Zusammenzubringen, was zusammengehört – das ist die Herangehensweise von Matthias Lautenschläger (44), Geschäftsführender Gesellschafter bei den MLP Academics, und Jochen Kohlhaas (62), Investor und neuer Macher im Hintergrund bei den USC BasCats. In diesem exklusiven Doppelinterview positionieren sich zwei Basketball-Enthusiasten dahingehend, dass alte Denkmuster in die Mottenkiste gehören und stattdessen ein die Region umfassender Teamspirit sich unter den Körben ausbreitet.
MLP Academics und USC BasCats mögen in puncto Aufmerksamkeit im Blickpunkt stehen, genauso wichtig sind derweil die Förderung und Weiterentwicklung des weiblichen wie männlichen Nachwuchses und strukturelle Verbesserungen, zum Beispiel die neue Trainingshalle im Neuenheimer Feld. „Zusammen.Wachsen“ ist eine Riesensache. Ein lohnenswertes Ziel.
Im Vorfeld des ersten Heimspiels der „Raubkatzen“ in der 2. DBBL am Samstag, 12. Oktober (17 Uhr, ISSW) gegen die QOOL Sharks Würzburg und des BBL-Pokal-Achtelfinalduells der MLP Academics am Sonntag, 13. Oktober (15 Uhr, SNP dome) gegen die NINERS Chemnitz sprach ich mit Matthias und Jochen.
Matthias, Jochen, Überlegungen den gesamten USC-Verein mehr in den Mittelpunkt zu rücken, gab’s punktuell auch in der jüngeren Vergangenheit. Warum ist das Timing für ein „Zusammen.Wachsen“ nun optimal und die Zeit einfach reif dafür?
Matthias Lautenschläger: Nachdem wir in den vergangenen Jahren primär auf den sportlichen Erfolg der ersten Herrenmannschaft fokussiert waren und den Aufstieg in die BBL ins Zentrum fast aller Überlegungen gestellt haben, hat sich nicht zuletzt durch den Basketballboom in Heidelberg die Frage noch deutlicher gestellt, wo wir mit dem Nachwuchs und somit dem e.V. hinwollen. Zwar hatten wir über all die Jahre durchgehend eine NBBL- und eine JBBL-Mannschaft am Start und waren im weiblichen Bereich auch in der WNBL vertreten. Doch alles lief so vor sich hin, es war kaum jemand da, der sich geschlechterübergreifend mal intensiv mit der Weiterentwicklung der Nachwuchsarbeit und der Durchlässigkeit in den Profibereich auseinandergesetzt hätte. Es ist der Arbeit von Alex Vogel und Robert Ukalovic zu verdanken, dass sich in den vergangenen Jahren dann doch einiges in die richtige Richtung entwickelt hat. So war es auch möglich, einen Visionär wie Jochen Kohlhaas als großen Unterstützer für den Heidelberger Basketball zu gewinnen. Gemeinsam möchten wir den Basketball nach vorne bringen und der Förderung des Nachwuchses dabei eine zentrale Rolle zuweisen.
Jochen Kohlhaas: „Zusammen.Wachsen“ ist positiv und beschreibt die Nutzung von Synergien, dem Lernen voneinander, dem Füreinander da sein! Basketballbegeisterung in Deutschland, die Erfolge der männlichen und weiblichen Nationalmannschaften, der 3×3-Olympiasieg der Damen, der WM-Titel der Herren – Basketball ist in. In Heidelberg haben die MLP Academics einen Boom ausgelöst. Wenn am Mittagstisch in einem typischen Heidelberger Biotech-Unternehmen auf einmal über Basketball gesprochen wird, Tipps ausgetauscht werden, wo die Kids Basketball spielen können, dann ist etwas am Entstehen. Jetzt geht es darum, dass wir durch das gegenseitige Unterstützen die Herausforderungen meistern, um an die große Heidelberger Basketball-Tradition anzuknüpfen. Matthias weiß, noch besser als ich, wie „viele Hindernisse noch vor uns liegen“, aber wir alle wissen, dass „Zusammen.Wachsen“ und „Gemeinsam.Erfolgreich“ uns besser macht. Und wir sind uns absolut einig: Der Fokus liegt auf der männlichen und weiblichen Jugend.
Mit der Vereinheitlichung der drei Logos nahm die Sache Fahrt auf. Wieviel an Signal- und Sogwirkung habt Ihr nach der Publikation dieser Logos gespürt?
