Vanessa Hofmann: Von Heidelberg nach Eimsbüttel

Es war im Mai 2015, als die Basket Girls Rhein-Neckar unter Dennis Czygan und Oliver Muth ihren bisher größten Erfolg in der WNBL feierten. Sie erreichten das Top Four um die deutsche U17-Juniorinnenmeisterschaft in Wolfenbüttel. Mit zum Team gehörte, neben Spielerinnen wie Anne Zipser, Helena Rickert, Ann-Kathrin Schätzle oder Shanine Matz (heute KuSG Leimen) auch die mittlerweile 26-jährige Flügelspielerin Vanessa Hofmann.

Vanessa Hofmann wurde mit den Basket Girls Rhein-Neckar 2015 DM-Vierte. Foto: USC-Archiv

Heute, fast genau zehn Jahre später, spielt Hofmann beim Eimsbütteler TV in Hamburg. Warum ist dies aus Heidelberger Sicht interessant? Nun, der Klub aus dem Herzen Hamburgs ist der Gegner der USC BasCats Heidelberg in den am Samstag, 5. April, beginnenden Playoff-Runden um den Aufstieg in die 1. Damen-Basketball-Bundesliga.

Im Interview kann sich Vanessa Hofmann noch sehr gut an diesen tollen Erfolg erinnern, auch wenn es damals im Halbfinale gegen Wolfenbüttel eine ganz unglückliche Niederlage nach Verlängerung gab. „Seitdem sind die Basket Girls nicht mehr ins Top 4 gekommen“, sagte Hofmann, die in ihrem ersten WNBL-Jahr auch mit Helena Nägele und Melina Karavassilis gespielt hat.

Vanessa Hofmann im Regionalliga-Team des USC II. Foto: USC-Archiv

Für Hofmann war die USC-Jugend, wie für so viele Talente, das Sprungbrett nach oben. Erst mit 13 Jahren hatte sie in Mannheim mit Basketball begonnen, wurde vom Sandhäuser Tobias Dreier angesprochen und startete in der U15-Oberliga. „Ich bin wohl aufgefallen“, meint die 1,70 Meter große Flügelspielerin. Beim USC ging sie durch die WNBL-Tryouts und war fortan unter den Fittichen von Dennis Czygan und Oliver Muth. „An meiner Spielweise sieht man wahrscheinlich, dass ich bei Katja Schneider ganz viel Center-Training gehabt habe“, grinst Hofmann.

Nach der WNBL ging es in die Landesliga Damen, dann in die Oberliga, danach in den Regionalliga-Kader von Christoph Baum. In der Saison 2020/21 gehörte sie zur zweiten Damen-Mannschaft des USC, die für ein Jahr in der 2. Bundesliga spielte, während die BasCats erstklassig waren.

Als Werkstudentin – Vanessa Hofmann hat in Mannheim Wirtschaftsingenieurwesen studiert – arbeitete sie damals schon bei der SAP in Walldorf. Nach Abschluss des Studiums bekam sie die Chance, als Kundenberaterin für die SAP in Hamburg oder Berlin zu arbeiten. Sie entschied sich für die Hansestadt und hat es bis heute nicht bereut. „Berlin war mir zu groß, in Hamburg sind die Tage zwar vom Wetter her häufig grauer als in der Kurpfalz, aber ich fühle mich sehr wohl“, meint Hofmann, die im Stadtteil Eppendorf wohnt.

Hofmann schloss sich dem Eimsbütteler TV an, der damals in der 2. Regionalliga spielte. Sie erlebte den steilen Aufstieg der Hamburgerinnen mit, die Meister wurden und dann auch in der 1. Regionalliga für Furore sorgten. „Ziel war eigentlich das obere Mittelfeld, aber wir sind aus Versehen Erster geworden.“ Ein Erfolg, der die Spielerinnen und den Klub ins Grübeln brachte. „Wir haben uns gefragt, machen wir das, wie ist das mit dem Geld, die Halle hat keine Tribüne usw.“ Es gab sogar ein Crowdfunding, um die finanziellen Mittel zu beschaffen, die Spielerinnen suchten selbst nach Sponsoren und unterstützten Teammanagerin Anja Skuza.

