Die beiden Herner Kommentatoren trafen den Nagel auf den Kopf. „Vielleicht sehen wir jetzt noch ein bisschen Basketball“, sagten sie eineinhalb Minuten vor Schluss der Bundesligapartie zwischen dem Herner TC und den SNP BasCats USC Heidelberg. Die Partie war beim 62:54 für Herne entschieden, doch die Schiedsrichter zogen ihre kleinliche Linie durch. Das machte über 40 Minuten jeglichen Spielfluss kaputt. Der Sieg ging letztlich mit 66:58 an Herne. Für die SNP BasCats war es eine vermeidbare Niederlage, die sechste im achten Spiel. Noch schlimmer aber sind die Knieverletzungen von Madison Nelson und Olivia Nash. Vor allem bei Nelson sah es nach ihrem Ausscheiden Mitte des zweiten Viertels nicht gut aus.
In der Partie beim deutschen Double-Gewinner von 2019 war für die SNP BasCats mehr drin. Fast die gesamte Partie über hielten sie gut mit, scheiterten aber letztlich an ihren Wurfschwächen (4/20 Distanzwürfen, Freiwürfe 16/23, Trefferquote insgesamt 31,7 Prozent) und an der hohen Foulbelastung. Die Schiedsrichter taten ihr Übriges, unter ihrer kleinlichen Linie litten beide Mannschaften, vor allem aber der Spielfluss. Es gab zahllose Unterbrechungen, zwei Spielerinnen auf jeder Seite – bei den BasCats waren dies Ieva Bagdanaviciene und Olivia Nash – mussten mit fünf Fouls runter. Die Referees waren zudem überaus streng bei (vermeintlichen) Schrittfehlern.
Heidelberg hatte den besseren Start und führte nach rund fünf Minuten mit 10:4. Herne zeigte große Wurfschwächen, das hätten die SNP BasCats noch mehr ausnutzen müssen. Es dauerte bis Mitte des zweiten Viertels, bis die Hernerinnen nach den ersten Punkten der Partie mal wieder in Führung lagen. Als Nelson ausscheiden musste, herrschte Konfusion, was der Tabellendritte zu einer Acht-Punkte-Führung zur Halbezeit nutzte.
Musste verletzt raus: Center Madison Nelson.
Foto: Heinrich Podofoto
Die Gastgeberinnen führten zu Beginn der zweiten Halbzeit gar mit zwölf Punkten, doch die SNP BasCats steigerten sich (39:39). Sie verteidigten besser, ließen im dritten Viertel nur zehn Punkte zu, verpassten es aber, mit einer besseren Wurfquote wieder in Führung zu gehen. Immer wieder gerieten Würfe zu kurz. Ieva Bagdanaviciene arbeitete zwar defensiv wieder sehr gut, doch ihre Treffsicherheit vom Saisonbeginn ist verloren gegangen. Herne traf nämlich selbst alles andere als gut, weder aus der Distanz noch bei Freiwürfen.
Im vierten Viertel vergaben die BasCats zu viele Korbleger, Distanztreffer von Nash und Butina hielten die Partie zunächst offen. Nach dem Distanztreffer der Kroatin betrug der Rückstand fünfeinhalb Minuten vor Schluss nur einen Punkt. Direkt zuvor war Bagdanaviciene durch ein Offensivfoul mit dem fünften persönlichen Foul vom Feld gegangen. Nach Olivia Nash 52:56 leistete sich Inja Butina einen Fehlpasse, die starke Laura Westerik traf zum 58:52 und wurde dabei von Nash gefoult. Doppeltes Unglück: Die US-Amerikanerin musste nicht nur mit dem fünften Foul runter, sondern verletzte sich auch dabei. Die Partie war verloren, auch wenn Britta Daub gut eine Minute vor Schluss nochmal per Dreier auf 57:62 verkürzte.
Am Mittwoch um 17.30 Uhr erwarten die SNP BasCats die Lions Halle. Wieder einmal bleibt wenig Zeit für Training, Vorbereitung auf den Gegner und Regeneration. Bleibt zu hoffen, dass die beiden Verletzten vielleicht doch mitwirken können.
Stenogramm: 3:7 (4.), 4:10 (5.), 12:17 (9.), 15:17 (10.), 21:22 (13.), 28:23 (18.), 33:25 (Halbzeit), 37:27 (22.), 37:35 (26.), 39:39 (27.), 43:41 (30.), 49:43 (32.), 51:50 (34.), 60:52 (37.), 66:58 (Endstand).
Punkte Herner TC: Westerik 19, Harris 11, Zolper 10/1, Topuzovic 9, Pelander 8, Vucetic 7, Rouse 2, Polleros.
Punkte SNP BasCats: Butina 17/1, Worthmann 11, Nash 10/1, Daub 9/2, Moravcikova 4, Nelson 3, Palenickova 2, Bagdanaviciene 2, Kleinert, Karavassilis.
Rebounds: 50:45 (Herne/SNP BasCats): Westerink 9, Harris 8, Pelander 8 – Nash 9, Team 8, Moravcikova 7.
Wurfquote aus dem Feld: 39,7:37,5 %
Dreierquote: 6,7%:20,0% (1/15:4/20)
Freiwurfquote: 65,46:69,6%
Ballverluste: 18:25
Stimmen zum Spiel:
Trainer Dennis Czygan: „Wir haben uns in der Verteidigung deutlich verbessert, aber offensiv war der Wurm drin. Die Chancen waren da, es hat die Leichtigkeit gefehlt. Man hatte jederzeit das Gefühl, dass wir es noch umbiegen können. Insgesamt war es eine vertane Chance. Die vielen Pfiffe waren Spielfluss unterbrechend und Spaß nehmend. Madison Nelson hat sich das Knie verdreht, ihr geht es nicht gut. Auch Olivia hat sich am Knie verletzt.“
Michael Rappe
Beitragsbild: Inja Butina versucht Laura Zolper zu entkommen. Rechts Alica Moravcikova.
Foto: Heinrich Podofoto