Unglücklicher hätte der Auftritt der AXSE BasCats bei den TV Saarlouis Royals nicht verlaufen können. Nach 30 Sekunden knickte Center Tiffany Jones-Smith um, versuchte noch eine Weile auf die Zähne zu beißen, konnte aber in der zweiten Halbzeit dann gar nicht mehr eingesetzt werden. Helena Chatzitheodorou fiel wegen Krankheit von vorneherein aus, Kapitänin Anna Meusel war beruflich verhindert. Auch Co-Trainer Chris Baum musste krank das Bett hüten. Nach ganz schlechtem Beginn entdeckten die AXSE BasCats einmal mehr ihr Kämpferherz und kamen dank der herausragenden Yee Young und Marlene Angol nach zwischenzeitlich 31 Punkten Rückstand auf zehn Punkte heran, konnten die Partie aber nicht mehr drehen und unterlagen mit 69:85. Die Playoff-Chance ist damit so gut wie dahin, der direkte Vergleich mit Saarlouis verloren. Einzige positive Nachricht war die gleichzeitige Niederlage der BG 74 Göttingen in Marburg, die aber mit 63:70 sehr knapp ausfiel. Es bleibt bei vier Punkten Vorsprung auf die Göttingerinnen. Der Kampf um den Klassenerhalt wird dramatisch.
Die BasCats reagierten geschockt auf die frühe Verletzung von Jones-Smith und gerieten im ersten Viertel unter die Räder. Nadjeschda Ilmberger hatte im Duell der Nationalteam-Centerinnen mit Anne Zipser eindeutig die Nase vorne und trumpfte wie entfesselt auf. 14 Punkte im ersten Viertel, insgesamt 25 – das war ein entscheidender Faktor für Saarlouis. Die Gäste ließen Ilmberger gewähren, es fehlte die Intensität in der Defensive. Saarlouis traf hochprozentig, bei den AXSE BasCats klappte offensiv fast nichts. 29:7 stand es nach dem ersten Viertel, gar 46:15 Mitte des zweiten Viertels. Brooke Le Mar traf keinen Wurf, versuchte es immer wieder, hatte aber – von der Saarlouiser Defense stets überhart bearbeitet – gar kein Glück im Abschluss. Sie spielte 40 Minuten durch, die Trefferquote war 0 Prozent! Lediglich drei Freiwürfe konnte sie verwandeln. Zudem hatte sie zur Halbzeit bereits acht, am Ende neun Ballverluste in der Statistik. Häufig wollte sie zu sehr mit dem Kopf durch die Wand.
Vee Young stemmte sich gegen die Niederlage, hatte zur Pause zwölf Punkte und am Ende 29 auf dem Konto. Rachel Arthur versuchte es immer wieder, hatte aber auch kein Wurfglück. Sechsmal versuchte sie es aus der Distanz, ohne Erfolg. Die Bälle drehten sich aus dem Ring heraus, bei Saarlouis tanzten sie in den Korb. Zudem hatte sie schon zur Halbzeit drei Fouls auf dem Konto. Ein Distanztreffer von Marlene Angol und zwei Freiwürfe von Vee Young kurz vor Ende der ersten Halbzeit sorgten wenigstens für ein etwas freundlicheres Ergebnis. Trotzdem hieß es 48:24, die Partie war praktisch verloren.
War die Reboundquote zur Halbzeit mit 22:23 noch ausgeglichen, hatte Saarlouis in der zweiten Halbzeit klare Vorteile. Sabine Niedola und Nadjeschda Ilmberger herrschten unter den Körben. Dann der nächste Schock für die AXSE BasCats. Michala Palenickova bekam einen Schlag aufs rechte Auge und blieb mit einem lauten Aufschrei liegen. Sie musste in die Augenklinik, im Laufe des Abends kam aber Entwarnung. Sie konnte mit dem Vater von Sara Kranzhöfer nach Heidelberg zurückkehren.
Nun begann die ganz starke Phase von Marlene Angol. Sie bekämpfte Ilmberger erfolgreich und war auch offensiv voll da. Immer wieder zog sie Fouls und war mit acht Punkten in den letzten dreieinhalb Minuten des dritten Viertels maßgeblich an der beginnenden Aufholjagd beteiligt. Eine tolle physische Leistung von Angol, die die zweite Halbzeit komplett durchspielte. So viel Spielzeit hat sie schon lange nicht mehr bekommen. Mit 68:50 ging es in den Schlussabschnitt.