Vanessa Hofmann hat auch beim ETV ihre geliebte Rückennummer 77 behalten. Foto: Winfried Meininghaus

Letztlich entschied sich der ETV für den Aufstieg in die 2. Bundesliga Nord, auch um ein Beispiel und Vorbild für junge Basketballerinnen in Hamburg zu sein, denn die Hansestadt hatte bei den Damen seit zehn Jahren keinen Zweitligisten mehr. Lohn ist eine häufig mit 200 überwiegend jungen Zuschauern gefüllte Sporthalle „Hohe Weide.“

Die große Stärke ist der Teamgeist und der Zusammenhalt. „Von den jetzt 15 Spielerinnen aus der 2. Regionalliga sind noch zehn dabei“, beschreibt Hofmann die Kontinuität in der Mannschaft. „Bei uns bekommt keine Spielerin Geld, keinen Cent. Für uns ist der Spaß sehr wichtig, es gibt kein Rumgezicke“, so Hofmann.

Der Erfolg hörte auch in der 2. Liga nicht auf. Das Ziel war es, die Liga zu erhalten, im besten Fall Platz acht zu erreichen, um die Playdowns zu vermeiden. „Das war ein sehr hoch gestecktes Ziel, aber wir haben es erreicht. Zwei Spieltage vor Ende der Hauptrunde war uns Platz sechs schon sicher. Wir haben uns für den ganzen Aufwand belohnt“, sagt Vanessa Hofmann nicht ohne Stolz. Zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte steht der Eimsbütteler TV in den Playoffs.

Die Heidelbergerin gehörte auf der Position drei zum Stamm des Teams. Bis auf ein Spiel hat sie alle 22 Begegnungen in der 2. Liga Nord mitgemacht. „Die Defense ist meine Rolle, ich soll defensiv Intensität reinbringen. Das ist wohl von Heidelberg hängen geblieben.“

Mit Elisa Wendt gibt es eine zweite Ex-USC-Spielerin beim ETV. Sie hat in dieser Saison überwiegend in der II. Damenmannschaft gespielt, aber auch in der 2. Liga ausgeholfen und beim Verlängerungssieg gegen Rotenburg entscheidende Punkte gemacht. Sie ist allerdings auf Forschungsreise und steht in den Playoffs nicht zur Verfügung.

Trainer des ETV-Teams ist schon seit einigen Jahren der frühere Bundesligaspieler Freddy Kleemichen, der für die Skyliners Frankfurt gespielt hat. „Er macht sehr viel mit bei uns, vor allem beim Karaoke nach den Spielen oder wenn wir auf die Reeperbahn gehen“, lacht Vanessa Hofmann. Sie lobt die Menschenkenntnis des Trainers. „Er hat einfach die Sicht als Spieler.“

Leistungsträgerinnen des Eimsbütteler TV sind Power Forward Leonie Rosemeyer, die mit Rotenburg schon zweimal Zweitligameister geworden ist, die frühere Marburger Erstligaspielerin Jasmin Weyell sowie die Aufbauspielerinnen Amelie Kreutzfeld und Paula Alvarez Llorian aus Spanien. „Wir kommen aber viel übers Team und supporten uns gegenseitig“, beschreibt Vanessa Hofmann die Stärken ihrer Mannschaft.

Vanessa Hofmann sucht eine freie Mitspielerin. Foto: Justus Stegemann

Eine Einschätzung der Leistungsunterschiede zwischen den 2. Ligen Nord und Süd fällt ihr schwer. „Ich glaube, die untere Tabellenhälfte ist im Norden stärker. Wir hatten gegen Bochum, das zwei sehr starke amerikanische Profis hat, und Chemnitz, mit einer Profispielerin, enge Spiele. Gegen Osnabrück haben wir am deutlichsten verloren, die spielen als Team sehr gut zusammen.“

Wie sieht Vanessa Hofmann die Chancen im Playoff-Achtelfinale gegen die USC BasCats? „Wir wollen gewinnen, wir fahren nicht für eine Niederlage dahin. Wir sind super motiviert und haben keinen Druck. Das Saisonziel ist bereits erreicht, deshalb können wir befreit aufspielen. Alles, was jetzt noch kommt, ist ein „Add-on“.

Vanessa Hofmann weilte beim Interview am vergangenen Mittwoch gerade in der SAP-Zentrale in Walldorf für einen Workshop. Sie musste allerdings fürs Training nach Hamburg zurück. Am Samstag wird sie mit ihrem Team nach Heidelberg reisen und dann in ihrer Heimat übernachten. Es wird sicherlich ein großes Hallo mit vielen ehemaligen Mitstreiterinnen geben.

Michael Rappe

Beitragsbild: Ex-USC-Spielerin Vanessa in Action für den ETV. Foto: christophvth