Matthias: Es ist wie so oft. Nicht jeder ist sofort Feuer und Flamme, wenn eine so weitreichende Entscheidung getroffen wird. Insbesondere die Menschen, die in ihren Denkmustern gefangen sind und nicht das große Ganze sehen. Aber die Vereinheitlichung der Logos ist ein so wichtiges Signal: Wir sind Heidelberg! Wir sind Basketball! Egal ob jugendlich, weiblich, männlich. Keine Grenzen. Kein Silodenken.
Jochen: Kritik gibt es immer, aber das positive Feedback überwiegt. Und das Signal geht über die Logos hinaus. Die BasCats spielen in diesem Jahr in den Farben der Academics, wohlgemerkt alle Damen-Teams bis zur U12 und den Minis und ich glaube auch alle Männer- und Jungen-Teams. Die einheitlichen Logos, die einheitlichen Farben senden ein Signal der Identifikation und Verbundenheit. Jeder wird ein Teil von einem größeren Ganzen – und wir sind Heidelberg, wir sind Basketball!
Ein weiteres Puzzleteil war die Premiere des „Heidelberg Basketball Cups“ – mit dem Highlight für die USC BasCats, das Vorbereitungsspiel gegen Leiden im SNP dome auszutragen. Ist die Wiederholung einer solchen Charmeoffensive denkbar? Auch irgendwann im Liga-Alltag der Damen?
Matthias: Ohne zu viel verraten zu wollen, kann ich sagen, dass die Mühlen in der Bahnhofstraße schon ordentlich mahlen, um so etwas möglich zu machen. Wir hatten ja schon bei der Eröffnung des SNP domes etwas ähnliches gemacht, als wir zwei gemischte Mannschaften aus BasCats und Academics gebildet und ein Showmatch veranstaltet haben.
Jochen: Die BasCats hatten riesigen Spaß im SNP dome zu spielen, und wir hoffen, dass es uns terminlich gelingen wird, noch zwei oder drei Doppelspieltage im SNP dome zu spielen.
Sind in der seit September angelaufenen Saison weitere gemeinschaftliche, öffentlichkeitswirksame Aktionen in Planung?
Matthias: (lacht) Lasst Euch einfach überraschen. An Ideen mangelt es bestimmt nicht. Die Basketball-Familie in Heidelberg wird näher zusammenrücken und dies gerade auch in der Außendarstellung zeigen.
Jochen: Ohne zu viel verraten zu wollen, aber bekanntlich ist der Oktober der „Breast Cancer Awareness Month“ und wir planen für den Oktober ein „Breast Cancer Awareness Game“ als speziellen Event. Ob es uns gelingt, das im Rahmen eines „Doppelspieltags“ im SNP dome zu machen, ist eine Frage der Terminpläne. Ich weiß aber, dass wir bei der Vorbereitung die Unterstützung der Academics haben. Brustkrebs ist ein so wichtiges Thema!
Die Jugend ist generell das Kapital eines jeden Klubs. Wie kann die Nachwuchsabteilung, ob weiblich oder männlich, noch gezielter eingebunden werden?
Matthias: Gemeinsam mit Jochen, Alex und Robert werden wir in den kommenden Monaten die Weichen für ein tragfähiges und nachhaltiges Nachwuchsprogramm stellen. Wir möchten auch hier erstklassig werden und die Ausstattung des Vereins anheben. Von hauptamtlichen Nachwuchstrainern, Ausweitung der Schul-AGs, Bussen für die Auswärtsfahrten, Trainingsausrüstung bis hin zur physiotherapeutischen und medizinischen Versorgung. Keine Frage, das ist kapitalintensiv. Wir sind jedoch bereit, uns zu diesem Weg zu committen! Es ist mir auch wichtig zu betonen, dass hier die Eltern und Spieler selbst gefragt sind, ihren Teil beizutragen. Frei nach dem etwas platten Motto: Frag‘ nicht nur danach, was der Verein für Dich tun kann, sondern frag‘ auch, was Du für den Verein tun kannst! Wir brauchen Menschen wie beispielsweise einen Markus Mecher, der einen beträchtlichen Teil seiner Freizeit mit Herzblut für den Verein opfert. Ohne diese Menschen geht es nicht.
