Stimmen zum Spiel:
Trainer Chris Baum: „Das Karlsruher Verhalten ist außergewöhnlich und entspricht sicher nicht dem Sportsgeist. Mir ist das unverständlich. Danke aber an Rot-Weiß Stuttgart, dass sie zu einem Spiel bereit waren. Im Halbfinale hat man gesehen, dass wir mittlerweile solche knappen Spiele wie gegen den MTV für uns entscheiden können.“
Michael Rappe
Jubel des neuen Pokalsiegers USC Heidelberg II.
Der USC II und RW Stuttgart nach dem Freundschaftsspiel.
Fotos (2): USC II