Zu Beginn des vierten Viertels traf wieder Ilmberger, doch zwei Distanztreffer von Laurien Lummer und Marlene Angol sowie ein Korb von Vee Young, die auf großartige 34 Effektivitätspunkte kam, brachten die AXSE BasCats tatsächlich auf zehn Punkte heran (60:70). Saarlouis wankte, fiel aber nicht. Sabine Niedola und Jamailah Adams machten sieben Punkte, nur unterbrochen von zwei Freiwurftreffern Vee Youngs. Gleich zweimal vergab Brooke Le Mar leichte Korbleger, das verhinderte, dass der Rückstand einstellig wurde. Magaly Meynadier und Ilmberger entschieden die Partie.
Hätten die AXSE BasCats zu Beginn so aufgetrumpft wie in der zweiten Halbzeit, wäre ein Sieg möglich gewesen. So steht am Ende die zehnte Niederlage im zehnten Auswärtsspiel. Ein Sieg muss für den Klassenerhalt wohl noch her. Und jetzt kommen Bad Aibling und Keltern… Wahrlich schwere Aufgaben. Es wäre mehr als bitter, wenn die allererste Saisonniederlage in Göttingen letztlich zum Abstieg führen würde. Bei Punktgleichheit hätte die BG 74 den direkten Vergleich für sich.
Stenogramm: 14:2 (4.), 29:7 (10.), 39:15 (13.), 46:15 (16.), 48:24 (Halbzeit), 57:31 (24.), 61:36 (25.), 65:48 (28.), 68:50 (30.), 70:60 (32.), 77:65 (36.), 85:69 (Endstand).
TV Saarlouis Royals: Ilmberger 25, Niedola 20, Meynadier 17/3, Simon 8, Adams 7/1, Brodersen 4, Eckerle 4, Crozon, Groß.
AXSE BasCats: Young 29, Angol 17/3, Arthur 6, Lummer 5/1, Kranzhöfer 4, Le Mar 3, Jones-Smith 3, Zipser 2, Palenickova.
Rebounds: 51:40 (Saarlouis/BasCats): Niedola 18, Ilmberger 20, Adams 8 – Young 12, Le Mar 6, Angol 5, Team 5.
Turnover: 20:16.
Wurfquote aus dem Feld: 55:33%
Dreierquote: 21:21%
Freiwurfquote: 74:74%
Stimmen zum Spiel:
Trainer Dennis Czygan: „Der Schockzustand nach der Verletzung von Tiffany hat zu lange gedauert. Wir haben Ilmberger nicht ernst genommen, sie stand immer frei. So konnte sie im ersten Viertel 14 Punkte machen. Marlene auf der Position vier zu bringen, war geplant, sie lässt sich nicht beeindrucken. Sie hat ein tolles Spiel gemacht, ebenso Vee Young. Was sie seit Saisonbeginn an Biss und Defense gelernt hat, ist enorm. Wir hätten es schaffen müssen, beim Rückstand einstellig zu werden, dann wäre die Wende möglich gewesen. Aber auf die zweite Halbzeit kann man stolz sein. Unsere Lage ist noch höchst gefährlich. Es wird ein Ritt auf der Rasierklinge.“
Marlene Angol: „Die Verletzung von Tiff war ein Schock für uns, ihre Rebounds haben natürlich gefehlt. Wir haben offensiv zunächst nicht ins Spiel gefunden. In der zweiten Halbzeit noch einmal so heranzukommen, das ist gut. Ich war fit, das körperliche Spiel macht mir Spaß. Bei 70:60 haben uns ein Dreier oder ein, zwei Korbleger gefehlt. Nun kommen zwei knochenharte Spiele gegen Bad Aibling und Keltern auf uns zu. Ich weiß auch nicht, warum es auswärts nicht klappt. Die Playoffs wären schön gewesen, aber das als Aufsteiger gleich in der ersten Saison zu schaffen, wäre auch krass gewesen.“
Sara Kranzhöfer: „Unser Plan war mit der Verletzung von Tiff schnell vorbei. Saarlouis hat extrem gut getroffen, wir waren noch nicht da. Es gibt so Tage, wo man nicht erklären kann, warum man nicht trifft. Aber es war positiv, dass wir weiter geworfen haben. Beim 70:60 hätten wir noch einen drauf setzen müssen. Wir können kämpfen, aber so eine Aufholjagd kostet Kraft. Es ging unterm Korb mächtig zur Sache, aber unsere Leistung zählt, nicht die Pfiffe der Schiedsrichter. Die Playoffs wären eine Ehre gewesen, aber unser Ziel war und ist es, in der Liga zu bleiben. Es wäre sehr schade, wieder runter zu gehen, gerade wo wir die Zuschauer zuletzt so begeistert haben.“
Michael Rappe
Marlene Angol machte ebenso wie Vee Young (Nr. 11) ein tolles Spiel.
Foto: Tom Eisele