Jochen: Gezielte Einbindung erfolgt auf unterschiedlichen Wegen. Über Farben und Logos schaffen wir einen einheitlichen Auftritt. Ein weiterer Schlüssel ist die Schaffung einer gemeinsamen Werte- und Leistungskultur, von der ersten Mannschaft bis in die Jugend. Die Durchlässigkeit von der Jugend in die erste Mannschaft ist das eigentliche Ziel. Und hierzu braucht man Vorbilder wie Paul und Niki oder Anne und Melina, positive Beispiele im Damen- und Herren-Bereich. Was wir zum Beispiel im Damenbereich zum ersten Mal haben, ist ein hauptamtlicher Coach für die weibliche Jugend und einen hauptamtlichen Athletikcoach für den gesamten Damenbereich, das heißt von der U10 bis zu den ersten Damen. Wir fangen gerade erst an.
Dass die BasCats wie die Academics das SAP Event Ticketing nutzen, ist hervorragend. Welche Synergieeffekte erhofft Ihr Euch als „Köpfe“ und Vordenker des Basketballs davon?
Matthias: Im Office der Academics gibt es zahlreiche und eine wachsende Zahl an Mitarbeitern, deren Kompetenz auch im Nachwuchs- und im weiblichen Bereich benötigt wird. Sei es im Bereich Social Media, Finanzen, Marketing aber auch im sportlichen Bereich kann es künftig Schnittpunkte geben. Als Beispiele seien hier Videoanalysen oder Nutzung der SAP SportOne Software genannt. Wenn wir als Verein zu einer echten Einheit verschmelzen, wird das auch in der Vermarktung des Basketballsports insgesamt eine positive Wirkung haben. Wir stehen noch am Anfang. Ich bin sicher, es werden sich auf dem weiteren Weg noch viele Synergien mehr ergeben, die wir heute noch nicht kennen.
Jochen: Matthias und die MLP Academics haben auf dem Wege der Professionalisierung schon mehr Probleme gelöst, als es uns BasCats, die wir gerade erst beginnen, bewusst ist. Lernen, zuhören, Synergien nutzen, es gibt so viel Gemeinsamkeiten. Und da ist der Verkauf von Tickets nur eine von vielen. Die Vorteile des gemeinsamen Ticketing-Systems ist: Wir können neue Wege austesten, verbilligte BasCats- Tickets für Academics-Season-Ticket-Holders ist nur ein Beispiel.
Die organisatorischen Aufgaben sind das eine, die menschliche Seite das andere. Wie können das „Zusammen.Wachsen“, das Gemeinschaftliche und zutiefst Verbindende in dieser dynamischen Sportart, gelebt werden?
Matthias: Nach den vielen Jahren des „Nebeneinanderhers“ ist durch die zahlreichen Treffen in der jüngsten Vergangenheit auch menschlich etwas gereift. Es ist noch nicht perfekt. Noch nicht jeder hat das gemeinschaftliche Denken gänzlich verinnerlicht. Hierin liegt eine der Aufgaben für die kommenden Monate und Jahre. Nach den bisherigen Erfahrungen und Gesprächen bin ich jedoch guten Mutes, dass dies gelingen wird. Am Ende wollen wir einer der wenigen Vereine in Deutschland sein, die sowohl in der 1. BBL als auch in der 1. DBBL vertreten sind und dabei auch die Durchlässigkeit vom Nachwuchs in den Profibereich verbessern.
Jochen: Es geht es um die einfachen Dinge des Lebens wie Respekt, Toleranz, Integration, Offenheit, Aufgeschlossenheit, Neugier, Lachen, hart arbeiten, Teamwork, Zuhören, Leistungsbereitschaft, Verlässlichkeit, sich gegenseitig unterstützen – werden diese gelebt, dann erlebt man zur Belohnung „Zusammen.Wachsen“.
Auch über den USC mit Academics und BasCats hinaus? Wie kann den zahlreichen anderen Vereinen in der Region die Hand gereicht werden?
Matthias: Gerade die leistungsorientierten Nachwuchsteams WNBL, JBBL und NBBL spiegeln ja seit vielen Jahren die Basketball-Region und deren Vereine wider. Auch hier geht es nur mit Sensibilität und Offenheit – es darf nicht vergessen werden, in welchen Vereinen die Talente entdeckt und teilweise ausgebildet wurden. BasCats und Academics sollen die Vollendung einer regionalen Entwicklung sein.
Jochen: Indem wir die vorstehenden Werte auch leben, offen sind, zuhören, an den Gemeinsamkeiten arbeiten, tolerant sind und eigene Vereinsegos zum Wohle der Entwicklung von Spielern und Spielerinnen zurückstellen. Am Ende des Tages geht es um die Förderung von jungen Menschen, ob sie nun aus Heidelberg oder der Region stammen. Ihnen die Möglichkeiten des Spitzenbasketballs zu bieten – das sollte ein verbindendes Ziel sein!
Die Perspektive einer eigenen Trainingshalle 2025 in Heidelberg lässt Basketballer-Herzen höherschlagen. Wie ordnet Ihr dieses Zukunftsprojekt ein?
Matthias: Unsere Trainingssituation ist dank des Olympiastützpunktes und der Unterstützung durch das Sportamt recht gut. Allerdings ist sie im Vergleich zu anderen ambitionierten BBL-Standorten unterdurchschnittlich, da wir nicht jedes Training in der gleichen Halle machen können. Das betrifft auch sämtliche Teams des e.V., die quer über die Stadt verteilt in verschiedensten Hallen trainieren und immer wieder ausweichen müssen.
Die Trainingshalle ist ein großer Schritt in der Entwicklung des e.V. und hier gilt Jochen großer Dank, dass er sich so vehement für den Bau eingesetzt hat. Ohne ihn würde es diese Halle nicht geben. Dennoch kann auch diese neue Trainingsmöglichkeit nicht darüber hinwegtäuschen, dass ein großes, unseren Ansprüchen gerechtes Trainingszentrum mit Büroräumen, einem Kraftraum, Räumlichkeiten für Physiotherapie und für schulische Themen wie Nachhilfe, Hausaufgaben etc. dringend erforderlich ist. Denkbar wäre auch eine Kombination aus Sport und Kultur, denn Heidelberg ist Kulturstadt. Die beiden Themen sinnvoll miteinander unter einem Dach zu verbinden, hat in meinen Augen ein riesiges Potenzial. Leider reicht der Platz hier nicht aus, das näher zu erläutern (lacht).
Jochen: Elementar für die weitere Entwicklung. Und ich stimme Matthias zu, die Trainingshalle ist nur der erste nächste Schritt. Der Basketball braucht eine Heimat. Die Geschäftsstelle der Academics ist in kurzer Zeit eine zentrale Anlaufstelle geworden, die Trainingshalle ist die logische Fortsetzung.
Matthias, Crunchtime! Bitte vervollständige den Satz: Den USC BasCats wünsche ich diese Saison …
Matthias: … die Meisterschaft und viele neue Sponsoren, die Damenbasketball für sich entdecken und unterstützen möchten.
Jochen, für Dich die gleiche lockere Aufgabe: Die MLP Academics werden in dieser Spielzeit …
Jochen: … das Überraschungsteam der easyCredit BBL! Sie qualifizieren sich für die Playoffs und erreichen im Pokal das Final 4 (lacht). Klingt verrückt, ich weiß, aber Matthias, Alex und Co. haben tolle Arbeit geleistet, einen sehr guten Trainer gefunden, eine sympathische, zusammenhaltende Mannschaft von Heidelberg überzeugt und zusammengestellt. Seit Jahren gibt es immer ein Überraschungsteam, mit dem niemand gerechnet hat! Dieses Team in der Saison 2024/2025 zu sein, das wünsche ich Matthias und den MLP Academics.
Matthias und Jochen – herzlichen Dank für dieses ausführliche Gespräch.
Hinweis:
Das vorliegende Doppelinterview von Matthias Lautenschläger und Jochen Kohlhaas ist eines der zentralen Themen im großen Saisonheft der USC BasCats Heidelberg. Dort wird auf insgesamt 76 Seiten die gesamte Bandbreite des USC aufgezeigt. Das aufwändig gestaltete Basketball-Magazin wird voraussichtlich Ende Oktober/Anfang November 2024 erscheinen.
Tickets für BasCats und Academics:
Tickets für die BasCats und die Academics können online unter tickets.usc-hd.de oder in der Geschäftsstelle der MLP Academics in der Bahnhofstraße 34/1 erworben werden.
Besondere Aktion: Wer bis einschließlich 11. Oktober 2024 in der Academics-Geschäftsstelle ein BasCats-Ticket kauft, erhält einen Rabatt von 20 Prozent auf eine Karte für ein Spiel der MLP Academics.
Joachim „Jogi“ Klaehn
MLP Academics und USC BasCats Heidelberg
Kommunikation und Medien